Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Seelenwanderung nach Dahlke und Schopenhauer

Erstellt von r.ehlers am Dienstag 28. April 2015

Weil sich Religionen und Weltanschauungen in der Geschichte immer wieder der richtigen Ernährung zugewandt und ihr ihren eigenen Stempel aufgedrückt haben und das auch heute noch tun, macht es Sinn, dass ich mich auf diesen Seiten auch einmal mit einer Kernfrage der Religionen, der Seelenwanderung, beschäftige. Schließlich gehen viele Anhänger des Glaubens an die Seelenwanderun, wie auch mein früherer Geschäftspartner Dr. Ruediger Dahlke, davon aus, dass unser früheres Leben auch in die Frage der heutigen Gesundheit hineinregiere. Ganz ohne Scherz wird ja auch angenommen, dass Fehlverhalten in früheren Leben durch Krankheiten im heutigen Leben bestraft würden (Karmaglaube). Wäre das richtig, käme es ja für die Gesundheit vielleicht gar nicht so sehr auf die heutige Lebensführung einschließlich der richtigen Ernährung an, oder?

Auch wenn ich als „ungläubiger Thomas“ für meine Person mit dem Gedanken der Seelenwanderung, überhaupt des Überlebens der Seele nach dem irdischen Tod, nichts anfangen kann, ist ihre Annahme gewiss nicht schlechhin „dummes Zeug“. Mit Ausnahme der drei miteinander verwandten im Nahen Osten geborenen großen Religionen des Christentums, des Islam und des Judaismus gehört die Annahme, dass wir Menschen nach dem Tod in einer oder anderen Form wiederkommen, fast zu jeder Religion auf der Erde dazu.

Religion in den Händen der weltlichen Herrscher mag zwar regelmäßig „Opium für das Volk“ sein. Anders aber ist das mit der geistlichen Lehre. Auch wenn ich nicht Anhänger einer Religion bin, aber auch nicht davon überzeugt bin, dass es gar keinen Gott gäbe oder dass vielleicht doch einmal eine Religion mit ihren Lehren Recht haben könnte, ist auch keine Religion schlechthin dumm und falsch.

Kapitel

Wenn ich auch mit Dahlkes Reinkarnationstherapie absolut nichts anfangen kann, berufe ich mich doch gern darauf, dass er als erster Mediziner meine Entdeckung des körpereiegenen Aufbaus des Botenstoffes Serotonin durch den nüchternen Verzehr nativer Kost/Aminas verstanden und propagiert hat. Seine Verdienste um die Alternativ- bzw. die Komplementärmedizin sind für jeden unbestreitbar, der der Standardmedizin nicht blind mit ihrer Behauptung folgt, dass wissenschaftliche Medizin außer im Falle der Übereinstimmung aller Koryphäen nur durch „ergebnisbasierte randomisierte Doppelblindstudien“ vorangetrieben werden könnte.

Im weltanschaungsneutralen Staat versteht es sich, dass ich wie alle anderen Ungläubigen von den Gläubigen erwarte, dass sie meine erkenntniskritische Weltanschauung respektieren. Ich schulde den Gläubigen (fast) jeder Art im Gegenzug natürlich das Gleiche, zumindest aber eine ehrliche Toleranz. Ich habe bei meinem „Lieblingsphilosophen“ Arthur Schopenhauer, dem Mitbegründer der Praktischen Psychologie, bei früherer Lektüre immer geflissentlich überlesen, was er zum Thema der Seelenwanderung gesagt hat. Wo dieser große Geist aber schon einen Sinn fand, werde ich doch nicht alles schlecht reden! Aber es gibt Grenzen. Eine ist die ganz offenbar unsinnige Welterklärung  der Scientologen.

Die vom Science Fiktion Schreiber Ron L. Hubbard gegründete  Scientology Church verkündet ernsthaft die Historie, dass ein Gott namens Xenu aus einer fernen Galaxis die dort lebenden Thetanen genannten verdorbenen Wesen, auf die Erde gebracht und ihre Seelen in den Vulkanen der Erde gereinigt gehabt hätte. Diese Thetanen sind laut Hubbard die Menschen der Erde. Das übersteigt aber doch selbst die Phantasie von Hans-Christian Andersen und der Gebrüder Grimm!

Nun aber zu Schopenhauer mit seinen Vorstellungen zur Seelenwanderung, die doch tatsächlich sehr weitgehend mit denen von Dahlke übereinstimmen:

Arthur Schopenhauer schrieb dazu im 2. Band seines Hauptwerkes „Die Welt als Wille und Vorstellung“, und zwar im berühmten Kapitel „Über den Tod und sein Verhältnis zur Unzerstörbarkeit unsers Wesens an sich“ (zitiert nach http://www.arthur-schopenhauer-studienkreis.de/:

„Wir finden nämlich die Lehre von der Metempsychose ( Seelenwanderung ), aus den urältesten und edelsten Zeiten des Menschengeschlechts stammend, stets auf der Erde verbreitet, als den Glauben der großen Majorität des Menschengeschlechts, ja eigentlich als die Lehre aller Religionen, mit Ausnahme der jüdischen und der zwei von dieser ausgegangenen (Christentum, Islam) ; am subtilsten jedoch und der Wahrheit am nächsten kommend, … im Buddhismus.“

„Der Mythos von der Seelenwanderung, so Arthur Schopenhauer (in „Die Welt als Wille und Vorstellung“ I,  § 63),… lehrt, dass alle Leiden, welche man im Leben über andere Wesen verhängt, in einem folgenden Leben auf eben dieser Welt, genau  durch die selben Leiden wieder abgebüßt werden müssen; welches so weit geht, dass wer nur ein Tier tötet, einst in unendlicher Zeit auch als eben ein solches Tier geboren und den selben Tod erleiden wird.“

 

Wie der Studienkreis Schopenhauer erklärt, lehrt der Buddhismus zwar wie andere aus Indien stammende Religionen die Seelenwanderung – die  Metempsychose -,  aber mit einem wichtigen Unterschied, den Schopenhauer klar erkannte und hervorhob: Die Seelenwanderungslehre  ist  relativ leicht verständlich und dem „normalen“ Menschen einfach zu erklären. In Indien ist die Lehre daher exoterisch und nicht esoterisch. Der Buddhismus enthält danach jedoch in seinem Kern eine noch tiefere Lehre, die von der Palingenesie, die lt. Schopenhauer „viel schwerer fasslich“ sei, nur wenige Menschen erreiche und daher letztlich esoterisch sei.

Hierzu Schopenhauer (in „Parerga und Paralipomena“ II , Kap. 10 „Zur Lehre von der Unzerstörbarkeit unsers wahren Wesens  durch den Tod“, § 140)):

Sehr wohl könnte man unterscheiden Metempsychose ( Seelenwanderung ), als Übergang der gesamten sogenannten Seele in einen andern Leib, und Palingenesie, als Zersetzung und Neubildung des Individui, indem allein der  Wille beharrt und, die Gestalt eines neuen Wesens annehmend, einen neuen Intellekt erhält; also das Individuum sich zersetzt wie ein Neutralsalz , dessen Basis sodann mit einer andern Säure sich zu einem neuen Salz verbindet. Aus (Büchern zum Buddhismus, auf die Schopenhauer hier verwies) …  geht  hervor, dass es im Buddhaismus, in Hinsicht auf die Fortdauer nach dem Tode, eine exoterische und eine esoterische Lehre gibt: erstere ist eben Metempsychose, wie im  Brahmanismus (Hinduismus), letztere aber ist eine viel schwerer fassliche Palingenesie, die in großer Übereinstimmung steht mit meiner Lehre vom metaphysischen Bestande  des Willens …

Da nach Schopenhauer alles in dieser Welt und damit auch alle Lebewesen nur Erscheinungsformen eines metaphysischen Willens sind,  werden die Lebewesen mit ihrem Tod als Erscheinungsformen zersetzt, bleiben aber in ihrem „wahren Wesen“, das im „Willen“ besteht, unzerstört, denn dieser „Wille“ manifestiert sich erneut, d. h., er bewirkt die Neuentstehung.

Der Studienkreis erläutem, dass der Ausdruck dieses metaphysischen Willens der Wille zum Leben (sei) ihm (sei) das Leben gewiss! In diesem Sinne, so  ist sich Arthur Schopenhauer sicher, kann der Tod lediglich unsere äußere Erscheinungsform, nicht aber unser „wahres Wesen“ zerstören. Fast könnte ich dem Gedanken folgen, weil ja in der palingenetischen Wiedergeburt alles, was die alte Person ausmachte, endgültig untergeht und nur ein an keine Materie gebundener nicht greifbarer Überlebenswille bleibt. Aber was, bitte, macht denn das auch nur halbwegs plausibel?

Schopenhauer leidet eigentlich keine hohlen Sprüche. An anderer Stelle belegt er die Philosophen, die sich ewig nur schwammig äußern und nie konkret werden,bissigerweise  Philosophaster:

“ Was die Schreiberei unserer Philosophaster so überaus gedankenarm und dadurch marternd langweilig macht, ist zwar im letzten Grunde die Armut ihres Geistes, zunächst aber dieses, daß ihr Vortrag sich durchgängig in höchst abstrakten, allgemein und überaus weiten Begriffen bewegt, daher auch meistens nur in unbestimmten, schwankenden, verblassenen Ausdrücken einherschreitet. Zu diesem … Gange sind sie aber genötigt, weil sie sich hüten müssen, die Erde zu berühren, wo sie, auf das Reale, Bestimmte, Einzelne und Klare stoßend, lauter gefährliche Klippen antreffen würden, an denen ihre Wortdreimaster scheitern könnten.  Denn statt Sinne und Verstand fest und unverwandt zu richten auf die anschaulich vorliegende Welt, auf das eigentlich und wahrhaft Gegebene … – kennen sie nichts als nur die höchsten Abstraktionen wie Sein, Wesen, Werden, Absolutes, Unendliches  usf., gehen schon von diesen aus und bauen daraus Systeme, deren Gehalt zuletzt auf bloße Worte hinausläuft, die also eigentlich nur Seifenblasen sind, eine Weile damit zu spielen, jedoch den Boden der Realität  nicht berühren können, ohne zu platzen.“

Wie konnten er und seine Apologeten nur übersehen, dass ihnen dieser Schuh manchmal auch ganz gut passt? Trifft diese Kritik nicht alle Philosophie, die es versäumt, vor der extensiven Ausbreitung ihrer Lehren sorgfältig zu ermitteln, zu welchen Erkenntnissen wir Menschen mit unserem ganz sicher beschränkten zentralnervösen Nervensystem überhaupt befähigt sind (Kant)?

Also bleiben wir doch besser „down to earth“ – ganz besonders in den Fragen des richtigen Essens.

 

5.5.2015 – ein Nachtrag:

Was ich rational nicht erfassen kann, kann ich vielleicht auf andere Weise erfahren. Von dieser Hoffnung lebt der Glaube, auch der Glaube an die Seelenwanderung.Dieser Glaube bedient ein emotionales Bedürfnis. Wir hassen es, Fragen unbeantwortet zu lassen. Ihre Beantwortung empfinden wir als angenehm belohnend. Daher kommt auch der viel geäußerte Satz: „Aber an irgendetwas muss man doch glauben können!“

Wer wie ich einen kritischen Ausgangspunkt für sein Herangehen wählt, hat keinen Grund für etwaige Überheblichkeit, denn die Wahl der kritischen Perspektive ist ihrerseits auch eine Glaubensfrage. In der Erkenntnistheorie beißt sich die Katze immer selbst in den Schwanz, denn wenn ich behaupte, nichts richtig zu wissen, ist auch diese Behauptung nicht gewiss. Vielleicht liegen die Erkenntnisse offen vor uns und wir greifen nur nicht nach ihnen.