Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Verdauungsprobleme oder das verheerende Regime des Magens

Erstellt von admin am Mittwoch 17. April 2013

Rolf Ehlers

Sachbezug: native Kost, Verdauung, Versorgung

Es ist anzunehmen, dass in den Wissenschaften wenig Interesse daran besteht, sicher zu ermitteln, wie viele Menschen in unserer Gesellschaft regelmäßig unter Verdauungsproblemen leiden.

Zuverlässige genaue Zahlen gibt es nämlich nicht. Nach den vorhandenen Schätzungen gehe ich davon aus, dass über 30 Prozent der Bevölkerung in Deutschland betroffen sind. Da Frauen offenbar etwas mehr damit zu kämpfen haben als Männer, kann es sein, dass jede zweite Frau in Deutschland Probleme mit der Verdauung hat.

-de.wikipedia.org –

 

Geforscht wird heutzutage fast nur noch dann, wenn die Industrie die Kosten dafür hinlegt. Wer aber wird danach forschen, wie er ein Leiden aus der Welt schafft, das Millionen Menschen täglich veranlasst, die von ihm zur Besserung der Symptome der Krankheit geschaffenen Medikamente zu kaufen?! Und davon gibt es Hunderte, wie schon ein kurzer Blick ins Netz zeigt:

http://www.medizinfuchs.de/anwendung/magen%2C+darm+%26+verdauung-15.html/order/relevance/offset/1

Wie wenig das Interesse auf wirkliche Hilfe gerichtet ist, können Sie schon daran ablesen, dass trotz der massenhaften Verbreitung der Probleme in den von den Anbietern der vielen Hilfsmittel gegebenen Informationen die besonderen physiologischen Bedingungen richtiger Verdauung nur ganz pauschal angesprochen werden.

Ein typisches Beispiel für die mangelnde Information: Über Blähungen im Darm wird fast ausschließlich so berichtet, als gäbe es gar keinen Unterschied zwischen den Blähungen im Dünndarm und im Dickdarm. Dünn- und Dickdarm sind aber zwei grundverschiedene Organe mit jeweils ganz anderen Aufgaben und Problemen. Krass gesagt: Kein Furz kommt aus dem Dünndarm und kein Rülpser aus dem Dickdarm!

Ich will hier nicht ausführlich über alle Stadien des Verdauungsprozesses schreiben, sondern nur über die Bereiche, in denen wir allgemein völlig unzureichend informiert werden. Ich spare daher den Mundraum, die Speiseröhre und den Mageneingang (Cardia) aus, und konzentriere mich auf das verheerende Regime des Magens mit seinen schädlichen Auswirkungen auf Dünndarm und Dickdarm.

Im Ruhezustand ist der Magen ein flacher Schlauch. Erst wenn dieser gefüllt und seine Wände gedehnt werden, treten dort an den Hauptzellen des Magenfundus eiweißabbauende Pepsine aus. Der Fundus ist der oberste Teil des Magens, in dem sich im Magen gebildete Gase und verschluckte Luft sammeln.

Wird der Magen gefüllt, wird von den Drüsen im Fundus und im Hauptteil des Magens (Korpus) auch der Magensaft gebildet. Mit der in ihm enthaltenen Salzsäure ist er für die Zerlegung größerer Mengen von Eiweißen sehr wichtig. Bis zur Füllung des Magens wird auch keine Magensäure gebildet, weshalb das Ausgangsklima des nicht gefüllten Magens eher leicht basisch als sauer ist (entgegen manchen anders lautenden Lehren).

In der Schleimhaut des Magenbodens schließlich liegen Belegzellen, die den sog. Intrinsic Factor abgeben, der vorhanden sein muss, wenn es nachfolgend im Dünndarm an den Aufbau des wichtigen Vitamins B 12 geht.

Im Ruhestadium des Magens ist der Magenpförtner (Pylorus) relaxiert. Er lässt flüssige Nahrung einfach in den Dünndarm durchlaufen, vorausgesetzt dass die Nahrungspartikel kleiner sind als 3 Millimeter. Der Dünndarm verdaut solche Nahrung ohne Rücksicht darauf, ob sie Kohlenhydrate, Proteine oder Fette enthält. Zwar braucht es für diese Aufgaben jeweils ein unterschiedlich starkes basisches Klima. Das passende Kleinklima schafft sich der Darm aber selber.

Das besondere Augenmerk auf die flüssige Nahrung zu lenken, ist wichtig, weil gleich wie die Nahrung über den Mund aufgenommen wird, sie erst in den Dünndarm gelangen kann, wenn sie verflüssigt ist. Genau genommen ernähren wir uns also ausschließlich flüssig! Kommt die Nahrung gleich flüssig in den Körper, braucht es weder die Pepsine noch die Magensäure, um sie zu verstoffwechseln. Da die flüssige Nahrung entlang der inneren Kurvatur des Magens, der Magenrinne herunter und dann erst über den Magenboden läuft, bevor sie durch den Magenpförtner in den Dünndarm läuft, bekommt sie auch den wichtigen Intrinsic Factor mit.

Warum aber spreche ich vom verheerenden Regime des Magens? Das hat seinen Grund in der Schließfunktion des Magenpförtners. Wie beschrieben lässt der Pylorus flüssige Nahrung einfach passieren. Es ist daher auch ein Fehler, wenn in der Ernährungslehre weithin behauptet wird, dass es etwa eine halbe Stunde dauerte, bis eine Tasse Kaffee oder ein Glas Saft in den Dünndarm zu gelangte. Erst mit der Ankunft fester Nahrung, die im Magen aufgeschichtet wird, wird die Schließfunktion des Magenpförtners aktiviert. Er ist zwar kein typischer Schließmuskel wie der Mund oder der Anus, sondern im angespannten Zustand ein sog. Dehnsphinkter, dessen Kanüle durch die umgebenden Muskeln in die Länge gezogen wird. Damit wird aber auch zuverlässig jeder Durchfluss verhindert.

Die Verdauungssäfte des Magens reagieren sich in der Regel eine halbe Stunde lang nach der Nahrungsaufnahme an ihr ab und neutralisieren sie dadurch zu einem guten Teil. Hinter dem Magenpförtner liegt der Zwölffingerdam (Duodenum), in den aus Leber und Bauchspeicheldrüse kommende basische Verdauungssäfte kommen. Stark gesäuerter Magenbrei ist dort nicht willkommen, kann vielmehr zu bösen Schäden führen.

Nach der ersten Phase der Einwirkung der Magensäfte auf die Nahrung wird es im Magen lebendig. Ausgehend vom Korpus des Magens über den Vorhof (Antrum) des Magenpförtners bis in das Duodenum hinein setzt alle 3 Minuten eine 20 Sekunden lang anhaltende sehr starke Muskelkontraktion ein, die erst den Mageninhalt (Chymus) durchmischt und dann etwa 2 % des Chymus regelrecht durch die Kanüle des Magenpförtners hindurch spritzt. Der große Rest wird mit einer letzten großen Muskelkontraktion wieder zur Magenmitte zurück gestoßen.

Es dauert sehr lange, bis so nach und nach der ganze Mageninhalt in den Dünndarm kommt. Alle diese geschilderten Vorgänge dauern umso länger, je stärker der Magen gefüllt wurde und je fetter und eiweißreicher die Nahrung ist. Wenn Sie diese Zusammenhänge einmal kennen, werden Sie dann noch weiter wie fast alle Welt nach der Nahrungsaufnahme gleich wieder Nahrung zu sich nehmen? Oder halten Sie sich dann nicht besser an feste Essenszeiten, damit der Magen sich auch wieder mal entleeren kann?

Das Regime des Magens wird erst so verheerend, wenn er immer wieder neu beschickt wird. Mit jeder neuen Nahrung stellt er sein Programm nämlich wieder auf null und beginnt erneut mit der Säuerung der Nahrung. Hangelt man sich vom Frühstück über einen Snack, ein Gabelfrühstück, das Lunch, ein wenig Teegebäck und immer wieder mal ein Süßigkeit oder sonst ein Zwischengericht bis zum Abendessen und danach zu neuen Knabbereien und Leckereien, wird der Magen den ganzen Tag hindurch nicht ein einziges Mal wirklich leer sein. Natürlich findet dann auch keine Verbrennung von Körperfett statt.

Wie kann man sich bei solcher Ess“kultur“ noch wundern, dass die dem Magen nachgeordneten Stationen unseres Verdauungsapparates, der Dünndarm und der Dickdarm rebellieren? Und dass wir über die Inhalte unserer doch meist sehr wertvollen Nahrung nicht ausreichend verfügen?! Die Unvernunft im Essverhalten ist so allgemein, dass Gastroenterologen nach ihrer Suche, wo im Darm die Verstoffwechslung unserer Nahrung stattfindet, verbreiten, dass dies schon fast ganz auf dem ersten Meter des immerhin 5 – 6 m langen Dünndarms erfolge. Das gilt aber doch nur für die kleinen Portiönchen Nahrungsbrei, die bei vollem Regime des Magens im 3-Minuten-Takt in den Dünndarm gespritzt werden!

Nehmen wir dagegen wie bei Säften, Smoothies und der nativen Kost (Aminas® Vitalkost) unsere Nahrung auf leeren Magen flüssig zu uns, läuft sie ungehindert den ganzen Dünndarm hindurch und erreicht auch die große Darmflora des Dünndarms, die tief unten im Krumm- und Leerdarm sitzt. Dort leben Billionen und mehr an Bakterien, die dort die Darmschleimhaut mit aus der Nahrung kommenden Mikronährstoffen versorgen, damit diese die für unsere Immunabwehr unverzichtbaren IgA-Antikörper herstellen kann. Bekanntlich kommen 80 % unserer Immunabwehr aus dem Dünndarm und nur 20 % aus der Milz. Die Antikörper wandern vom Dünndarm aus über Blut und Lymphe in alle Schleimhäute des Körpers, wo sie einen Schutzwall gegen Viren, Bakterien, Pilze und Parasiten bilden. Dies ist der Grund, weshalb nach längerer Nutzung nativer Kost die Anfälligkeit für Erkältungen zurückgeht und sich auch kein Herpes Labialis mehr einstellt.

Ein Problem für sich ist es, wenn wir rohe Pflanzenprodukte essen, bei denen die Zellen der Pflanzen nicht mechanisch aufgebrochen sind, beispielsweise beim grünen Salat. Leider können unsere Verdauungssäfte die Zellulosewände, mit denen die Pflanzenzellen umgeben sind, nicht öffnen. Die paar Mal, die sorgfältige Esser auf einem Salatblatt herumbeißen, lassen die weitaus größte Zahl der Zellen ungeöffnet passieren. Der bekannte Münchner Heilpraktiker und Autor Henning Müller-Burzler hat mal sorgfältig durchgerechnet: Um alle Zellen roher Pflanzen mit den Zähnen zu öffnen, müssen wir Menschen auf jedem Bissen sage und schreibe 150 Mal herumbeißen. Ich habe im Zoo nachgezählt, dass ein Gorilla ein kleines Stück Möhre 30 Mal zerbeißt. Für ihn ist das ausreichend, weil er viel größere Molaren hat als Menschen und eine mehr als zehnfach stärker Beißkraft dazu.

Der Inhalt der ungeöffneten Pflanzenzellen geht im warmen Körper in Fäulnis über. Die hochgiftigen Gase greifen schon im Dünndarm die Darmwände an. Wenn wir es mit solchen Angriffen nicht übertreiben, gehen diese Gase über das Blut in die Leber und werden dort entgiftet. Regelmäßige Vergiftungen können die Darmschleimhaut allerdings auch nachhaltig schädigen. Am Ende wird dann –bis zu einer gründlichen Erholung des Dünndarms – die ankommende Nahrung überhaupt nicht mehr ausreichend metabolisiert. Dies führt zur Weitergabe der Probleme an den Dickdarm. Die vergammelten Pflanzenteile entwickeln noch weit mehr Gase im Dickdarm, wo sie in dessen auf- und absteigenden Teilen, also in den Flanken, beträchtlichen Druckschmerz erzeugen können. Die unverdauten Nahrungsbestandteile können im Dickdarm zu einer schädlichen Überpopulation der dortigen Darmflora führen, was auch zu vermehrter Gasbildung führt. Was den Körper dann verlässt, ist alles andere als wohlgeformter und keinesfalls übelriechendem Stuhl, wie er für einen gesunden Verdauungstrakt normal ist.

Bei allem gesicherten Wissen über den Wert von Ballaststoffen und Vollkornprodukten müssen wir im Hinterkopf bewahren, dass der Verzehr von Getreidekörnern Hühnern und Grasfressern viel besser bekommt als uns. Solche Rohkost birgt einen enormen Reichtum an Vitalstoffen. Aber wir fügen uns mit ihrem Verzehr nur Schaden zu, wenn ihre knapp 200 µm kleinen Zellen nicht geöffnet werden!

Wer schwere Verdauungsbeschwerden hat, die nicht weggehen wollen, braucht gewiss einen Therapeuten, der gewiss die Physiologie des Verdauungstraktes kennt und nicht nur blind Medikamente gegen einzelne Symptome verschreibt. Wer die Funktionen seines Verdauungssystems kennt und die Bedingungen seines sachgerechten Betriebs bei der Nahrungsaufnahme bedenkt, wird von der Natur mit einer weitgehend geräuschlosen Verdauung belohnt werden.