Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Serotoninversteher Reza Hojati

Erstellt von r.ehlers am Mittwoch 27. September 2017

Unter www.youtube.com/watch?v=we8tSvpOFxo kommen Sie auf die Kurzerklärung des Mental-Trainers Reza Hojati über „die einfachste  Abnehmmethode der Welt, die Sie sich in nur 20 Minuten Vortrag zu Gemüte führen können. Worum es dabei geht, erkläre ich nachfolgend aber auch sehr viel kürzer. Auf Reza Hojati bin ich im Netz gestoßen, weil er nicht nur gute Ratschläge zum richtigen Essverhalten gibt, sondern  auch die biologisch-wissenschaftliche Erklärung dazu versucht:  das Esskontrollhormon/den Botenstoff SEROTONIN!

Hier kurz meine Zusammenfassung der Ratschläge von Reza Hojati, von denen ganze drei die Essenz seiner Empfehlungen ausmachen:

  1. Man muss lernen, nur zu essen, wenn man echten körperlichen Hunger verspürt, nicht weil Essenszeit ist oder der Teller noch nicht leer ist. Sobald man Sattheit spürt, muss man aufhören zu essen.
  2. Man kann essen, was man will bzw. was einem schmeckt.
  3. Man muss jeden Bissen bewusst essen.

Weitere Handlungsanweisungen vertiefen die Regeln, bringen aber nichts wirklich Neues. Sie sind auch nur begrenzt in der Praxis einsetzbar. Man muss danach jeden Bissen mindestens 30 x kauen (die Empfehlungen anderer Ernährungslehrer gehen auf 60,80 oder gar 150 Kauvorgänge je Bissen). Während des Kauens muss man das Essbesteck ablegen.Man soll den Teller nie leer essen, sondern einen Rest Nahrung liegen lassen.

Seine Serotoninhypothese setzt da ein,

  • wo der Mensch nicht bewusst auf seine „körperlichen Gefühle von Hunger und Sattheit“ hört und sich statt alsbald nach dem Eintritt einer Sättigung das Essen zu beenden weiter mit Nahrung vollstopft.

Hojati spricht davon, dass der unbedachte Esser durch das Vollstopfen in einen Trancezustand gerät, in dem er sich einfach glücklich und zufrieden fühlt. Dies begründet er damit, dass das unmäßige Essen zur Ausschüttung des Glückshormons Serotonin führe, ähnlich wie er dies auch von der Tiefenatmung her kennt und auch beim „Liebe machen“registriert.

An diesem Punkt setzen

  • erstens meine theoretische Kritik
  • und zweitens das große Lob für Hojatis großartiges Verständnis der praktischen Bedingungen zum nachhaltigen Abnehmen ein.

Zuerst das Lob:

Es ist zwar beileibe nicht alles neu, was Hojati an neuen Essensregeln predigt, es ist aber in keinem Punkt falsch. Längst erwiesen ist seine Feststellung, dass man nur mit einer dauernden Änderung des Essverhaltens, nicht aber mit auch nur einer der tausend bekannten Diäten nachhaltig abnehmen kann, s. auch mein Buch über die Essenspausen, Via Nova, 2012. Er verweist sehr zu Recht auf die uns von der Natur mitgegebene Steuerung des Essverhaltens durch die von Hormonen und Transmittern gesteuerten Empfindungen von Hunger und Sattheit. Diese Empfindungen gilt es wieder zu beachten, statt nach von außen aufgesetzen Regeln auch dann zu essen, wenn kein wirklicher Hunger da ist und nicht einfach aufzuhören zu essen, wenn der Hunger geht und Sattheit aufzieht.

Die drei großen „W“s: Es liegt nicht daran, wann man isst, was man isst und wieviel. Unsere ganze Gesellschaft ist nicht nur krank durch verfehlte Ernährung, was gut an der allgemeinen Verfettung abzulesen ist. Das Gesundheitswesen, die Medizin und insbesondere die Ernährungsberatung haben uns in dem letzten halben Jahrhundert mit diesen drei großen „W“s laufend die falschen Täter für diesen Übelstand präsentiert. Ein Umdenken fällt  sehr schwer, weil die Denkrichtung heute von großen mit der Politik verbündeten Mitspielern aus der Wirtschaft vorgegeben wird, der Chemie, der großen Agrarwirtschaft und der Lebensmittelindustrie wie auch dem übermächtig gewordenen Handel. Dem Geld folgt meist auch die Wissenschaft.

Wann genau man isst, ist im Interesse des Abnehmens nicht ohne Bedeutung, weil der Körper für die Fettverbrennung, seine allgemeine Gesundheit und auch seine Regeneration in der Nacht (Ghrelin, Sirtuin) auf die Einhaltung täglicher großer Essenspausen angewiesen ist (nicht nur für den von mir entdecketen Serotonineffekt durch den Verzehr nativer Nahrung auf leeren Magen). Wie die Pausen zu liegen haben, ist aber nicht zwingend vorgegeben. Es ist also alles in bester Ordnung, wenn man nur nicht auch dann ist, wenn man gar nicht hungrig ist. Das ist der Obersatz.

Was man isst, so glaubt alle Welt, ist der Schlüssel für Gesundheit und schlanke Linie. Daher wird für immer neue Produkte und einzlne Inhatsstoffe geworben, obwohl in der Natur alles leicht zu finden ist, was wir brauchen.

Wieviel man isst, sollen wir nach der Lehre der staatlich geförderten großen Ernährngsgesellschaften nach der Kalorienzahl ermitteln. Zudem sollen wir möglichst auch unsere Verfügung über die Vitalstoffe laufend ermitteln lassen und ständig nachsteuern. Wenn wir aber der natürlichen körperlichen Steuerung des Essens gar nicht mehr vertrauen, verliert diese letztlich ganz ihre Kraft und wir sind nur noch von außen steuerbar (was nur sehr schwer gelingt).

Die Kritik:

Ich habe wie Hojati auch die Vorstellung, dass es mehrere Auslöser für die Herstellung und die Ausschüttung von Serotonin gibt. Ich freue mich sehr darüber, dass er sich mit diesem wichtigen Schlüsselhormon überhaupt beschäftigt. Die großeMasse der Experten tut es nämlich nicht, allenfalls schreibt sie mal lexikalische Informationen über dessen Aufgaben und Wirkungen ab. Ich habe 2012/2014 meine Serotonintheorie im Buch über das Wohlfühlhormon Serotonin, Via Nova Verlag, niedergelegt.

Insbesondere wird Serotonin gelockt durch langzeitige starke körperliche Belastung. Meditation und Tiefatmung haben nach meinen persönlichen Erfahrungen auch eine gewisse Wirkung, ebenfalls intensive sexuelle Betätigung. „Hinreichend wissenschaftlich gesichert“ ist das indessen nicht, es forscht aber auch kaum jemand.  Aber dass das unmäßige Essen, das ja tatsächlich zu der von Hojati beschriebenen Trance (Esssucht) führen kann, gerade durch die Lockung des Esskontrollhormons Serotonin getragen würde, liegt nun wirklich nicht nahe. Serotonin ist  nicht das eigentliche Glückshormon, das ist doch das Dopamin! Serotonin ist ein Kontrollhormon. Man nennt Serotonin nur auch das Wohlfühlhormon und einen Botenstoff des Glücks, weil es gefragt ist, wenn es um die Freisetzung von Dopamin geht.

Serotonin verschafft in Wahrheit keine extatischen Glücksgefühle, es schafft Zufriedenheit, indem es die anregenden und beglückenden Hormone -kontrolliert- frei lässt. Hojati übersieht, dass Serotonin gerade in der natürlichen Begrenzung des Hungergefühls eine wesentliche Rolle spielt. Was fast jeder aufmerksame Nutzer nativer Kost bestätigen kann: Ihr Verzehr nimmt umgehend jeden Heißhunger (binge eating) und schafft  die Basis dafür, dass körperlicher Hunger erst Stunden später aufkommt.