Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Paläo-Ernährung : Stiftungspreis

Erstellt von r.ehlers am Mittwoch 12. August 2015

Die Heilpraktikerin Laura Heiß aus Traunstein hat den Stiftungspreis der Stiftung Deutscher Heilpraktiker 2014 für ihre Arbeit über die Paläo-Ernährung (Steinzeit-Ernährung) erhalten.

-de.wikipedia.org-

Hadza – die letzten echten Jäger und Sammler

In der Augustausgabe 2015 der Zeitschrift „Der Heilpraktiker“ hat sie eine gut lesbare Zusammenfassung ihrer Arbeit vorgelegt. Ich will einmal das Ergebnbis meiner Beurteilung vorwegnehmen:

Ich „glaube“ nicht an den besonderen Wert der Steinzeiternährung oder umgekehrt an den ausschließlichen Wert pflanzlicher Ernährung. Aber sehr vieles von dem, was Frau Heiß über den geringen Wert oder gar Unwert von zuviel Brot, Backwaren und Nudeln sagt, ist einfach überzeugend. Am Ende aber schüttet sie das Kind doch mit dem Bade aus.

Zunächst einmal ist festzustellen, dass alle Nahrung, die die Verfechter der Steinzeit-Ernährung empfehlen, „gesund“ ist: Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte, Schalentiere, Eier, Obst, Gemüse sowie Kräuter, Pilze, Nüsse und Honig.All das ist Nahrung, die bedeutende Mikronährstoffe in Mengen enthält und die wir sehr verwerten können.

Es ist auch keine übertriebene Forderung, dass nach Frau Haiß alle industriell verarbeiteten Nahrungsmittel wie Zucker, alkoholische Getränke und Fertiggerichte möglichst zu meiden sind. Zumindest sind diese schwer bearbeiteten Pridukte mit sehr viel Skepsis zu betrachten. Lässt man sie ganz weg, macht man gewiss nichts falsch!

 

Kritikpunkte:

Die Argumentation der Freunde der Paläö-Ernährung, dass dies eine Ernährungsform ohne Kohlenhydrate darstelle, kann ich hingegen überhaupt nicht verstehen. Kohlenhydrate sind bei allen von ihnen empfohlenen natürlichen Lebensmitteln, tierisch oder pflanzlich, enthalten – und das nicht in geringem Maße!

Ich gehe auch nicht konform mit der Vorstellung, dass wir „reichlich tierisches Eiweiß“ zu uns nehmen sollten. Der Körper braucht drngend Eiweiß, im Zweifel auch aus tierischer Quelle. Aber sehr viele Pflanzen enthalten auch mengenweise Eiweiß. Es passt auch verteufelt viel an Fleischprodukten in unseren Magen, auch werden unter insgesamt günstigen Umständen von den körpereigenen und den Nahrungsaenzymen die üblichen Riesen-Eiweißoleküle gespalten, sodass die lebensnotwedigen Aminosäuren in den Blutstrom kommen. Aber der Körper schafft es mit seinen Organen (Leber und Niere) nicht, große Mengen von Abbaupriodukten aus dem Verbrauch der Eiweiße auszuscheiden.

Eine häufig angegebene Grenze für die Aufnahme von Eiweiß am Tag sind 55 Gramm. Begeisterte Fleischesser erlauben sich aber ein Vielfaches davon. Wo sollen die überschüssigen Abbauprodukte denn bloß hin?  Mit fallen da nur die Zellzwichenräume – der Pischinger Raum – ein. Schon haben wir einen Verschlackungseffekt, der von der Standard-Ernährungslehre gern in Frage gestellt wird.

 

Und was ist mit „unser täglich Brot“?

 Da hat die mutige Preisträgerin einfach Recht! Und es gehört Mut dazu zu sagen, dass Backwaren …

„verarbeitete Lebensmittel sind, die meist durch viele Hilfsstoffe in Form gebrachte werden,  damit sie so appetitlich aussehen wie in Bäckers Auslage. Allein eine Brezel gleicht eher einem Chemielabor als einem Nahrungsmittel. Die Lauge (Natriumhydroxid), das Mehlbehandlungsmittel (Ascorbinsäure), Guarkernmehl, gehärtete Pflanzenfette, Salz, Emulgatoren, Mono- und Diacetylweinsäureester … Da kann einem schon der Appetit vergehen.“

Krass und übertrieben ist aber ihre Cordain („Das Getreide. Zweischneidiges Schwert der Menschheit“) folgende Verteufelung aller Getreide. Getreide beinhalten wie alle Pflanzenstoffe  auch Abwehrstoffe gegen Fressfeinde. Dazu gehören Phytine, Saponine und Oxalsäuren, die dem Körper Mineralstoffe entziehen können. Aber erst die Dosis macht das Gift. In kleiner Menge haben diese Stoffe auch eine Reihe sehr vorteilhafter Wirkungen im menschlichen Körper. Wenn ich daher auch nicht meine, dass alle Backwaren tabu sein sollten, kann ich die Kritik von Frau Heiß an ihnen mit ergänzenden Argumenten unterstützen:

  • Alle Backwaren werden zur Herstellung über einen längeren Zeitraum so hoch erhitzt, dass viele Vitalstoffe in ihnen beschädigt werden. Insbesondere aber werden dadurch all die in ihnen enthaltenen höchst wertvollen Nahrungsenzyme funktionsunfähig gemacht. Man muss einfach wissen, dass wir besonders im Alter auf diese existenziell angewiesen sind, weil die körpereigenen Enzyme aus Bauchspeicheldrüse und Leber mit fortschreitendem Alter immer weniger werden. Ohne die Nahrungsenzyme aus roher Nahrung (!) kommen wir dahin, dass wir „vor vollen Töpfen verhungern“ (Berner).

Backwaren darf man m.E. nicht gering schätzen. Sie schmecken oft besonders gut, was auch von Wert ist. Wenn sie allerdingsüberwiegen und wir über naturbeslassene Nahrung alle wichtigen Vitalstoffe regelmäßig zur Verfügung haben, spricht nichts gegen ihren Maßvollen Verzehr. Dazu kommt, dass sie, ebenso wie Kartoffeln und Nudeln über wertvolle Ballststoffe verfügen, die den Darm und seine Flora beschäftigen.

 

Fazit:

Es gibt kaum Nahrung, die wir generell meiden müssten, wenn wir uns im wesentlichen an eine abwechslungsreiche Mischkost halten.

 

Ein Kommentar zu “Paläo-Ernährung : Stiftungspreis”

  1. Richtig Essen » Blog Archiv » Evolution und kindliches Verhalten sagt:

    […] Diese beiden Lager finden sich auch, wo es um die Entscheidung darüber geht, ob wir uns in unserem Verhalten strikt an das halten, was uns die Natur angeblich vorgegeben hat oder ob wir  uns auf neue Wege einlassen. Typisch für das ersteLager ist die Lehre von der Paläo- oder Steinzeiternährung, die das Heil für die Menschen in der Rückkehr zu den alten Essgewohnheitn vor der Tierhaltung und dem Ackerbau sieht. Erst die unter Bruch der evolutionären Entwicklung vom Menschen eingeführten Veränderungen sollen Schuld an den heutigen Zivilisationskrankheiten haben. Dabei verkennen sie, dass es nicht diese Veränderungen allein sind, sondern erst die ihr folgende Verkennung des Wertes der Nahrungsenzyme und ihrer gnadenlosen Vernichtung in Kochtopf und Backofen, s. z.B. http://www.essenspausen.com/steinzeiternahrung-und-enzyme/ und http://www.essenspausen.com/palaeo-ernaehrung-stiftungspreis/. […]