Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Richtig essen, aber nicht übertreiben!

Erstellt von r.ehlers am Sonntag 12. Juni 2016

Von: … [mailto:…@hotmail.de]
Gesendet: Samstag, 11. Juni 2016 17:25
An: re@richtig-essen.net
Betreff: Fragen zur Ernährung:

Hallo

Sie tun mir einen sehr großen Gefallen, wenn Sie mir folgende Fragen beantworten:

  1. Sie haben auf Ihrer Internetseite zu verschiedenen Nahrungsmitteln die Anzahl der Stunden angegeben,  nach denen Sie wieder den Magen verlassen, z.B.: Frisches Obst: 2 – 4 Stunden…………..Ich habe es in der letzten Zeit immer so gemacht, dass ich vor dem nächsten Essen nicht nur die angegebene Zeit abgewartet habe, ( z.B. 4 Stunden für frisches Obst ) sondern sicherheitshalber noch ein bisschen mehr, z.B. noch 5 oder 15 Minuten mehr, ( also in diesem Beispiel wären es dann 4 Stunden und 5 oder 15 Minuten ), um mir wirklich sicher sein zu können, dass der Magen dann leer ist, weil ich mir auch vorstellen kann, dass die Zeitangaben, die Sie gemacht haben, nur ungefähr zu verstehen sind. Sollte man das so machen oder kann man sich bei allen Zeitangaben, die Sie auf der Seite gegeben haben, GENAU nach dieser Anzahl von Stunden sehr sicher sein, dass der Magen dann leer ist wenn man fein gekaut hat ?
  1. Stimmt es, dass wenn ich wochenlang ausnahmslos nur rohe pflanzliche Nahrung zu mir nehme, und bei jedem Essen nur ein einziges Nahrungsmittel zu mir nehme, jedes nächste Essen erst dann einnehme, wenn der Magen leer ist, also der perfekte Trennköstler bin, während dem Essen nichts trinke, 20 Minuten vor dem Essen nichts trinke und 2 Stunden nach dem Essen nichts trinke, dass ich dann deutlich mehr Serotonin haben werde, als wenn ich wochenlang zwar ausnahmslos rohe pflanzliche Nahrung zu mir nehme, aber kein Trennköstler bin und die Sache mit dem Trinken auch nicht beachte ?
  1. Sagen Sie mir bitte für 1. Kürbiskerne und 2. Sonnenblumenkerne und 3. Wassermelone, wie lange sie brauchen, um den Magen zu verlassen.

Meine Antwort:

Hallo Herr …,

Trennkost ist regelrecht albern. In der Natur besteht jedes Lebensmittel, ob Pflanze oder tierisches Produkt, aus einer große Fülle von Inhaltsstoffen vielfacher Art. Die zugleich zu verstoffwechseln ist unser Dünndarm zu jeder Zeit fähig. Es macht auch keinen Sinn, in einer Mahlzeit nur ein einziges Lebensmittel zu sich zu nehmen.

Auch ist es viel zu viel verlangt, grundsätzlich nur zu essen, wenn  man sicher ist, dass der Magen vom letzten Essen wieder ganz frei ist. Das Essen auf leeren Magen bietet neue Möglichkeiten der schnellen und kompletten Resorption der Nahrung und führt bei nativer Kost sogar zuverlässig zur Behebung einer etwaigen Unterversorgung mit dem Botenstoff Serotonin. Aber es betrifft doch schon rein technisch nur die ersten Bissen nach der Essenspause.

Weil Serotonin sich verbraucht und selbst im Gehirn aufgebaut werden muss, macht es Sinn täglich oder wenigstens jeden dritten Tag einmal den Magen ganz frei zu bekommen, um die Voraussetzungen für den Serotoninaufbau zu schaffen. Serotonin im Gehirn hat aber eine natürliche Sättigungsgrenze. Unter normalen Umständen hat es eine Halbwertzeit von 21 Stunden, ein Mangel tritt daher im Zweifel erst nach drei Tagen ein. Die besondere Schnelligkeit der Verstoffwechslung und die gründliche Ausnutzung aller Inhaltsstoffe der Nahrung bei den ersten Bissen der Nahrungsaufnahme nach lange Essenspause Ständig suchen zu wollen, ist daher wirklich nicht nötig.

Die Angaben über die Verweildauer der Speisen im Magen sind recht grobe Anhaltspunkte. Wenn man abends nicht gerade Ölsardinen isst, ist morgens der Magen zuverlässig leer. Es gibt dennoch Gründe, darauf zu achten, dass der Magen nicht zur Unzeit noch voll beladen ist und er und der Darm noch schwere Verdauungsarbeit leisten müssen. Das gilt besonders für die Zeit konzentrierter Arbeit.

Richtig essen heißt auch, nicht zuviel Aufhebens darum zu machen. Es ist nur eine überschaubare Menge an Erkenntnissen darüber, die man beachten muss. Ansonsten Ist es wichtig, dass Essen und Trinken nur eine dienende Funktion ausüben. Wenn man die verrückte Werbung für die zigtausend Essensangebote ansieht und die massive Werbung für Medizin, die man nur braucht, weil man die einfachsten Regeln des richtigen Essens nicht beachtet hat, müsste man annehmen, dass die Versorgung der wichtigste Teil unseres Leben wäre. Als Menschen sind wir aber in der Lage, uns ein wenig unabhängig von den Zwängen der Versorgung zu machen. Das sollten wir tun, meine ich, und sollten nicht versuchen, die Probleme der richtigen Ernährung noch zu aggravieren.

Mit freundlichen Grüßen

Rolf Ehlers