Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Brett vor dem Kopf: Monokausales Denken

Erstellt von r.ehlers am Samstag 27. Juni 2015

Produkt-Information

.. kein Problem, wenn es das Schachbrett ist!

Im Umgang mit den Dingen, die uns in der Not gesundheitlich helfen sollen, gibt es eine ungemein weit verbreitete Dummheit, der wir uns entgegenstellen müssen. Es geht um einen uns tagtäglich vielfach begegnenden Verstoß gegen die Gesetze der Denklogik, mit dem wir uns selbst und wir Menschen untereinander uns laufend betrügen  Wenn wir das Wissen darum einmal richtig verinnerlicht haben, wird sich uns der Magen umdrehen, wenn wieder einmal in der Werbung erklärt wird, dass

diese und jene Produkte gegen diese und jene Beschwerden und Krankheiten hälfen – obwohl sie nur unter einem oder wenigen der vielen insgesamt maßgebenen Aspekte einen Vorteil leisten können.

Ausnahmen bestätigen die Regel. Unproblematisch ist die Annahme, dass Krankheiten, die von einer Mangelversorgung ausgehen, gebesssert werden, wenn der Mangel behoben wird. Natürlich wachsen die Zähne nicht nach, die bei der durch den Vitamin-C-Mangel verursachten Skorbut ausgefallen sind. Aber die Krankheit verschlimmert sich nicht mehr.Dasselbe gilt für die Pernizöse Anämie mit dem bölligen Verfall von Körper und Geist und die Versorgung mit Vitamin B 12. Die Besonderheit bei diesen Störungen ist, dass sie einen monokuasalen Auslöser haben.

Aber wie ist es bei all den Tausenden von Krankheiten, zu deren Entstehung meist viele nachteilige Ursachen zusammen kommen müssen? Welche Umstände spielen beispielsweise eine Rolle bei der Entstehung einer Depression? Ich liste mal eine Reihe auf:

  • Zuviel Alltagsstress
  • Schicksalsschläge
  • Fehlende Ruhe und Entspannung
  • Fehlende körperliche Inanspruchnahme
  • Schlechter Schlaf
  • Anstieg der Stresshormone
    • Cortisol
    • CRH
    • Adrenalin
    • Noradrenalin
    • Testosteron
  • COMT-Enzymschwäche im Abbau der Stresskormone
  • Fehlen des Stresskontrollhormons Serotonin

Was sagen Sie zu jemandem, der Ihnen weis macht, dass Sie keine Depression zu fürchten brauchen, weil er Ihnen ein Mittel an die Hand gibt, das Ihnen das Einschlafen erleichtert? Hilft das denn nicht gegen Depressionen, wo doch der fehlende Schlaf eine Mitursache für das Entstehen ist? Wenn das Zusammenspiel von Stressaufbau und Stressabbau nicht in Ordnung kommt, hilft nichts!

Was halten Sie unter den aufgezeigten Aspekten davon, wenn Ihnen jemand erklärt, dass Sie leicht abnehmen können, wenn sie den von ihm verkauften Eiweißdrink zu sich nehmen, wie das Almased und Yokebe tun? Da spielen doch auch die Hormone eine Rolle, voran das Esskontrollhormon Serotonin, aber auch die Hormone Leptin, Ghrelin und Cholzystkinin, um nur einige zu nennen. Wichtiger aber noch ist, dass die eingefleischen Essgewohnheiten, die Esssucht und die Gier nach Lebensfreude durch das Essen (Frustessen) eine große Macht über das Verhalten ausüben. Wenn dann tatsächlich ein solcher Eiweißdrink überhaupt irgend einen sinnvollen Beitrag bei den Bemühungen zum Abnehmen leisten kann, ist nichts ale eine Veralberung der Allgemeinheit ihr eine Art automatischer Abnehmhilfe vorzugaukeln.

„Es gibt nur ein perspektivisches Sehen, nur ein perspektivisches ‘Erkennen‘; und je mehr Affekte wir über eine Sache zu Worte kommen lassen, je mehr Augen, verschiedene Augen wir uns für dieselbe Sache einzusetzen wissen, um so vollständiger wird unser ‚Begriff‘ dieser Sache, unsere ‚Objektivität‘ sein“.

Friedrich Nietzsche: Jenseits von Gut und Böse. Zur Genealogie der Moral. 1968, S. 383

Ein solches Brett vordem Kopf haben auch die, die wissen, dass die Aminosäure L-Tryptophan der Hauptbaustein ist für den Aufbau von Serotonin, und daher Kunden zu gewinnen suchen, die ihnen diese Aminosäure mit der Maßgabe anbieten, dass dies nicht nur für genügend Serotonin sorge, sondern auch noch alleProbleme aus der Knappheit mit diesem Botenstoff löse. Noch toller ist es, wenn ohne weitere Maßgabe zu Mahlzeiten mit Lebensmitteln wie Amaranth und Quinoa  geraten wird, die – wie Hunderte andere Lebensmittel auch – L-Tryptophan enthalten.