Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Das schwere Leben des Heiko

Erstellt von r.ehlers am Samstag 14. Dezember 2013

In diesem Beitrag will ich dem Leser eine Aufgabe zur Lösung vorlegen. Bitte lesen Sie die Fallfrage (III) und die Lösung (IV), nachdem Sie sich ein wenig mit der Situation von Heiko, Carmen und Kevin (I) sowie mit dem Ablauf des Essalltags von Heiko (II) vertraut gemacht haben.

 

I.

Heiko, Carmen und Kevin

Heiko ist ordentlich bezahlter angestellter Fernfahrer bei eine großen Spedition. Anders als viele seiner Kollegen aus der Logistikbranche hat er einen sicheren Job. Er ist Mitglied bei Verdi. Seine Firma hat sogar einen Betriebsrat und er bezieht Urlaubs- und Weihnachtsgeld.

Dennoch geht es Heiko irgendwie nicht wirklich gut. Er und seine Frau Carmen sorgen sich besonders um ihren Sohn Kevin, der gar keinen Elan zeigt. Als Heiko 18 Jahre alt war, unternahm er wenigstens was und saß nicht den ganzen Tag zuhause. Er zwängte seine Massen in ein Mückenkorsett (Lederkombi) und fuhr schon mit seiner ersten Möhre  um die halbe Welt. Kevin ist zwar auch so kräftig gebaut  wie es sein Vater in diesem Alter war. Warum aber bewegt er sich nicht und hockt den ganzen Tag vor Fernseher und Computer? Kein Wunder, dass er immer so mürrisch ist. Oder hat er das von  Mutters Seite?

Dass Heiko heute auch ausnehmend „häuslich“ ist, hat seine natürlichen Gründe in seiner Arbeit. Daneben bleibt nicht viel Freizeit, und da braucht er Ruhe, um Kraft für die Arbeit zu tanken.

Carmen weiß, wie sie „ihre Männer“ um den Finger wickelt. Sie führt einen perfekten Haushalt. Insbesondere sorgt sie dafür, dass bei ihr jeder jederzeit  gut  essen kann.  Sie achtet zudem darauf, dass sie selbst auch nach Jahren  für Heiko attraktiv bleibt. Bis sie morgens ihre Toilette erledigt hat, vergeht daher regelmäßig eine Stunde und mehr.  Heiko, der ja selbst sehr dick ist, versichert ihr immer, dass ihn ihre Beleibtheit nicht stört. Er sagt immer, dass dick sein normal sei. Man müsse sich nur Politiker wie Kohl, Altmaier, Merkel und Gabriel ansehen.Wenn diese klugen Leute  schon nichts daran ändern könnten, brauchten sie sich doch keine Gedanken zu machen. Carmen liest dennoch in allen Frauenmagazinen über die immer neuen Möglichkeiten zum sicheren Abnehmen. Sie hat es auch schon oft versucht, nahm aber immer wieder zu.

II.

Ein Essalltag im Leben von Heiko

Der Wecker rappelt um sechs. Um halb acht muss Heiko mit seinem Wagen zur Arbeit fahren, um dort seinen längst beladenen LKW zu checken und sich auf  den Bock zu hieven.

Zuhause nimmt er sich aber erst einmal Zeit für ein gutes Frühstück. Schließlich, sagt er immer, müssen erst einmal die Batterien neu aufgeladen werden, bevor es an die Arbeit geht. Er mag es gern kräftig, keinen Körnerkram, sondern ein paar gut belegte Scheiben gebuttertes Brot, dazu ein gekochtes Ei oder zur Abwechslung  gern auch zwei Rühreier mit gebratenem Speck mit in der Pfanne angeschwitzten Tomatenstückchen. Zum Abschluss einen Früchtejoghurt und ab geht’s. Carmen gibt ihm eine Frühstücksdose mit zwei leckeren Mettbrötchen mit und einen 1l-Container Multivitaminsaft, damit er beim Fahren nicht durstig wird.

Kaum eine Stunde auf dem Bock, hat Heiko schon Hunger und verdrückt die beiden   Mettbrötchen. Das ging ihm schon als Kind so: Wenn es auf Reisen ging, konnte er gegessen haben was er wollte. Kaum war er im Zug, im Flugzeug, im Bus oder im Auto, meldete sich der Hunger. Für Notfälle hat er immer einen Energieriegel bei sich. Er hat gute Erfahrungen auch mit der bekannten Scho-Ka-Cola, die ihm über die häufigen müden Punkte bei langer Fahrt hinweghilft.

Pünktlich nach 4 Stunden Fahrzeit zieht Heiko seinen Lastzug auf einen ihm lange bekannten Autohof mit einem guten Restaurant. Einige Kollegen sitzen schon am Tisch. Wie es sich für kräftige Kerle ziemt, kriegen sie dort reichhaltige Portionen serviert. Heiko wählt einen Schweinerollbraten mit Soße, mit Kartoffelschnee und  Salatbeilage.

Zwei Stunden später muss er zum Tanken kurz runter von der Spur.  An der Kasse genehmigt er sich einen Kaffee und ein Stück Streuselkuchen. Bald danach hat Heiko seine Fracht abladen lassen und ist auch wieder zurück in der Firma.

Zuhause erwarten ihn schon Carmen und Kevin am gedeckten Tisch. Es gibt eines von Heikos Lieblingsgerichten: Lasagne á la Carmen mit reichlich Mett und Käse und viel frischen Tomaten.  Vorher nahmen sie eine kleine bayerische Fleischklößchensuppe zu sich.  Abgerundet wird das Mahl mit  einem selbstgemachten Schokoladenpudding mit Vanillesoße.

Gut gesättigt streben alle drei nach Art der Simpsons zur Couch vor dem Fernsehgerät, wo schon allerhand Knabbersachen auf sie warten.  Jetzt, erstmals den ganzen Tag, erlaubt sich Heiko auch das eine oder das andere Bierchen. Erschöpft vom langen Tag legen sie sich dann gegen Mitternacht zu Bett.

III.

Die Aufgabe/ Frage

Meine Frage ist folgende:

Wann hat Heiko an diesem einen ganzen Kalendertag,   also vom morgendlichen Wachwerden an den ganzen Tag über und die folgende Nacht hindurch bis zum erneuten Aufstehen, seinem Körper effektiv  Makro- und Mikronährstoffe  zur Verfügung gestellt?

Zur Klarstellung: Ich frage nicht danach, wann er was gegessen hat, was diese Stoffe enthält, also was er in den Mund gesteckt oder getrunken hat.

Um die Aufgabe richtig zu verständlich zu machen, sollte ich wohl fragen: Wann und in welcher Menge sind durch die Verstoffwechslung aus den von Heiko verzehrten Lebensmitteln die enthaltenen Inhaltsstoffe herausgelöst und zum Aufbau seiner Bewegungsenergie (ATP) und der Ausführung aller anderen von der Versorgung abhängigen Stoffe (Mikronährstoffe)  über die Blut- und Lymphbahnen zur Verteilung im Körper gelangt?

IV.

Die Lösung

Die Lösung ist ganz einfach. Bis Heiko spät abends vor dem Fernseher aufhörte, Kekse, Chips und Nüsse zu knabbern, hat er den ganzen Tag über fast keine von seinem Körper benötigten Lebensmittelinhaltsstoffe zur Verteilung in seinen Körper gekriegt! Erst danach kam der Magen dazu, die in ihm von früh bis spät immer wieder nachgereichten Speisen und Getränke ohne Störung durch neue Nahrung richtig durchzuwalken und in seinem festen Rhythmus von 3 Minuten nach und nach den gesamten Magenbrei an den Dünndarm abzugeben.

Unser eigentliches Verdauungsorgan ist  nämlich allein der Dünndarm, nicht der Mundraum und nicht der Magen.

Im Mundraum, wenn Speisen dort eine Weile bewegt werden, findet zwar eine gewisse Vorverdauung von Zuckerstoffen statt. Im Magen arbeiten die Salzsäure und die Pepsine auch ein wenig vor an der Nutzung der Proteine. Der Magen aber ist für alle Nahrung, die in den Körper kommt, erst einmal eine große Sperre. Diese wird von nativer Kost, die auf leeren Magen verzehrt wird, einfach unterlaufen. In der Zeit des leeren Magen sind  nämlich die Magenwände zusammengefaltet und die Drüsen, die die Magensäure erzeugen, sind in Ruhe. Das Klima des Magens ist entweder neutral oder leicht basisch. Die Kanüle des Magenpförtners ist leicht relaxiert. Flüssigkeiten und mitgebrachte Partikel, die einen Durchmesser von 3 mm nicht übersteigen, werden durchgelassen. Jede andere Nahrung wird im Magen aufgeschichtet. Lässt man dem Magenprogramm seine Zeit, werden sie von den einströmenden Magensäuren bearbeitet bis sie weitgehend neutralisiert sind. Der nicht mehr streng saure Nahrungsbrei (Chymus) , d.h. jeweils etwa 5 % davon, wird dann nach genau 20 Sekunden hefiger Peristaltik der Magenmuskeln regelrecht in den Dünndarm gespritzt. Das Magenprogramm setzt dies fort, bis der Magen wieder leer ist.

Ist der Magen noch nicht leer, kommt aber schon wieder neue Nahrung an, wird das Magenprogramm auf Neustart gestellt. Es wird erneut Salzsäure produziert.Es ist nicht so wie bei der elektrischen Waschmaschine, deren Progrmm man unterbrechen kann, um die Trommel weiter zu beschicken, und die dann wieder genau an der Stelle des Programms weiter macht, an dem es unterbrochen worden war. Unterbricht man das Magenprogramm laufend, fängt es immer weider ganz von vorn an und wird nie fertig.

Lässt man es wie Heiko im vorliegenden Fall lange Zeit nicht zu, dass der Magen auch mal wieder frei wird, haben wir genau das Dilemma, dass überhaupt keine Verstoffwechslung stattfindet. Es kommt dann überhauptnichts von den wertvollen Inhaltsstoffen aus der Nahrung ins System. Ein Glück, dass unser Körper über so hervorragende Speichermechanismen verfügt, die die meisten Energieträger in Leber und in Fettdepots einlagern, alle weiteren wie die Aminosäuren und die große Menge der Vitalstoffe  aber in die Billionen unserer Körperzellen geben. Diesen Speichersystemen ist es zu verdanken, dass Heiko nicht „vom Fleisch fällt“, obwohl er so lange nur seinen Magen füllt und außer dem Genuss am Essen und der Sattheit gar nichts hat von seinem reichlichen Essen.

Heiko kann bei solchem Essverhalten aber natürlich niemals auch nur ein Gramm von seinem Übergewicht verlieren. Seine Fettzellen werden nur weiter gefüllt, weil er Tag und Nacht niemals in die Phase der Fettverbrennung kommt, in der die fettlösenden Hormone wie Adrenalin und das Wachstumshormon an den dafür vorgesehenen Rezeptoren die Fettzellen öffnen.

Heiko, der sich viel zu wenig bewegt, tut auch nichts dafür, dass sein Körper angeregt wird, das Belastungskontrollhormon Serotonin aufbaut, das ja auch für die Herstellung des allgemeinen Wohlbefindens zuständig ist. Er sollte mit Carmen und Kevin wenigstens regelmäßig aus dem Hause gehen, um ausgiebig zu wandern oder auf (kleine) Berge zu steigen, wenn sie schon nicht den Weg zu regelmäßigem körperlichen Training oder entsprechend belastender Körperarbeit, auch Gartenarbeit, finden. Wenn es ihnen einer sagen würde, könnten sie ihre Lebenssituation sehr leicht verbessern, wenn sie es lernten, Essenspausen einzuhalten. Dann könnten sie auch die vielfachen Vorteile nativer Kost nutzen und auf leichte Weise ihren Serotoninhaushalt aufrecht erhalten.

Hoffentlich erfahren Heiko und seine Kollegen von berufener Seite endlich etwas über die Wirkungen von Serotonin als Wach- und Schlafkontrollhormon. Dies ist nicht nur imInteresse der Fahrer, die sich damit bequem jede Schicht über wach und konzentriert halten und zudem jede Nacht einen erholsamen Schlaf finden. Davon profitiert auch die Allgemeinheit. Die häufigen schweren Auffahrunfälle, bei denen „Brummifahrer“ übermüdet mit ihren schweren LKW auf langsame oder zum Stand gekommmene PKW auffahren, wird es dann kaum noch geben.