Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Richtig Lernen

Erstellt von r.ehlers am Mittwoch 4. November 2015

So wie richtig zu essen ein Teil einer klugen Lebensgestaltung ist, ist dies auch, richtig zu lernen. In beiden Fällen liegt das Hauptaugenmerk auf der Art und Weise des Vorgehens, also einerseits bei der richtigen Essweise und nicht bei der Auswahl der richtigen Speisen (was allerdings viele Menschen erst lerenen müssen) und andererseits bei der Wahl des richtigen Zugangs zum Lernstoff und nicht bei den Lerninhalten.

Richtig lernen hat die größte Bedeutung in Schule und Hochschule. Inzwischen haben wir aber immer weider gehört, dass das Lernen für keinen von uns je aufhört, weder im Beruf noch im Alter. Richtig lernen ist daher ein Thema für jedermann. Dass das stimmt, erfahren leidvoll viele Senioren, die sich nicht entschleißen können, sich an die Nutzung des Computers zu gewöhnen und daher angesichts des schnellen Wandels in vielen Bereichen ins Hintertreffen geraten.

Nicht erst seit die Humanwissenschaften so viel Wissen darüber freigelegt haben, wie wir Menschen geistig und seelisch gestrickt sind, hatten kluge Pädagogen und Psychologen herausgefunden, wie wir uns auf bestmögliche Weise das Wissen der Welt aneignen können.So kam mehr als 150 Jahre vor der allgemeinen Verbreitung des Verständnisses von der großen Übermacht des Unbewussten im Menschen und des Einflusse der Botenstoffe auf die Funktionsfähigkeit unseres zentralnervösen Systems kam der Verleger Gustav Langenscheidt aus Berlin bei einer Bildungsreise durch Europa auf die Idee, Sprachkurse zu veröffentlichen, die einen leichten gefühlsmäßigen Einstieg in die Welt fremder Sprachen eröffneten. Sigmund Freud revolutionierte die Psychologie erst zwei Generationen später.

Langenscheidts Englisch damals war nicht besser als das zeitgenössischer deutscher Politiker wie Lübke, Oettinger und Stoiber. Langenscheidt empfand die Unfähigkeit sich in einer anderen Sprache ausdrücken zu können als eine starke Behinderung und einen Makel an Lebensqualität. Die Idee, Sprachkurse zu veröffentlichen, kam Gustav Langenscheidt auf seiner Bildungsreise durch Europa. Umfangreiche Sprachkenntnisse waren im 19. Jahrhundert eher selten, insbesondere im Bürgertum. In London behinderte Langenscheidt seine Unkenntnis der englischen Sprache so sehr, dass er verärgert notierte:

„Es ist ein wahrhaft peinliches Gefühl, unter Menschen nicht Mensch sein und seine Gedanken austauschen zu können.“

-de.wikipedia.org-

Sprachlehrer und Verleger Gustav Langenscheidt (1856)

Wichtigstes Element seines neuen Lernsystems waren die wortgetreue Interlinearübersetzung ganz einfacher Sätze, die abweichend von der damaligen allgemeinen Regel nicht die Grammatik in das Zentrum des Lernens stellt, sondern durch das Erleben der Entsprechungen zwischen den Sprachbegriffen das gefühlsmäßige Einleben in die zu erlernende Sprache ermöglichen.

Dabei wird keine zusammenhängende Übersetzung in Form eines grammatisch korrekten Textes in der Zielsprache angestrebt, sondern die Entsprechungen einzelner Wörter dienen als Verständnishilfe für Leser des Ausgangstextes. Neu war zudem die Einführung einer leicht verständlichen Lautschrift. Das Sprachgefühl wurde der Einstieg in die Fremdsprache, nicht das Einpauken von Sprachregeln und sklavisches Memorieren von  Vokabeln. In der Muttersprache lernt man ja auch erst, einfache Wörter richtig auszusprechen, bevor man sich der Systematik der Sprache nähert.Langenscheidts Erkenntnisse sind auch heute noch die Basis für alle Sprachschulen bis hin zu Babbel (www.babbel.com).

Mit der Aufgabe des rein rationalen systematischen Erlernens von Sprachen geht natürlich nichts über Bord von den tieferen Strukturen der Sprache wie der Grammatik und der Syntax. Ihr Erlernen bedarf einigen Fleißes, wenn auch nicht gleich krampfhafter Konzentration. Auch bei dem Verinnerlichen von abstarkten Systemen und Strukturen tun wir gut daran, mit Assoziationen zu anschaulichen Dingen zu operieren, um selbst die trockenste Materie spielerich leicht aufzunehmen.

Es gibt einige wenige Menschen, zu denen auch mein ältester Sohn Andreas gehört, die die Fähigkeit mitgebracht oder entwickelt haben, all die vielen Sprachregeln einer neuen Sprache in kürzester Zeit, manchmal schon in Stunden aufzunehmen und alsbald umzusetzen. Sie brauchen sich über ds richtige Lernen von Sprachen natürlich nicht die Gedanken zu machen wie die vielen Anderen.

Warum überhaupt Sprachen lernen?

Bevor wir uns auf fremde Sprachen stürzen, müssen wir zunächst bedenken, ob sich das auch für uns lohnt. Lohnt es überhaupt, seine Zeit damit zu verbringen, seine Gedanken auch in einer anderen als der Muttersprache zu bilden und auszudrücken? Werden wir durch Mehrsprachigkeit etwa klüger? Oder ist was dran an der Behauptung, Mutter Kirche hätte es gern gesehen, dass gerade die Jesuiten sich geistig im Umgang mit vielen Sprache zerstreuten, damit sie keine Zeit für kritische Gedanken haben?

Aus rein pragmatischen Gründen kann ich nur jedem Schüler empfehlen, sich zwei aktuelle Fremdsprachen auszusuchen und sich ihnen so intensiv zu widmen, dass man sie gut versteht und sich problemlos in ihr ausdrücken kann. Gelingt das, veringert sich der heute als mörderische empfundene Leistungsdruck an der Schule ganz enorm, weil das konsequente Hineinleben in diese Sprachen zwangsläufig zu guten Noten in diesen Fächern führt. Defizite in anderen Fächern schlagen dann nicht mehr so stark durch. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie ein Sprachurlaub oder ein längerer Aufenthalt im fremden Land regelrecht eine Garantie dafür abgibt, dass dieses Konzept aufgeht.

Sprachen lernen ist nur ein wichtiger Fall des richtigen Lernens

Wie sehr man seine Zeit und Energie mit dem falschen Lernen verplempern kann, habe ich in den ersten Semestern meines Jurastudiums festgestellt, als ich stur u.a. die Monsterwerke im Handelsrecht (von Gericke), Schuldrecht (Larenz) und gar im Verwaltungsrecht (Wolff) durchackerte, bis ich endlich verstand, dass solche „Lehrbücher“ zwar die Lerninhalte richtig und systematisch geordnet wiedergaben, aber als Lernmittel völlig ungeeignet sind. Aber wer sagt einem das schon? Jedenfalls nicht der Professor in der Vorlesung, der auch nur systematisches Wissen ausbreitet ohne auf die mentalen Bedinungen einer erfolgreichen Informationsaufnahme und -verarbeitung zu achten.

Während ich schon an die 1. juristische Staatsprüfung im Auge hatte, entwickelten Anfang der 60er Jahre zwei fachlich bestens beschlagene Anwälte – Alpmann und Schmidt – für ihr Repetitorium  zusammen mit Pschologen und Pädagogen vom Ort  die für Juristen sensationell neue induktiv-systematische Lehrmethode. Ich habe später jahrelang als Lehrbeauftragter an der Ruhr-Universitöt Bochum, beim Auswärtigen Amt in Bonn (Völkerrecht) und als nebenamtlicher Rechtslehrer an einer Fachoberschule für Behinderte in Sachsen genau diese Methode mit bestem Ergebnis eingesetzt. Heute ist es Standard, denangeblich trockenen juristischen Lernstoff mit zunächst ganz einfachen anschaulichen Fällen zu erschließen, denen Schritt für Schritt gut nachvollziehbar sinnvolle Abwandlungen folgen. Hat man so ein ganzes Kapitel fast spielerich durchwandelt, fällt es leicht, die sich daraus ergebende Systematik zu erkennen und im Gedächtnis zu behalten.

Das beharrliche aber nie krampfhafte Arbeiten mit den anschaulichen Fällen braucht dann nur noch ein kluges System von ebenfalls lockeren Wiederholungen der Kapitel. So lernt es jeder normale Mensch ganz leicht, sich das in viele Sparten unterteilte heutige Rechtssystem zu eigen zu machen.

In anderen Fächern ist das nicht anders. Niemand braucht z.B. Angst zu haben vor der angeblich nur  schwer zu erlerndenden Mathematik, wenn er gut gemachte Skripten findet, in denen der Zugang zu den Gesetzen der Mathematik  schrittweise erfolgt, damit der Lernende die Abstrakta mit Begreiflichem assoziieren kann.

Welchen Unterschied das richtige Lernen in der Mathematik bedeutet haben meine Klassenkameraden und ich erlebt, als unser Mathematiklehrer mal ein halbes Jahr von einem jungen Lehrer vertreten wurde – und alle Schüler, auch die die angeblich kein Talent für das Fach hatten, mit guten Leistungen aufwarteten. Als der nach eigenen Angaben fachlich sehr gute alte Lehrer die Klasse wieder übernahm, zeigten wieder nur die früher schon auffallend guten Schüler  gute Leistungen, während alle anderen wieder nicht mehr gut mitkamen. Der einzige Unterschied war, dass der Hauptlehrer ständig darauf herumritt, wie schwer doch die Mathematik sei, während der Vertretungslehrer jedem Schüler zeigte, wie sie ihre Probleme auch ganz leicht lösen konnten.

 

Ein Kommentar zu “Richtig Lernen”

  1. Richtig Essen » Blog Archiv » Time is honey – verflixtes Zeitmanagement sagt:

    […] Im Beitrag http://www.essenspausen.com/schlaf-und-traum-wir-ticken-ganz-anders/ habe ich gerade erst eingehend geschildert, wie wir zum größten Vorteil  Tag und Nacht im Einklag mit unserem Unbewussten, unserem eigentlichen Selbst, leben und arbeiten sollten. Im Beitrag „Richtig Lernen“ habe ich hervorgehoben, dass die Mechanismen der Meditation, die den Lernerfolg verbessern helfen, dieselben sind,  die uns im Denken über das Gelernte noch hinausbringen können, s. http://www.essenspausen.com/richtig-lernen/. […]