Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Wer heilt, hat Recht?

Erstellt von r.ehlers am Donnerstag 9. Januar 2014

Sowohl im öffentlichen Gesundheitswesen wie auch außerhalb dient dieser Spruch „Wer heilt, hat Recht“ allen Anbietern von Rat und Hilfe als entscheidende Begründung für die Wirksamkeit der Wege oder der Produkte, die sie propagieren. Die Standardmedizin bedient sich Regelsätzen, die angeblich wissenschaftlich absichern, was wirklich hilft und was nicht. Weil sie trotz vieler guter Erfolge in sehr vielen Fällen nicht oder nur unvollkommen helfen kann, halten sich viele Menschen an die Alternativmedizin, die ihre eigenen Wege hat, positive Wirkungen ihrer Maßnahmen für sich in Anspruch zu nehmen.

Schamane aus Amazonien -de.wikipedia.org-

Auf Anhieb ist jeder Mensch geneigt, zuzustimmen, dass Recht hat, wer heilt. Was ist schon erfolgreicher als der Erfolg? Wenn ein positiver Heilerfolg zu beobachten ist, gibt es dafür auch eine Ursache. Was nutzt es, an Wunder zu glauben?! Dummerweise kann man nur selten auf Anhieb feststellen, was im Einzelfall wirklich der wahre Grund für das gute Ergebnis ist. Allein der äußere räumliche und zeitliche Zusammenhang zwischen zwei Ereignissen reicht  für die sichere Annahme einer Ursache-Wirkung-Beziehung nicht aus.  Ein paar schöne Beispiele dafür habe ich gefunden in einer klugen Besinnung von Dr. Harald Lamprecht  von der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens (KdöR):

Wenn ich heute nicht ordentlich aufesse und es morgen regnet, weiß ich, dass kein wirklicher Zusammenhang zwischen beiden besteht. Wenn ich an Bach-Blüten-Essenzen rieche und am nächsten Tag die Magenschmerzen weg sind, soll aber plötzlich zweifelsfrei das eine für das andere ursächlich sein. Vielleicht geht es mir auch besser, weil ich erfahren habe, dass die Prüfung verschoben wird oder dass die Bank den benötigten Kredit gewährt.“ S. http://www.confessio.de/cms/website.php?id=/religionheute/esoterik/allgemeines/wer_heilt_hat_recht.html

Gerade Betroffene, denen mal konkret geholfen wurde, sind zu leicht geneigt, den Behauptungen besonderer Wirkzusammenhänge ohne weitere Prüfung zu glauben.  

In fast jedem konkreten Fall des Versuchs der Behebung einer Störung der Gesundheit wirken aber viele verschiedene Wirkungen auf das Geschehen ein, neben den Medikamenten und medizinischen Verfahren und Eingriffen die ganze materielle Umgebung, die Ernährung, aber auch die geistig-seelischen Umstände. Leider taugen die gesetzlich anerkannten Verfahren sehr häufig nicht viel, um wirklich zuverlässig zu sichern, dass etwa ein bestimmtes Medikament oder eine bestimmte Therapie geeignet sind, immer wieder dieselben Zustandsverbesserungen herbeizuführen. Paradebeispiel dafür ist das schreckliche Medikament Reductil®, das eine Zulassung als Medikament zur Förderung des Abnehmens erhielt, obwohl es – über die Hemmung der Serotoninwiederaufnahme – eine Mäßigung des Hungergefühls bewirkte. Alle anderen für die Reduzierung desKörpergewichts wichtigen Umstände bleiben außen vor. Aber denken Sie auch an die viel genutzten Schmerzmittel wie Paracetamol ®, die angeblich Erkältungskrankheiten ursächlich beseitigen sollen.

Zwei Wahrsprüche fallen mir dazu ein:

1. Was von der großen Wissenschaft und dem Gesetzgeber als wirksam anerkannt oder zugelassen ist, kann dennoch ohne maßgebliche Wirkung, wohl aber sehr schädlich sein.

2.  Was von der großen Wissenschaft und dem Gesetzgeber nicht als wirksam anerkannt ist,  kann dennoch sehr wirksam sein, ohne zu schaden.

Seit Jahrtausenden gibt es Heilwege, die sehr erfolgreich sind, obwohl die Gründe dafür kaum verstanden sind. Warum, z.B., hilft bei Erkältungen eine heiße Hühnerbrühe? Solange das nicht in evidenzbasierten randomisierten Doppelblindstudien vollständig wissenschaftlich gesichert ist, darf nach unserem Recht kein Hersteller der Brühe auf diesen Vorteil hinweisen. Glücklicherweise betrifft das die Therapeuten, seien es Ärzte oder Heilpraktiker, nicht, auch nicht Dritte, die wie ich über solche Dinge schreiben. Die Feststellung, was hilft, wird auch dadurch erschwert, dass einige Krankheiten einen zyklischen Verlauf haben. Darum heißt es ja auch scherzhaft, dass ein Schnupfen ohne Arzt  14 Tage dauert, aber mit seiner Hilfe schon in 2 Wochen vergeht.

Im vorgenannten Beitrag weist Dr. Lamprecht  zu Recht auch darauf hin, dass es – auch in der Schulmedizin – eine nicht zu unterschätzende Quote von Spontanheilungen gibt, für die man bis dato einfach keine Erklärung findet.

Im Ergebnis tun wir gut daran, alle angeblich so tollen Heilwirkungen  gründlich  zu hinterfragen. Ganz so, wie ich schon früher schrieb: http://www.essenspausen.com/horen-sie-auf-niemanden/

Oberstes Gebot in Gesundheitsfragen lautet daher nicht: „Wer heilt, hat Recht!“  Das Wichtigste ist neben unserem eigenen Urteil die Sicherheit, dass wir nichts tun oder zulassen, was schadet.