Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Gluten, der große Serotoninkiller? Falsche Aufklärung

Erstellt von admin am Montag 6. Mai 2013

Sachbezug: Verdauung, Glutenunverträglichkeit, Serotoninaufbau, native Kost, Serotoninwirkungen

Gluten, das Klebereiweiß, das sich in Getreide wie Weizen, Roggen und Gerste und damit im Volksnahrungsmittel Brot befindet, aber auch in Nudeln, Müsli und fast allem Gebäck, wird fast von der halben Bevölkerung nicht immer gut vertragen. Meist sind die Beschwerden nicht chronisch wie bei der Zöliakie, können aber dennoch die Betroffenen jahrelang schrecklich quälen. Dabei hilft eine Umstellung in der Ernährung ganz sicher!

  -de.wikipedia.org-

Weißbrot bekommt nicht jedem!

Weil es sich um ein großes Problem handelt, ist es sehr zu loben, wenn sich Gesundheitsexperten finden und Medizinjournalisten, die das Wissen um diese Problematik der Allgemeinheit zugänglich machen. Umso bedauerlicher ist es, wenn gerade diese Aufklärung falsch ist.

Im Falle der Gesundheitsaufklärung durch die bestimmt 100.000 fach und mehr gelesene Fernsehzeitung tv Hören und Sehen des Bauer-Verlages (Heft 19/2013,S. 26) sind in der Sache, über die ich hier berichte, eigentlich sehr gute Ausgangsvoraussetzungen für eine wertvolle Gesundheitsaufklärung gegeben. Für den Artikel:

„Macht Toastbrot depressiv?“ – Wieso Burn-out, Abgeschlagenheit und Depressionen nicht immer ein Fall für den Psychiater sind.

kommen an guten Bedingungen zusammen:

  1. Eine gerade wegen ihrer vielen interessanten Beiträge zur Gesundheit viel gelesene Zeitschrift, die man schon wegen des täglichen Fernsehprogramms sehr häufig in die Hand nimmt.
  2. Ein sehr wichtiges Thema.
  3. Vorstellung des Themas durch eine gelernte und sehr erfahrene Medizinjournalistin (Vivien Wassermann).
  4. Bezug auf einen Mann vom Fach, Dr. med. Jörn Reckel, Facharzt für Allgemeinmedizin und Nahrungsmittelexperte aus Ahrensburg.

Bevor ich erläutere, weshalb der Beitrag in tv Hören und Sehen im Ergebnis voller schlimmer Fehlinformationen steckt, will ich zunächst hervorheben, was daran aber alles richtig ist. Denn kaum jemals ist an einer Information alles falsch. Gerade die hier gebotene Mischung von richtig und falsch ist aber für den informationssuchenden Laien besonders gefährlich, weil man am Ende kaum noch weiß, was man glauben soll.

Also hier, was in dem Beitrag unbestreitbar richtig ist:

  1. Wörtlich: „Wenn wir zu wenig Serotonin produzieren, kann dies zu eingeschränkter Leistungsfähigkeit, Abgeschlagenheit und im schlimmsten Fall zu Depressionen führen. Viele Menschen glauben, sie seien aufgrund ihrer Lebenssituation in einen Burn-out gerutscht.“ Und dann stellt sich heraus, dass ein Fehler in der Ernährung verantwortlich ist.
  2. Glutenunverträglichkeit führt meist zu „Bauchschmerzen, einem Blähbauch und zu Unregelmäßigkeiten des Stuhlgangs. … Bei vielen Betroffenen dauern die Beschwerden bereits mehrere Jahre an, bis schließlich die richtige Diagnose gestellt wird.“
  3. Die Glutenunverträglichkeit kann in der großen Mehrzahl der Fälle nicht allein im Blut, sondern nur über den Stuhl nachgewiesen werden.
  4. Die Zahl der von der Glutenunverträglichkeit Betroffenen nimmt so stark zu, weil sie zu viel glutenhaltige Nahrung zu sich nehmen. Wörtlich:“ Wir essen morgens Müsli, auf der Arbeit ein Brötchen, mittags Nudeln und abends wieder Brot. Zum anderen hat die Backindustrie einen höheren Glutengehalt künstlich erzeugt. Denn dadurch geht das Brötchen besser auf und hält seine gewünschte Form. … Auch das vermeintlich gesunde Biobrötchen kann uns krank machen.“
  5. Die Alternative sind „Erzeugnisse aus Mais, Reis, Hirse, Buchweizen oder aus den Inkagetreiden Quinoa und Amaranth.“

Das alles sind wichtige und absolut richtige Informationen, die vielen Menschen mit einer verdeckten Glutenunverträglichkeit enorm helfen können. Millionen Menschen allein in Deutschland, wo so viel Brot gegessen wird, schlucken ihr Leben lang Abführtabletten oder quälen sich mit Durchfällen durchs Leben. Die Beachtung der Glutenproblematik kann dem ein Ende machen.

Nur mit dem Wohlfühl- und Schlüsselhormon Serotonin hat das nicht besonders zu tun! Wenn aufgrund einer solchen Unverträglichkeit der Darm seine Aufgaben nicht ausreichend wahrnimmt und der Körper demzufolge nicht ausreichend mit den benötigten Mikronährstoffen versorgt wird, hat das ganz sicher eine ganze Menge gesundheitlicher Schäden zur Folge. Es kann auch sein, dass die Produktion von Serotonin leidet, für die ja unverzichtbar neben dem Hauptbaustein, der Aminosäure L-Tryptophan, eine Vielzahl von Vitaminen, Mineralstoffen, Enzymen und Spurenelementen benötigt werden. Das ist aber kein spezifisches Glutenproblem.

Es kommt aber noch viel schlimmer! Frei von jeder Sachkenntnis wird behauptet, dass nur eine gesunde Darmwand Serotonin produzieren könne. 95 Prozent des im Körper aufgebauten Serotonins werden tatsächlich dort gebildet. Dort hat es die Funktion eines Gewebswhormons. 5 % des Serotonins wird im Gehirn gebildet und fungiert dort als Botenstoff. Behauptet wird im Beitrag in tv Hören und Sehen aber, dass dann, wenn die Darmwand durch eine Glutenintoleranz irritiert sei, „die Verwertung von Tryptophan irritiert“ sein könne und dass das dann zu Abgeschlagenheit und Depression führen könne.

Wie kann man so etwas nur schreiben? Es gehört zum Allgemeinwissen in der Physiologie und der Endokrinologie (Hormonlehre), dass Serotonin im Gehirn getrennt vom restlichen Körper aufgebaut wird und dass es aus dem Körper kommend die Blut-Hirn-Schranke nicht passieren kann. Auch sein Produktionsort im Zentralnervösen System ist bekannt. Dies sind die Drüsen in den sog. Raphe-Kernen des Stammhirns. Allein die Ausschüttung des Botenstoffes Serotonin auf seinen langen Wegen durch alle Areale des Gehirns sorgt für unser allgemeines Wohlbefinden und die Kontrolle von Stress, Schmerz, Angst, Zwang, Sexualität und Suizidalität. Wir können im Blut einen sehr hohen Level an Serotonin haben, zugleich aber mental schrecklich an den Folgen eines zerebralen Serotoninmangels leiden!

Bestimmt gibt es aus der Praxis außer den mir zugetragenen Informationen noch viele weitere Berichte über Besserungen bei Depression und Burnout nach der Umstellung auf nicht glutenhaltige Lebensmittel. Die von mir entdeckte native Kost (Aminas Vitalkost) ist bewusst frei von allen glutenhaltigen Zutaten, weil mir bekannt ist, dass Gluten für sehr viele Menschen das reine Gift ist. Maßgeblich ist aber der durch den Konsum von fein gemahlener nativer Kost auf leeren Magen ausgelöste Anstoß zum körpereigenen Aufbau des Botenstoffes Serotonin und nicht die – natürlich sehr erfreuliche – allgemeine Normalisierung der Verdauungsvorgänge durch das Weglassen dieses Gifts.

Mir ist sehr wohl bewusst, dass es für jeden Menschen eine Zumutung ist, sich daran zu gewöhnen, immer wieder auch mal eine Portion getrockneter fein gemahlener Pflanzenkost zu sich zu nehmen. Das entspricht ja nicht unserem von unseren Vorfahren übernommenen Essverhalten. Wer steckt denn schon rohes Mehl in den Mund? Das staubt ja! Unbeschadet dessen, dass man diese native Kost auch mit einer sehr kleinen Portion wohlschmeckender anderer Nahrung verrühren oder sie in gut mundender Flüssigkeit verrühren und so trinken kann, ist es eine weitere Zumutung, diese Nahrung erst am Ende einer längeren Essenspause, also nüchtern bzw. auf leeren Magen zu verzehren. Schließlich haben wir es uns angewöhnt, zusätzlich zu den mehreren Hauptmahlzeiten des Tages immer wieder auch noch zwischendurch zu essen (wozu wir durch Produktwerbung auch noch ständig angeregt werden).

Getoppt wird das Ganze dadurch, dass uns auch noch vom Verzehr von ganz normalem Weizen- oder Roggenbrot und selbst vom Frühstücksbrötchen abgeraten wird! So traurig das auch für manche Menschen ist, so zwingend ist es aber doch für sie, nicht weiter so zu beten:

“Unser täglich Brot gib uns heute”.

Wenn Sie sich im Netz umsehen, finden Sie zur Glutenunverträglichkeit und der Zöliakie schon nach kurzer Suche höchst wertvolle Informationen, ganz besonders beim Verband für Unabhängige Gesundheitsberatung – Deutschland – e.V. (UGB) in Gießen.

Spezifisch zur Zöliakie, der chronischen Glutenunverträglichkeit, die in einer Häufigkeit von immerhin etwa 1: 200 in der Bevölkerung auftritt, heißt es dort http://www.ugb.de/ernaehrungsberatung/zoeliakie/ :

„Symptome der Zöliakie

klassische Symptome

  • Gedeihstörung 98 %
  • vorgewölbter Bauch 86 %
  • Durchfälle 50 %
  • Verstopfung 10 %
  • Appetitlosigkeit 46 %
  • Blässe 65 %
  • Erbrechen 65 %
  • Muskelschwäche 43 %
  • Misslaunigkeit, Müdigkeit, Wesensänderung 56 %

extraintestinale Symptome

  • Neurologisch-psychiatrische Krankheitsbilder wie Depressionen, Konzentrationsstörungen, Nervosität, Kopfschmerzen
  • blasenbildende Autoimmun-Haut­erkrankung (Dermatitis herpitiformis Duhring)
  • Lebererkrankung bis Leberausfall
  • wiederkehrende Mundfäule (Stomatitis aphthosa)
  • Anämie, Blutungsneigung, Hämatome, Ödeme
  • Muskelkrämpfe, Schwäche
  • Nachtblindheit

Mehr als nur Durchfall

Die Zöliakie ist beileibe keine Erkrankung mehr, nach der nur dann gesucht werden sollte, wenn es um Bauchschmerzen und Durchfall geht. Über 80 Prozent der neu diagnostizierten Zöliakiebetroffenen zeigen nicht das klassische Vollbild, sondern völlig andere Auffälligkeiten wie Eisenmangel, unerfüllten Kinderwunsch, Osteoporose und mitunter auch Beschwerden im Gastrointestinaltrakt. Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis gelten heute als möglicher Hinweis auf diese schwerwiegende Dünndarmerkrankung.“

In den lesenswerten Informationen der UGB findet sich auch der Hinweis darauf, dass beobachtet wurde, dass die Umstellung auf glutenfreie Ernährung auch zu einer Beendigung des Reizdarmsyndroms geführt hat. Dies habe ich in vielen Fällen von Menschen bestäütigt bekommen, die auf die glutenfreie native Kost eingestiegen waren.

Soweit es um Gesundheitsaufklärung durch Zeitschriften geht, gibt es zu den Blättern wie der tv Hören und Sehen, bei der oft die Beiträge in Verbindug mit Anzeigen stehen, oder der Apotheken-Umschau, bei der das noch sehr viel krasser der Fall ist, als lobenswertes Beispiel das -kostenfrei verteilte – Vitaljournal des Verlegers Wolfgang Spiess, das zwar auch weiß, was Industrie und Handel im Gesundheitsinteresse vorhalten, bei dem es aber ersichtlich immer darum geht, wichtige und richtige Informationen zu verbreiten.