Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

SEX OUT: 1. Die Bedeutung des Sex

Erstellt von r.ehlers am Dienstag 11. August 2015

Es gibt sehr viel Anlass, über die  Bedeutung des Sex in unserem Leben nachzudenken und zu reden, weil niemand ihm entweichen kann und doch die meisten Menschen immer wieder seine Bedeutung klein reden. Auf diesen Seiten bin ich immer wieder zum „Thema Nr. 1“ (ich meine nicht den Fußball!) zurückgekommen, so insbesondere in:

http://www.essenspausen.com/sexualitaet-und-serotonin/

http://www.essenspausen.com/sexualitaet-und-serotonin-2/

http://www.essenspausen.com/homosexualitaet-zu-verschweigen-ist-falsch/

http://www.essenspausen.com/sex-50-shades-of-america/

http://www.essenspausen.com/partnerwahl-freude-und-last-der-sexualitaet/

Nach der Lektüre des wunderbaren kleinen Büchleins (DIN-A-6) des großen zeitgenössicehn Philosphen Wilhelm Schmid, „SEX OUT. Und die Kunst, neu anzufangen“134 S. Insel, 2015, 10,00 €mit einer herrlichen Auswahl aussagefähiger Bildern von Edward Hopper bos Picasso will ich über den von ihm beschriebenen „Abschied vom Sex“ auch ein wenig Ergänzendes berichten.

Wilhelm Schmid

Ich tue dies wegen der der besseren Aufnahme in drei getrennten Beiträgen:

  1. Die Bedeutung des Sex
  2. Die Kunst des Sex
  3. Der Missbrauch des Sex

Dass die Bedeutung des Sex in unserem Leben nicht nur immer wieder klein geredet wird, sondern auch abschätzig gesehen und verachtet wird, kann nicht verwundern, nachdem die Kirchen über Jahrtausende hinweg jeden geschlechtlichen Umgang der Gläubigen außerhalb der Fortpfölanzung verteufelt haben und die katholische Kirche sogar ihren eigenen Leuten, den Priestern, den Zölibat aufgezwungen hat. Dass dieser SEX OUT für die katholischen Priester unmenschlich und dumm ist, zeigt sich daran, dass viele Betroffene von der Not in den Missbrauch ausweichen. Über den Missbrauch insgesamt gehe ich ,wie angekündigt,  im 3. Teil ein.

Sex im Kindesalter

Sexuelle Erregung kennt schon das ungeborene Kind. Wenn sie aber geboren sind und sich Schritt für Schritt in die menschliche Gesellschaft einleben, entdecken Sie neben vielen anderen Antrieben erste Formen und ein Interesse an der Sexualität, noch lange bevor sie „geschlechtsreif“ sind. Lässt man Kinder miteinander lange unbedaufsichtigt, kommt unweigerlich der Punkt, an dem sie aneinander „herumdoktern“. Die Erlebnisse in diesem Alter haben oft prägende Wirkung für das ganze künftige Sexualleben – womit ich nicht sagen will, dass man sie generell mit aller Gewalt unterdrücken sollte.

Aus der großen Fülle der Möglichkeiten wähle ich einmal vier Vorgänge aus, die zeigen, welches Gewicht kindlicher Sex hat und wie sehr er das weitere Leben bestimmen kann.

(1) Da ist zunächst das aus harmlosem Kinderspiel erwachsene spielerische Kennenlernen des anderen Geschlechts, wie ich es selbst erlebt habe und mir von vielen anderen berichtet wurde. Beliebt war zu meiner Zeit das „Ofen anbeten“,  bei dem  immer gewagtere Aufgaben innerhalb der beteiligten Kinderschar zu erfüllen waren. Erst musst Peter nur die Doris küssen, dann durfte die Bärbels dem Hans mit der flachen Hand über den Hosenlatz streichen usw.. Aus einem solchen Spiel entwickelte sich ein wahrhaft folgenreiches Ereignis, das ich aus relativer Nähe zu den Beteiligten mitbekommen habe.

Durch Flaschendrehen wurde bestimmt, wer sich im Nachbarzimmer mit verbundenen Aufen und heruntergelassener Hose auf die Couch legen musste. War es ein Junge, wurde durch Flaschendrehen ein Mädchen bestimmt, dass zu ihm gehen, sich alles anschauen und ein wenig daran bewegen durfte. Der Junge, den es hier besonders betraf, erfuhr nach einer ganz leichten Berührung seines Glieds durch das Mädchen, das zu ihm hereinkam, eine gewaltige sinnliche Erschütterung, die ihn total überwältigte. Was das Mädchen gemacht hatte, erfuhr er nie. Vielleicht hatte sie seine Vorhaut etwas bewegt. In seinen Träumen malte er sich noch Jahre später aus, dass sie sein Glied womöglich geküsst gehabt hätte. Eine solche Wollust, so berichete er, hat er in seinem ganzen durchaus nicht sexarmen Leben nie wieder erfahren.

Ob der Liedschreiber Recht hat mit dem Spruch: „First cut is the deepest“?

(2)  Im zweiten Fall berichte ein Spross aus sehr behütetem christlichen Hause, dass er daneben gestanden hatte, wie sich auf dem Hof eines Nachbarn in einer stillen Ecke  ein Mädchen „untenrum“ ganz frei gemacht hatte und die Jungs sie reihum mit kleinen Stöckchen „überall“ berühren durften. Dieses Bild hat den wohlerzogenen Jungen aus gutem Hause sein Leben lang magisch beschäftigt.

(3)  Im dritten Fall berichtete ein Klassenkamerad von einem Bekannten, der mit seiner Schwester jeden Nachmittag allein in der Wohnung war, während die Eltern zur Arbeit waren. Der Bekannte und seine Schwester zogen sich vor meinem Klassenkameraden aus und zeigten ihm ganz genau, wie sie es „Vater und Mutter“ nachmachten. Die Vorstellung, was sich ergeben hätte, wenn er doch dem Vorschlag mitzumachen gefolgt wäre, ist er in seinem Leben nie los geworden.

Solche Einldung an Dritte zum Sex mit dem eigenen  Partner sind nur uns Europäern so fremd. Bei den Innuits wäre es eine Beleidigung, wenn der Gast die ihm angebotene Intimität mit der Frua des Hauses, Pardon: des Iglu, ablehnen würde.Mir gab vor Jahren auch einmal ein afrikniacht Studnet, mit dem ich mich sehr gut verstand, den Schlüssel zu seinem Zimmer und meinte, ich fände dort ein Geschnk an mich. Dort aber lag nur seine Freundin in seinem Bett, Ich hatte Problem, ihm unsere abweicheichenden Vorstellungen klar zu machen.

(4) Wenn Kinder früh an Alternativen zum heterosexuellen Sex herangeführt werden, kann sie das für den Rest des Lebens prägen wie es im 4. Fall geschehen ist, indem ein erfahreneres Mädchen  sein kindliches Opfer mit allen Mitteln der Verführung dazu brachte, schrittweise immer mehr an intimen Berührungen zuzulassen, bis es gelernt hatte, dass eine solche Begegnung sie immer wieder zuverlässig von Höhepunt zu Höhepunkt führte. Damit in Zusammenhang gerieten ihre späteren sexuellen Erfahrungen mit stümperhaft agierenden Jungs. Ob sie nun von der Anlage her lesbisch war oder nicht: die frühe emotionale Erfahrung hat sie darauf fetsgelegt, ihrem eigenen Geschlecht treu zu bleiben. Und wer weiß, ob sie mit einem Manne je glücklich hätte werden können!

 

Sex nach in und nach der Pubertät

Mit der Pubertät scheiden sich die Entwicklungslinien beider Geschlechter ganz drastisch, wie ich früher schon mal ausgeführt habe. Die Jungs werden überflutet von Testosteron und sind kaum noch sie selbst.

Ob Sex für sie in diesem Stadium wichtig ist? Sie haben doch kaum noch anderes im Kopf. Ich will nicht zu viel von mir selbst reden, etwa dass ich als junger Spund abends durch die dunklen Straßen lief und mirt ausmalte, dass überall hinter den Fenstern begehrenswerte Frauen saßen, die sich darüber freuen würden, wenn ich  durch ein Wunder von der Straße aus direkt zu ihnen ins Haus geschafft und sie in die Arme nehmen würde. Ein Fall besonders schwerer Betroffenheit war ein – wie sich später herausstellte-  hochintelligenter Mitschüler, der sich nie am Unterricht beteiligte. Er klemmte sich immer in die letzte Reihe, damit niemand sehen sollte, wie er ohne Pause an seinem Geschlschtsteil rieb und sich von einem Orgasmus zum nächtst quälte. Denke ich an ihn, fällt mir auch das Experiment mit den Mäusen ein, denen eine Sonde mitten ins zentralnerväse Belohungszentrum (nucleus accumbens) gelegt worden war, das sie mit dem Druck auf eine Taste jederzeit aktivieren konnten. Vor die Alternative gestellt, entweder diese Taste zu drücken oder eine andere, die Futter frei gab, verhungerten die Mäuse, weil sie nichts fraßen, sondern sich ohne Pause einen Kick nach dem anderen holten.

Al Betroffener vom männlichen Geschlecht kann ich natürlich viel besser über den Stellenwert des Sex bei meinem Geschlecht reden. Ich weiß aber, dass auch junge Mädchen und Frauen von dem inneren Drang zum Kontakt mit dem anderen Geschlecht ungemein mächtig getrieben sein können. Die meisten unter ihnen sind aber anscheinend leichter von ihrer „Geworfenheit“ auf dieses Thema  abzubringen. Sie sind  ja auch die besseren folgsameren Schüler.

Was der frühe Sex unter Geschwistern übrigens bei Einzelnen für einen bleibenden Eindruck hinterlassen kann, zeigte sich mir deutlich bei einem notariellen Testament, in dem  ein über 80 Jahre alter Mann der einzigen seiner 5 Schwestern, die sich als Kind seinem sexuellen Drängen immer wieder gebeugt hatte, die er in späteren Zeiten aber kaum jemasl zu Geischt bekam, überraschender Weise ein überaus wertvolles Diamantcollier vermachte.

 

Sexleben bis zum Lebensende und der Sinn des Ganzen

Die neue Welle der Achtsamkeit auf das Hier und Jetzt des Lebens wird manchmal missverstanden als eine Bewegung, die die Vergangenheit vergangen sein lässt und die Zukunft nicht einmal vorausahnen will, weil es ja doch immer anders kommt als man denkt. Dabei nehmen wir in jede Erfahrung des gegenwärtigen Lebens unsere früheren Erfahungen mit. Neben den Bildern, die wir vom jetzigen Leben sehen, liegen jederzeit einzusehen die Bilder aus all unserer Vergangenheit. Selbst wenn der Sex im fortschreitenden Alter weniger fordernder, weniger häufig und weniger intensiv ist, bleibt das Buch mit all den alten sexuellen Erfahrungen immer aufgeschlagen, gleich wie alt man wird. Zu einem umfänglich unterschiedlich weiten „Sex Out“ nach Wilhelm Schmid kann es daher kommen, wenn im Laufe der Zeit „anderes wichtiger wird als Sex“ (S. 37). Das heißt aber niemals, dass der Sex unbedeutend wird. Er ist in unserem emotionalen Leben so unverbrüchlich verankert, dass niemand ihn ausreißen kann.

Die Evolution, der es wohl mehr auf die Fortpflanzung und die Erhaltung der Art ankam, hat da ganze Arbeit geleistet. Aber ist vielleicht das Modell Mensch auch deshalb besonders erfolgreich, weil der Sex eine verbindende, gemeinschaftsfördernde Kraft hat? Aber auch nur vielleicht! Spätestens bei der Frage, ob wir den Sex auch richtig gelernt haben und ihn erfolgreich ausüben und erst Recht in der Schilderung des Missbrauchs des Sex wirk klar werden, dass wir uns wohl eher trotz der  zerstörerischen Kraft des Sex so gut gehalten haben.Dass der Sex nicht unbedingt die Liebe unter den Menschen fördert, haben ja gerade die christlichen Kirchen erkannt und ihn deshalb zu unterdrücken gesucht. Sie waren damit in ihrem Interesse sehr erfolgreich, bis sich das wirre Konzept der Liebesheirat durchsetzte, das zwar nicht gut funktioniert, aber sich stark in den Köpfen verankert hat.

Ein Philosoph wie Wilhelm Schmid hält sich nicht allzu lange bei der Frage nach der Bedeutung eines Phänomens auf, er kommt alsbald mit der Frage nach dem Sinn. Schmid ist in der Reihe der großen Philosophen nicht ganz leicht einzurodnen. Er ist zwar womöglich kein „astreiner“ Neukantianer, der sich entschieden hätte, die Wege zur Transzendenz allein im unerreichbaren Mythischen zu wähnen oder gar die endgültige Vergeblichkeit der Suche nach den letzten Dingen zu akzeptieren. Darum spricht er an anderer Stelle auch nur von der gebotenen epistemologischen Vorsicht statt von der noetischen Unmöglichkeit des Zugangs zum objektiven Sein („Mit sich selbst befreundet sein“, S.92). Damit verlangert aber nur wie einige französische Vorläufer das Problem derErkennbar keit des Objekts durch das Subjekt in eine ungwisse Erkennbarkeit des Objekts selbst.

Was den Sinn des Sex betrifft, kommt Schmid natürlich so oder so nicht weit. Der Sex ist nun einmal ein biologisches und psychologischen Faktum, das die ganze Existenz des Menschen von der Zeugung bis zum Tod begleitet.