Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

In Ruhe essen

Erstellt von r.ehlers am Sonntag 9. Oktober 2016

Geschwister-Scholl-Gymnasium Wetter (Ruhr)

Das alte städtische Gymnasium in Wetter a.d. Ruhr

Unter dem Titel „Mein Freund Günter“ habe ich vor knapp zwei Jahren darüber geschrieben, wie mein Freund Günter aus Schul- und Studienzeiten sich trotz eines angeborenen Herzfehlers  auf die einfachste Weise von der Welt auffallend gesund hielt, s. www.essenspausen.com/mein-freund-guenter/.  Von Geburt an hatte er ein Loch im Herzen, weswegen sein Körper statt mit sauerstoffreichem arteriellen Blut mit Mischblut versorgt wurde, das zur Hälfte und mehr aus verbrauchtem venösen Blut bestand. Für körperliche Anstrengungen reichte die Energie nicht, die sein Körper so aufbauen konnte, wohl aber für jede mentale und geistige Aufgabe im Leben.  ERstaunlich war, dass Günter trotz seiner Behinderung  fast immer guter Laune und bereit war, auf andere einzugehen. Er hatte auch eine erstaunliche Fähigkeit zur Temperaturkontrolle. So traf ich ihn einmal in seiner Münsteraner Studentenbude nur leicht bekleidet bei offenem Fenster und minus 20 ° C Außentemperatur bei der Arbeit am Schreibtisch sitzend an, ohne dass er fror oder sich gar erkältete. Wenn ich mich recht erinnere, zeigte er tagsüber auch nie einen Moment der Müdigkeit, gönnte sich nachts aber nur an die 7 Stunden Schlaf und war danach immer gut erholt. Das alles sind nach heutigem Wisssen mentale  Wirkungen, die ohne eine ausreichende Versorgung mit dem Wohlfühl- und Schlüsselhormon Serotonin nicht denkbar sind.

Ob ihm ein Arzt oder sonst ein kluger Mensch dazu geraten hatte, sich beim Essen sehr viel Zeit zu lassen und jeden Bissen bis auf das letzte Körnchen herunter zu kauen, weiß ich nicht. Wir alle, Günters viele Freunde und wohl auch seine Familie, hielten es für eine persönliche Eigenheit ohne besondere Bewandtnis, dass er so  langsam aß, auch dass er es nach jedem Essen immer erst lange Zeit ruhig angehen ließ, bevor er sich wieder an die Arbeit machte.

Solche Langsamkeit fällt natürlich besonders auf in unserer schnellebigen Zeit, in der vorwiegend ungeregelt und hastig gegessen wird. Abends bereitet man sich nicht bewusst auf die Schlafenszeit vor, sondern hofft darauf, dass der Schlaf schon von selbst kommt. Erholt man sich dann nicht gut im Schlaf, bleibt man viel zu lange liegen und frühstückt nur in Hetze oder gar gleich erst auf dem Weg zur Arbeit. Für sein Pausenbrot hat man auch gerade mal eine knappe Viertelstunde und 30 Minuten sind auch nicht lang für den Weg in die Kantine, die Einnahme des Mittagstischs und den Weg zurück. Diese Taktrate überträgt sich natürlich auch auf die Arbeit. Sie bestimmt auch das Arbeitsergebnis. Langfristig verdirbt diese  Art des Lebens in Hektik den Menschen das ganze Leben. In seinem preisgekrönten Buch „Die Entdeckung der Langsamkeit“  von 1983 hat der deutsche Autor  Sten Nadolny dies am Fall des tasmanischen Gouverneurs John Franklin auf eindrucksvolle Weise deutlich gemacht.

Hastiges Essen ist das Signum eines stressüberfüllten Lebens. Als solches is es aber nicht nur ein Symptom, sondern  zugleich eine wichtige (Mit-) Ursache für den nicht zu bewältigenden Stress.

Wie aber kann Langsamessen den Stresslevel beeinflussen?

In Ruhe zu essen färbt ab auf ein ruhiges Verhalten

Das Stresskontrollhormon Serotonin, das erste Hormon, das in der Evolution des Lebens auf unserer Erde auftrat und heute bei allen Lebewesen das wichtigste Kontrollhormon für alle mentalen Vorgänge ist, wurde erst 1948 entdeckt. Gründlich beforscht wurde es erst ab 1990 („Hormone of the Nineties“). Es ist der einzige Botenstoff, der die vielen Stresshormone wie Cortisol, CDH, Adrenalin, Noradrenalin und Testosteron daran hindern kann, sich zur sog. „Stresskaskade“ auszuwachsen. Dieses Wechselspiel der Hormone findet natürlich auch dann statt, wenn die unter ihrem Einfluss stehenden Menschen oder ihre Therapeuten nichts von diesen Wirkzusammenhängen wissen.  Eine Verhaltenstherapie hat daher segensreiche Wirkungen auch dann, wenn die Therapeuten ihnen gegenüber der Macht der Hormone blind sind.

Es kommt nämlich hinzu, dass die Einführung eines ruhigen Verhaltens in einem Lebensbereich

  1. dazu führt,dass allgemein die Ausschüttung von Stresshormonen vermindert wird und
  2. dass weniger vom Stresskontrollhormon Serotonin verbraucht wird.

Verhaltenstherapie und hormonelle Intervention stehen daher in keinem Widerspruch, arbeiten vielmehr positiv zusammen an der Verminderung des Stresslevels.

In Ruhe zu essen muss auch heißen, nach dem Essen etwas zu ruhenWer sich nach einem ruhigen Esssen ohne zeitlichen Übergang in hektische Arbeit stürzt, macht dessen positiven Effekt gleich wieder zunichte. Der Körper verlangt aber -außer wenn man nur sehr wenig gegessen hat – eine Zeit der Ruhe, um den Lauf der Verdauung in Magen und Dünndarm in Gang zu bringen. Da tut man gut daran, nicht zu versuchen, gleich wieder im Arbeitsprozess volle Leistung zu erbringen., weil sich der Körper dagegen wehrt. Unter Druck zu arbeiten ist ohnehin weit weniger erfolgreich als wenn man man sich ihr aufmerksam  und konzentriert widmet, um richtig in ihr aufgehen zu können („Flow“).

Schon schlimm genug, dass der Metabolismus des menschlichen Körpers rebelliert, wenn die Menschen nur noch hektisch ihre Nahrung aufnehmen. Dadurch gehen auch wertvolle persönlichkeitsbildende Funktionen verloren. Denn die Hektik ist das Grundübel unserer Gesllschaft. Sie ist der Feind der Aufmerksamkeit und der Achtsamkeit und führt zwingend zur Oberflächlichkeit und zur Beliebigkeit.

 

Beim langsamen Essen von Haferflocken kommt der Botenstoff Serotonin ins Spiel

Mein Freund Günter starb am Versagen von Leber und Nieren nach einer Operation, durch die das Loch in seinem Herzen erfolgreich geschlossen worden war. Ich kann ihn daher nicht danach fragen, was genau er üblicher Weise als erste Nahrung bei Essensbeginn zu sich nahm. Allerdings weiß ich noch recht gut, dass er seit seiner Kindheit morgens einen Becher Haferflocken aß. Da er alle seine Nahrung, also auch diese Haferflocken, bis auf die kleinsten Partikel gründlichst herunter kaute, hat er damit schon in den 50er Jahren  meine Erkenntnisse über den körpereigenen Aufbau des Botenstoffes Serotonin durch den Verzehr nativer Kost  vorweggenommen!

Ich brauche doch kein besonderes Lebensmittel, um den Aminas-Effekt zu erzeugen. Dafür brauche ich kein Amaranth und Quinoa („Inka Gold“) und auch keine anderen begleitenden Zutaten. Ein Esslöffel Hafermehl, das mit einem Glas Wasser aufgenommen wird, durchläuft ohne Aufenthalt den leeren Magen und löst im Dünndarm den starken Verstoffwechslungsreiz aus, der den zentralnervösen Befehl zum Aufbau von Serotonin als des (zugleich) obersten Esskontrollhormons Serotonin auslöst!