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Serotoninclub: Nur noch marginale Forschung

Erstellt von r.ehlers am Donnerstag 26. November 2015

Carl Ludwig, einer der weltweit bedeutendsten Physiologen, wurde 1816 in Witzenhausen bei Hanau geboren. Nach Jahren wechselnder Berufungen von Marburg nach Zürich und Wien richtete er in Leipzig das weltberühmte Physiologische Institut ein, das seinen Namen trug.

  

Carl Ludwig, 1859  und das Physiologische Institut in Leipzig (Wikipedia)

Nch vielen anderen Innovationen war Carl Ludwig der erste Forscher, der fest davon ausging, dass es einen Stoff im Blut  gab, der die Blutgefäße kontrahieren lässt, der sich aber damals noch nicht isolieren ließ. Dies gelang erst fast 100 Jahre später dem italienischen Pharmakologen Vittorio Esparmer, als vor seiner akademischen Karriere an den Universitäten Pavia, Bari, Parma und Rom bei Arbeiten an der Friedrich-Wilhelms-Universität in den 30er Jahren in Berlin erstmals eine Substanz in  den „enterochromaffinen“ Zellen der Darmschleimhaut entdeckte, der die glatte Muuskulatur kontrahieren lässt.

Vittorio Esparmer

Esparmer nannt sie Enteramin; er selbst war es auch, der 1952 nachwies, dass „sein“ Enteramin identisch ist mit dem 1948 selbständigvon den Forschern Maurice Rapport, Arda Green und Irvine Page die Blutgefäße kontrahierenden Stoff, den Rapport Serotonin getauft hatte und der 1951 in seiner chemischen Struktur besttigt worden war. 1953 wiesen Irvine Page und Betty Twarog Serotonin auch im Gehirn nach.

Mit diesen Entdeckungen war die Basis dafür gegeben, dass mit Hilfe der neuen molekularbiologischen Methoden in den 90er Jahren von Tausenden Forschern weltweit der ganze Komplex des Botenstoffes Serotonin mit derzeit mindestens 14 verschiedenen Serotonin-Rezeptoren erforscht werden konnte. Serotonin wurde so zum gefeierten „Hormon der 90er“ (hormone of the nineties) und löste wegen seiner Schlüsselrolle im gesamten Gehirgeschehen sogar das davor überschwänglich sls „Regler aller Regler“ gefeierte Schlafhormon Melatonin in der Rangfolge ab.

Nach 2000 verlor sich seltsamer Weise die Serotoninforschung in Tausenden von Detailfragen. Wenn Sie einmal sehen, wie die Pharmazie, oder besser gesagt: die großen Pharmaunternehmen der Welt mit dem Thema umgegangen sind, werden Sie verstehen,warum nach den Anfangsjahren, in denen sich eine fundamentale Erkenntnis an die nächste reihte, seitens der etablierten Wissenschaften nichts weltbewegendes mehr an Wissen über Serotonin dazu kam.

Die Spitzen der wissenschaftlichen Forscher aus aller Welt treffen sich  regelmäßig mit Vertretern der  großen globalen Phamakonzerne zur Abstimmung ihrer Foschungsvorhaben. Wenn sie ein ausichtsreiches neues Feld entdecken, gründen sie exklusive Gesellschaften und Clubs für die Zusammenarbeit auf diesen neuen Gebieten. Big Pharma trägt natürlich dei Kosten, wie es ja ohnehin durch die Verteilung seiner Forschungsfinanzierung sie Arbeit der Wissenschaftler steuert.

Ein Gewächs aus diesem Geflecht ist der esoterische 1987 in Sydney gegründete Serotoninclub, dessen Geschichte im Netz nachlesbar ist. s. http://www.cell.com/trends/pharmacological-sciences/fulltext/S0165-6147%2808%2900161-2?large_figure=true.

In der Auflistung der Erfolge der Serotoninforschung durch den Serotoninclub fällt auf, dass alles Augenmerk gelegt wurde auf die Feststellung und Klassifizierung der vielen Serotonin-Subtypen, dass aber die Frage, wie Serotonin im Kopf entsteht, offenbar nicht von Interesse war und ist.

In der historischen Beschreibung der Serotoninforschung sticht hervor der Satz, dass man nach den ersten Jahren der umfassenden Erforschung unter allen Aspekten des Themas (“ concerned with every aspect of serotonin research“) die Forschung in eine neue Richtung gegangen sei, nachdem man die Möglichkeit des Einsatzes der serotnergen Drogen (SSRI) zur Bekämpfung der Depression erkannt hatte („the need to re-evaluate the way in which serotonergic drugs, such as serotonin-selective re-uptake inhibitors, act in depression“). Wie wahr!

Das Neue ist immer der Feind des Bestehenden. Wenn erkannt ist, wie leicht im Regelfall die Herstellung eines stabilen zentralnervösen Serotoninlevels ist, verlieren die SSRI sehr viel von ihrer Bedeutung. Es ist sogar zu befürchten, dass das überragend gute Geschäft mit den SSRI praktisch untergeht.