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VW-Betrug: Grobstaub, Feinstaub und Ultrafeinstaub

Erstellt von r.ehlers am Sonntag 25. Oktober 2015

Das deutsche Vorzeigeunternehmen VW ist nicht der erste Konzern, der im blanken Gewinninteresse die gesetzlichen Regeln und daneben die des menschlichen Anstands verletzt, auch wenn sich beim vorhergehenden VW-Sexskandal schon ein eklatanter Verfall der Sitten in den Führungsgremien dieser Firma zeigte. Spektakulär waren z.B. auch die Vorgänge bei Siemens und MAN. Korruption herrscht im Rüstungswesen und bei praktisch allen Top-Funktionären des Fußballsports. Gibt es im Fußball wirklich noch einen Spitzenmanager, der keinen Dreck am Stecken hat? Strafbare „Steuervermeidung“, mit aktiver Unterstützung der Banken, war jahrzehntelang gang und gäbe bei einer Unzahl von Unternehmen und selbst bei den politischen Parteien. Heute ist man wenigstens so weit, dass man darüber redet.

Der VW-Betrug bei den Abgaswerten der Dieselfahrzeuge ist aber nur ein Stück aus dem Tollhaus eines hemmunglosen Gewinnstrebens zu lasten Dritter, insbesondere der Gesundheit der Allgemeinheit.

Technisch ist zu unterscheiden ist zwischen dem Grobstaub, dem Feinstaub und dem Ultrafeinstaub. Das Thema ist die Granulation von Stoffen. Zur Granulation voen Lebensmitteln habe ich in meinem Beitrag  http://www.essenspausen.com/mikro-und-nanoteilchen-im-essen/ Grundlegendes geschrieben, das auch beim Thema eingeatmeter Partikel aus der Atemluft von Wert sein sollte.

Jedem sofort ins Auge fällt natürlich der Grobstaub, der beispielsweise früher die ganze Ruhrregion verschmutzte. Sogar noch schlimmer sah es aus in der DDR, die mit der Verschnutzung der Atmosphäre zum wahren Erfinder der „50 Schattierungen der Farbe Grau“ wurde. In Leipzig konnte ich bei eigentlich schönstem Wetter nicht die Häuser auf der anderen Straßenseite erkennen und im Erzgebirge, wo der Winter volle sechs Monater dauerte, hingen die Russpartikel des nach Katzenpisse stinkenden Hausbrands von der tschechischen Kohle ein halbes Jahr lang über der schönen Landschaft. Seit es die großen Schwefelfilterleranlagen bei den Kraftwerken vorwiegend von RWE,Vattenfall, EnBW und die Katalysatoren bei den Kraftfahrzeugen gibt und nicht mehr alles verbrannt werden darf, was Energie erzeugt,, sind Grobstäube in Deutschland kein Problem mehr.

Die Schäden durch Grobstäube betrafen aber ohnehin weniger die Gesundheit als die Sauberkeit unserer Umwelt. Im menschlichen Atemtrakt werden grobe Partikel nämlich schon von den Nasenhärchen erfasst. Sie wandern mit dem Saft aus den Speicheldrüsen die Speiseröhre hinunter und werden endgültig im Magen neutralisiert. Am Ende werden sie ausgeschieden ohne allzuviel Schaden angerichtet zu haben.

Beim VW-Betrug geht es wie gesagt nur um  Feinstäube aus Dieselmotoren. Das jedenfalls ist  ein gewaltiges Problem. Darüber aber, dass die Feinstäube aus den Bezindirekteinspritzern viel gefählicher sind und über die allergfährlichsten Ultrafeinstäube aus allen bekannten Verbrennungsmotoren hört man allerdings wenig.

Der alte Zweitaktmotor schleudert allen Dreck ungefiltert zum Auspuff hinaus:

-de.wikipedia.org

Luftnsaugung, Einspritzung, Verbrennung und Auspuff beim Zweitakter

Beim Viertaktmotor und beim Dieselmotor nehmen die gesetzlich vorgeschriebenen Filter wenigstens einen beträchtlichen Teil der Feinstäube aus der Atemluft heraus.

Was unterscheidet Ultrafeinstaub vom Feinstaub und diesen vom Grobstaub?

Es gibt eine ganz klare Regel: Partikel, die größer sind als 10 µm (Mikrometer), gehören zum Grobstaub. Für den, der nicht viel mit sochen kleinen Einheiten umgehen muss sei gesagt, dass 1 Meter 1000 Millimeter (mm) hat, 1 Millimeter 1000 Mikrometer (µm) und ein Mikrometer 1000 Nanometer (nm).  Ein Mikrometer ist also ein millionstel Meter. Zum Größenvergleich: Ein Menschenhaar bringt es auf durchschnittlich 0,5 mm = 500 µm. Grobstaub hat daher einen Partikeldurchmesser von einem Fünftel eines Menschenhaars und mehr. Hängt die Luft voll von solchen Partikeln, verdunkeln sie tatsählich auch an einem schönen Sonnentag den Himmel.

Feinstaub ist der  Sammelbegriff für luftgetragene Partikel im Größenbereich von 0,1 bis zu zehn Mikrometer. Mit dem bloßen Auge nimmt man diese vom Gewicht her geringen Feinstaubblelastungen selbst bei hoher Konzentration nicht wahr.

Was unter 0,1 Mikrometer liegt, ist Ultrafeinstaub. Dieser Staub hat nur eine sehr geringe Masse. Wir sehen auch bei stärkster Konzentration nichts davon.

 

Zurück zum Feinstaub (=0,1 bis 10 µm)

Partikel größer als ein Mikrometer, das entspricht einem Tausendstel Millimeter, bestehen meist aus Mineralstaub, Seesalz oder sind Pollen und Sporen. Feinere Partikel wie Sulfate, Nitrate oder organischer Kohlenstoff bilden sich aus der Gasphase oder gelangen wie Rußpartikel direkt aus Verbrennungsprozessen in die Luft. Unsere Umweltbehörden kennen zwei Messbereiche:

  • PM 10 betrifft alle Partikel, die kleiner als 10 und größer als 2,5 Mikrometer sind
  • PM  2,5 meint den Feinstaub, der kleiner als 2,5 Mikrometer ist (und natürlich größerals 0,1 Mikrometer, weil damit der Ultrafeinstaub anfängt).

Die Messung von PM 10 hat keine besondere gesundheitliche Relevanz, wohl aber die von PM 2,5, weil nur damit die verschwindend kleinen Partikel in der Luft erfasst werden, die in Nase, Mund und Rachen nicht abgefangen werden können. Zu PM 2,5 zählen:

  • der Hausbrand, der durch die Millionen als chic geltenden offenen Kamine einen erheblichen Anteil mitbringt,
  •  die Auspuffen von Diesel-Motoren,
  • neuerdings auch den Benzin-Direkteinspritzern
  • dem Reifenabrieb auf dem Asphalt
  • der Asphaltaufbringung an Straßenbaustellen
  • Kohlekraftwerken
  • Industrieanlagen und
  • die Intensivlandwirtschaft.

Experten haben ermittelt, dass die Emisssionen dieser vom Gewicht her doch leicheten Feinstäube in der Sume für ganz Deutschland im Jahre 2011 fast 210.000 Tonnen ausgemacht haben!

Die „European Study of Cohorts for Air Pollution Effects“ (ESCAPE) kam zu dem Ergebnis, dass der Staub-Cocktail in der Luft das Lungenkrebsrisiko signifikant erhöht. Vor allem aber zeigte die Studie, dass es keinen Schwellenwert gibt, ab dem seine Konzentration ungefährlich ist. „Es lohnt sich auf jedem Feinstaub-Niveau, die Belastung zu senken“, kommentiert die Umweltexpertin Barbara Hoffmann. „Die gegenwärtigen Grenzwerte sind ein Kompromiss – aus gesundheitlicher Sicht sind niedrigere Schwellen anzustreben“, s. http://www.scinexx.de/dossier-detail-663-6.html. 

Die Weltgesundheitsrganisation (WHO)  war bei diesem Thema bisher wenig mitteilsam. Sicher kennt sie die großen wirtschaftlichen Interessen, die einer Verbesserung der Situation entgegenstehen. Jetzt aber hat sie die   Luftverschmutzung als eine der Ursachen für Krebskrankheiten eingestuft. Weltweit seien im Jahr 2010 etwa 230.000 Todesfälle durch Lungenkrebs auf Luftverschmutzung zurückzuführen, ergänzt die Internationale Agentur für Krebsforschung.

 

Der eigentliche Killer ist der kaum beachtete Ultrafeinstaub

Die Auswirkungen des gröberen Feinstaubs – PM10 und PM2,5 – auf die menschliche Gesundheit sind bereits relativ gut erforscht. Anders ist dies bei den ultrafeinen Partikeln (UFP), dem Ultrafeinstaub. Die leichte Ultrafeinstäube werden in die erdumspannende Atmosphäre hineingetragen, wo dies nicht ganz von selbst gescheit, dann duch die krichturmhohen Schornsteine der Kraftwerke. Besonders problematisch ist die Sache aber in den Ballungszentren, besonders den Großstädten, wo die Konzentrationen an Ultrafeinstäuben immens hoch ist.

„Experimente deuten darauf hin, dass insbesondere die UFP gefährlich sein können“, sagt Barbara Hoffmann, die sich seit rund zehn Jahren mit dem Thema Luftverschmutzung und Feinstaub befasst. Die Rußpartikel sind so klein, dass sie von der Lunge direkt in die Blutbahn gelangen. Von dort werden sie in Minutenschnelle in alle Regionen und jede Zelle des Körpers transportiert.

Die Forscher haben mehrere Pfade identifiziert, auf denen die Partikel wirken. Einerseits lösen sie in der Lunge kleine, zunächst lokale Entzündungen aus, die auf den restlichen Körper ergreifen können. Das wiederum stört die Regulation der Blutgefäße, erhöht die Bildung von Blutgerinnseln und befeuert das Fortschreiten von Arteriosklerose.

Ein zweiter Pfad beeinflusst das vegetative Nervensystem, Herzrhythmusstörungen und erhöhter Blutdruck können die Folge sein. Des Weiteren lagern sich an den Staubteilchen eine Vielzahl giftiger und krebserregender Bestandteile an. Mit den Partikeln gelangen diese direkt zu den Organen.

Inzwischen werden viele Krankheiten mit Feinstaub in Verbindung gebracht, bei denen ein Zusammenhang mit Luftschadstoffen bislang als unwahrscheinlich galt wie Alzheimer und Parkinson, um nur zwei zu nennen. Studien zeigen auch, dass eine langjährige hohe Feinstaub-Belastung das Erkrankungsrisiko für Diabetes Typ 2 signifikant erhöht.

Geräte zur Messung von Ultrafeinstaub gibt es längst. In der Praxis geschieht noch nichts. Hier nach dem Gesetzgeber zu rufen heißt nicht die allgemeine Regulierungswut der Behörden noch anzufeuern.  Die Crux ist doch gerade die, dass durch die Gesetz- und Verordnungsgebeer völlig unsinnige Details geregelt werden wie die Form und Größe von Gurken, aber längst erkannte große Gefahren für jeden von uns wie die Verpestung unserer Atemluft nur halbherzig bekämpft werden.

 

Erhöhte Gefahren durch Benzin-Direkteinspritzer – und durch das Rauchen

Bei Rußpartikeln aus Bezinmotoren überwiegen die ultrafeinen Partikel. So können Direkteinspritz-Benziner schon den den Grenzwert für die Feinstäube PM 10 zwar problemlos einhalten, liegen aber schon bei der Partikelzahl PM 2,5  weit darüber. Noch wesentlich ungünstiger ist das bei den Ultrafeinstäuben. Da sind die Direkteinspritzer, vorwiegend die fetten SUV’s mit hoher Leistung und hohem Verbrauch,die gefährlichsten Drecksschleudern.
Diese Gefahren, denen wir alle durch die allgemeine Luftverschmutzung ausgesetzt werden, werden natürlich „getoppt“ für die armen Menschen, die vom Nikotingenuss nicht lassen können – und den Menschen, die keine Wahl haben, als die von ihnen mit dem Zigarettenrauch ausgestoßenen und jeden Teil jeden Raumes ausfüllenden erreichenden Ultrafeinstäube mit einatmen müssen. Überhaupt nicht entgehen kann man den Nachteilen, wenn einer im Auto raucht und alle Mitreisenden mitrauchen müssen. Wieder einmal gehen die Skandinavier mit einer sinnvollen Regelung voran: Finnland plant ein Rauchverbot in Autos, wenn auch Kinder mitfahren.

Das Hauptaugenmerk der Lufthygiene wird sich in Zukunft auf den KFZ-Verkehr, Offoad-Motore, Holzrauch aus dem Hausbrand und die Verunreinigung von Innenräumen durch Tabakrauch richten müssen.