Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Unser Selbst ist doch nicht blöd!

Erstellt von r.ehlers am Dienstag 18. November 2014

Kulturhistorisch sind wir in einer glücklichen Phase angekommen, in der wir uns keine Götter mehr einfallen lassen müssen, um mit den phantastischen Ereignissen in der uns umgebenden Welt klar zu kommen. Wir sind daher frei beispielsweise von der Herrschaft des Donnergottes Donar und des  Meeresgottes Poseidon. Auch Goethes Erdgeister (Faust II)  können uns nicht mehr schrecken

Das Gefühl der Sicherheit geht bis in unser Selbstverständnis hinein. Wir brauchen nicht mehr über den Sinn der Aufklärung seit Descartes, Kant und Freud nachzudenken. Wir sind ganz real in der Aufklärung angekommen. Wir müssen uns dessen nur besser bewusst werden, um geistig – und geistlich – frei zu sein.

Nachvollziehbare Antworten für die Fragen nach den „letzten Dingen“ hat noch nie jemand geben können. Wir haben sie auch heute nicht. Es würde zwar unsere Neugier sehr befriedigen, wenn wir auch nur einen Zipfel des Wissens über den Grund des Seins der Welt und unseres Standes in ihr erfassen könnten. Wir können aber den Blickwinkel „sub specie aeternitatis“ einfach nicht einnehmen. Wir wissen nichts zu sagen über Anfang und Ende, über Diesseits und Jenseits. Na und?  Ist es nicht schon eine Befreiung, dass wir keinen Anlass (mehr) haben, uns und anderen vorzumachen, wir hätten doch  den Zugang zu den ewigen Wahrheiten?! Wir können recht gut innerhalb der Grenzen leben, die uns von Natur aus gesetzt sind.

 

-zeitzuleben.de-

Selbstfindung

Das große Einfallstor für die irrationalen Welterklärungen war in aller Geschichte der Menschen unser unverstandenes unterbewusstes Selbst. Anders gesagt, verstanden wir uns selbst nicht. Da gibt es unser Bewusstsein, eine Funktion unseres Geistes, die das Denken in der Rationalität erlaubt und uns ermöglicht, uns wie in einem Spiegel als gesonderte Wesen zu betrachten. Voller Stolz haben wir uns daher als Mittelpunkt der Welt gesehen, mindestens aber als Träger eines „göttlichen Funkens“. Denken Sie nur an den Philosphen Fichte, der meinte, die Welte entstünde erst mit unseerer Wahrnehmung von ihr.

Die Entdeckung des Unbewussten, also die Erkenntnis, dass unser stolzes bewusstes Ich  wie ein hoch gelehrter Dr Jekyll gebunden ist an mächtiges Unbewusstes, einen tief in unserem Innern verborgenen irrationalen triebhaften Mister Hyde, verschlug uns erst einmal den Atem. Waren wir etwa Doppelwesen, mal wach, klug und verantwortungsbewusst, dann aber hemmungslos blinden Trieben ausgesetzt?

Die moderne Hirnforschung lässt keinen Zweifel daran, dass der Mensch kein Doppelwesen ist, sondern ein einheitliches Wesen mit einem zentralen Wissen vom eigenen Selbst, das  nicht nur im Zustand des Bewusstseins, sondern auch in dem des Unbewussten immer präsent ist.

Ist es aber richtig, dass unser verborgenes inneres Selbst  meist als sensibles Dummchen angesehen und wegen seiner angeblichen Irrrationalität gefürchtet wird?

Ich will nicht über das Selbst reden ohne an die tolle Definition des Selbst durch den großen dänischen Philosophen und Theologen Sören Kierkegaard zu erinnern:

„Das Selbst ist ein Verhältnis, das sich zu sich selbst verhält, oder ist das am Verhältnis, dass das Verhältnis sich zu sich selbst verhält.“

Und weiter:

„Der Mensch ist eine Synthese von Unendlichkeit und Endlichkeit, von Zeitlichem und Ewigem, von Freiheit und Notwendigkeit, kurz, eine Synthese. Eine Synthese ist ein Verhältnis zwischen zweien. …. Verhält sich dagegen das Verhältnis zu sich selbst, dann ist dieses Verhältnis das positive Dritte, und dies ist das Selbst. … das Selbst des Menschen, ein Verhältnis, das sich zu sich selbst verhält und, indem es sich zu sich selbst verhält, sich zu einem anderen verhält.“

Natürlich helfen solche Gedankenspielerein nicht dazu, die Grenzen unserer Erkenntnisfähigkeit zu durchbrechen. Die Beschreibung der verschachtelten Selbstbezüglichkeiten im menschlichen Geist und Gemüt ist aber ein Modell dafür, wie sich im menschlichen Gehirn Bewusstes und Unbewusstes ständig aufeinander beziehen.

Im Schlaf ist nach landläufiger Meinung das Bewusstsein ganz ausgeschaltet. Oder anders ausgedrückt: die Ausschaltung des Bewusstseins sorgtdafür, dass sich 100 % der Gehirntätigkeit im Unbewussten abspielt.

Aber wussten Sie, dass auch im Zustand des wachen Bewusstseins 99 % der gesamten Hirntätigkeit sich im Unterbewussten abspielt?

Wenn das Unbewusste am Selbst nur ein unvernünftiges Wesen wäre, dürfte man sich wirklich nicht wundern, warum einem die große Masse der Menschen so oft als dumm und gedankenlos vorkommt. Oder ist das nur ein Vorurteil, das sich schnell widerlegt, wenn man aus der Masse der Menschen Einzelne herausgreift und sich ihre mentale Verfassung genauer anschaut?

Kierkegaards Definition kann man im heutgen Wissen aus der Hirnforschung sinnvoll ergänzen, dass der Mensch, das Selbst, eine Synthese insbesondere von Bewusstem und Unbewusstem ist wie auch das in ihrem Verhältnis zueinander, dass sie untrennbar aufeinander bezogen sind. Wenn wir es einmal wissen, wie unser zentralnervöses Organ funktioniert, wird uns im bewussten Zustand auch bewusst, dass es auch unterhalb der Schwelle des Bewusstseins sehr aktiv ist, während unser Bewusstsein uns den Blick auf einige Aspekte dieser Arbeit erlaubt

Umgekehrt erleben wir, wenn wir uns mit diesem Phänomen beschäftigen, dass wir im Schlaf, wenn das Wachbewusstsein ausgeschaltet ist, doch nicht in ein dunkles schwarzes Loch ohne die Aktivität des Gehirns fallen. Tatsächlich verschiebt das Gehirn in diesser Zeit u.a. ganze Datenpakete aus dem Kurz- in das Langzeitgedächtnis. In den Traumphasen werden weite Areale des Gehinrs aktiv. Vor dem inneren Auge „sehen“ wir in Echtzeit den Ablauf ganzer Geschichten in bunten Bildern. Wer ist es aber, der dieses Traumkino erlebt? Es ist nicht das unbewusste „es“, von dem Siegmund Freud sprach. Wir Menschen, unser Selbst ist Regisseur, Schaupieler und Zuschauer in einer Person!

Wenn Sie einmal Ihre Träume nachverfolgen, erkennen Sie ohne jeden Zweifel, dass Sie dort gar kein ensibles unvernünftiges Dummchen spielen. Der Träumer hat den Charakter und die Fähigkeiten des ganzen Menschen. Er liegt nur wie gelämt da und bewegt sich nicht fort. Aber sein Verstand, auch wenn er nicht fürsein Bewusstsein als wach erkannt ist, ist voll vorhanden und voll in Aktion!

 

Im Klartraum, auch luzider Traum genannt, bestäätigt sich die Einheit des Selbst in Bewusstem und Unbewusstem. Verschachtelt wie eine Definition des Denkers Kierkegaard wird sich im Klartraum der träumende Mensch dessen bewusst, dass er gerade in einem Traum gefangen ist. Er träumt, dass er einen Traum träumt.

Befragungen haben ergeben, dass jeder fünfte Mensch auch ohne Anleitung hier und da einen Klartraum erlebt. Die wissenschaftliche Erforschung des luziden Träumens hat aber gezeigt, dass das bewusste Träumen und die Fähigkeit zum willentlichen Steuern von Trauminhalten erlernbar sind, auch die Fähigkeit, diese Träume aus dem Schlaf ins Wachbewusstsein hinüber zu retten.

Im Übergang vom unbewussten Schlaf zum Wachzustand wie auch in der Meditation und der Hypnose befindet sich  der Mensch im Alpha-Zustand, d. h. sein Gehirn sendet Alphawellen aus. In dieser Phase steigen Ergebnisse krativer Arbeit aus dem Schlaf ins wache Bewusstsein. Sie zeigen, dass das unbewusste Selbst nicht nur in der Lage ist, den menschlichen Verstand zu benutzten. Es istsogar zu ganz besonderen Leistungen fähig, die der im Wachzustand zu sehr abgelenkte Mensch einfach nicht findet.

 

Und was haben diese Erkenntnisse mit dem richtigen Essen zu tun?

Es ist enorm hilfreich, die richtige Nahrung zu kennen und zu wissen wie sie richtig verstoffwechselt und genutzt wird. Wie ich gern immer wieder zeige, ist das auch ohne große Mühen und  Kosten gut möglich.

Machen wir da aber grundlegende Fehler, sind wir nicht mehr in der Lage, unsere Systeme in Funktion zu halten und sie vor Störungen von außen zu schützen, vor allem die Arbeit unseres zentralnervösen Organs.  Um diese Zusammenhänge richtig einordnen zu können, um den Störungen vorzubeugen und zu sehen, wie sie zu bessern sind, müssen wir uns das  Gesamtsystem Mensch kennen und begreifen. Dazu gehört vornean das Wissen um unser eigenes Wesen, unser Selbst.