Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Europa auf dem Weg in die Klapse?

Erstellt von r.ehlers am Donnerstag 28. April 2016

Sie kennen sicher die „stille Post“ , bei der eine Reihe Menschen im Kreis sitzen. Einer erzählt seinem Nachbarn eine Geschichte ins Ohr, so dass niemand im Kreis mithören kann. Der Empfänger gibt sie weiter an dern Nächsten usw. bis sie am Ende wieder am Anfang ankommt. Das Überraschende dabei ist, dass sich die Geschichte auf diesem Wege so verändert hat, dass man sie nicht mehr wiedererkennen kann.

Auf einem solchen Wege ist bekannt geworden, dass in Europa fast 40 % der Bewohner reif fürdie Klapse wären. Wir sollen annehmen, dass dies eine Tatsache sei, die wissenschaftlich perfekt belegt sei, letztlich durch den Bezug auf die Studien einer Forschergruppe um Professor Dr. Hans Ulrich Wittchen, Psychologe, Psychotherapeut und Epidemiologe an der TU Dresden.

Hans-Ulrich Wittchen

Die Geschichte, die die Dresdner Forscher weiter trugen, ist in der Reihe der Weitergaben die erste. Als epidemiologische Studie beruht sie aber weniger auf eigenen Beobachtungen als auf der Zusammenfassung und Wiedergabe einer großen Zahl anderer Studien – einer META-Studie halt!

Die Wittchen – Studien (https://www.scopus.com/record/display.uri?eid=2-s2.0-80052376956&origin=inward&txGid=0) kommen zur Schlussfolgerung, dass 38,2 % der Menschen in Europa n mentalen Störungen litten (wörtlich:  „suffer from a mental disorder“). Grundlage für diese Annahme sind andere Studien, die folgende mentale Störungen erbrachten:

14 % – Angststörungen

7 % – Schlaflosigkeit

6,9 % –  schwere Depression

6,3 % – somatoforme Störungen  (s.u.)

4 % – Alkohol- und Drogenabhängigkeit

5 % – jugendlicher ADHD (Aufmerksamkeitsstärung + Hyperaktivität)

1 – 30 % Demenz (ab 80 Jahren 30 %)

Um zur Gesamtzahl von fast 40 % Betroffener zu kommen, müssen bei einzelnen Betroffenen mehrere dieser Störungen zusammenkommen. Andere werden dagegen „nur“ über häufige Schlaflsogkeit klagen oder „Nur“ gewohnheitsmäßig stark dem Alkohol zusprechen – Wittchen beklagt zwar, dass längst nicht alle dieser behandlungsbedürftigen Störungen hinreichend medizinisch versorgt würden, in keinem Fall aber setzt er psychsiche Störungen mit psychischen Erkrankungen („Geisteskrankjheit“) gleich..

Als der Spiegel über die Wittchen-Studie berichtete (http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/studie-fast-40-prozent-der-europaeer-sind-psychisch-krank-a-784400.html), lagen nicht nur bei annähernd 40 % der Europäer mentale Störungen vor: Jetzt litten nahezu 40 % aller Eurpäer an einer psychischen Krankheit. Zwischen beiden besteht aber ein gravierender Unterschied:

Psychische Störungen erleben sehr viele sonst kerngesunde Menschen immer wieder einmal. Oft sind es nur einzelen Symptome, an denen man sie festmachen kann. Meist klingen sie von alleine ab. Ab einer gewissen Schwere und in längerem Verlauf können  sich die Störungen zu ausgewachsenen psychischen Erkrankungen manifestieren.

In der Internetzeitung „Neo Presse“ klingt das im Beitrag des Autors Jürgen Frankenberger noch sehr viel schlimmer, denn jetzt droht halb Europa der Umzug in die Klapse (s. http://www.neopresse.com/gesellschaft/kommentar-europa-auf-dem-weg-in-die-klapse/). Die Feststellungen aus den Ausgangsstudien, die fast durchweg Störungen aller Art betrafen, die man bei weniger als 10 % der Bevölkerung vorgefunden hat, ist jedenfalls am Ende der mehroder weniger stillen Post ncht mehr zu erkennen.

Wie zweifelhaft solche epidemiologischen Studien sind, wird auch im Bezug auf die genannten somatoformen Störungen (s.o.) deutlich. Als somatoforme Störungen sind körperliche Beschwerden, die sich nichtausreichend miteiner organischen Ursache erklären lassen. Dazu gehören Müdigkeit, Erschöpfung, Schmerzen, aber auch   Herz-Kreislauf-Beschwerden, Magen-Darm-Beschwerden und sexuelle Symptome. Seltsam, dass die Wittchen-Studie danur 6,3 % Betroffene nennt!

Wikipedia sagt dazu: „Somatoforme Symptome treten bei circa 80 Prozent der Bevölkerung zumindest zeitweise auf, gehen in der Regel von selbst vorüber und werden kaum beachtet. Bei einigen Personen (die Angaben über die Häufigkeit schwanken zwischen 4 und 20 Prozent) können sich diese Beschwerden aber chronifizieren und eine zentrale Rolle im Leben einnehmen. Sie gehören zu den häufigsten Störungsbildern bei Patienten von Allgemeinärzten und Allgemeinkrankenhäusern. Mindestens 20 Prozent der Patienten, die einen Hausarzt aufsuchen, leiden an einer somatoformen Störung; aus stationären Abteilungen werden somatoforme Störungen in einer Häufigkeit von 10 bis zu 40 Prozent der Patienten berichtet. Patienten mit somatoformen Störungen werden oft als schwierig vom Hausarzt wahrgenommen, die Patienten selbst wiederum sind oft von ihren Behandlern enttäuscht, was einerseits zum Ärztehopping führen kann, zum anderen auch mit dem Begriff „Syndrom der dicken Akte“ bezeichnet wurde. Häufig wird die Erkrankung erst spät erkannt und es vergehen oft Jahre, bis der Patient zum Psychotherapeuten überwiesen wird.“