Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Eiweißspeicherkrankheiten

Erstellt von r.ehlers am Donnerstag 15. September 2016

Bild: blog.sportlaedchen.de

Der Begriff der Eiweißspeicherkrankheiten geht zurück auf  Professor Lothar Wendt (1907 – 1989), den Vater, und Professor Dt. Thomas Wendt (*1955), den Sohn.  Offiziell lehrt die Schulmedizin zwar das Konzept der Eiweisspeicherkrankheiten ab. Praktisch folgen sie und alle Ernährungsfachleute aber ihren Empfehlungen, den Eiweißkonsum drastisch zu senken (s. dazu http://www.essenspausen.com/wir-essen-fast-dreimal-so-viel-fleisch/).

Ein Einblick in die Theorie der Eiweissspeicherkrankheiten nach Wendt lohnt aber außerordentlich, weil diese Lehre das Verständnis der Verstoffwechslung der Nahrung und der Verteilung ihrer Inhaltsstoffe im Körper ganz wesentlich fördert. Den vollen Einstieg in alle dazu gehörenden biochemischen Abläufe habe ich bisher nicht versucht. Aber die Plausibilität der Erklärungen ist groß. Die beinharten Streiter bei der Internetflattform Psiram gegen alles in Fragen der Gesundheit, das nicht von der Standardmedizin abgesegnet ist, lehnen natürlich das Konzept von Eiweißspeicherkrankheiten radikal ab, allerdings wie so häufig mit dem oberflächlichen Versuch, die ganze Sache einfach zu veralbern (s.https://www.psiram.com/ge/index.php/Eiwei%C3%9Fspeicherkrankheit).  Sie halten sich an Begriffen wie Eiweißmast, Durchsaftung des Gewebes und Übersäuerung des Gewebes auf. Vor allem aber stellen sie die Frage, wo denn überhaupt die Speicher für überschüssiges Eiweiß liegen sollen, als wenn die Wendt-Lehre nicht gerade diese Frage perfekt beantortete!

Eine weitgehend auch für einen Laien gut lesbare ausführliche Wiedergabe der Grundzüge der Theorie der Eiweißsppeidcherkrankheiten gibt die Medizinjournalistin Jutta Erbacher in der Zeitschrift Naturheilpraxis, 7/2010: http://www.prof-wendt.de/downloads/erbacher2010.pdf.

Ich will hier wesentlich kürzer herausstellen, wie sich nach dieser Theorie mit größter Wahrscheinlichkeit der Verzehr von zuviel Eiweiß auf die Funktionen des menschlichen Körpers auswirkt:

Was immer wir essen und was in den Dünndarm gelangt, wird auf der Verdauungsschleimhaut verstoffwechselt. Die auf Molekulargröße gebrachten Inhaltsstoffe, auch die aus den Nahrungsproteinen  gewonnenen Aminosäuren und anderen Eiweißbestandteile, werden an das Kapillarblut gegeben. Von dort  wandern sie über die Pfortaderabzweigungen in die Leber und fließen  von weiter über die große Lebervene (vena hepatica) und die Vena cava inferior ins Herz, in  die rechte Herzkammer und weiter über die linke Herzkammer in das arterielle Netz bis in dessen  feinste Verästerungen, die Kapillaren, die jede Zelle des Körpers erreichen.

Die  Wendtsche Lehre unterscheidet zwischen der Makrozirkulation der Nahrungsinhalte innerhalb des geschlossenen Röhrensysteme von Arterien, Lymphbahnen und Venen und der Mikrozirkulation dieser Stoffe und ihrer Abbauprodukte in den besonderen  Bereich des Interstitiums. Wichtig ist zu realisieren, dass auf dem Wege bis in die Kapillaren nichts von alledem verloren geht, was über den Darm ins Kapillarblut gegangen ist. Was also an Masse verzehrt wurde und nicht im Körper verbraucht wird, landet nach dem Verlassen der Kapillarwände im Raum vor den Körperzellen, die diese Stoffe zum Leben brauchen – wenn auch bestimmt nicht im Übermaß. Da Zelle an Zelle liegt, landen die Stoffe praktisch im Raum zwischen den Körperzellen, im sog. Zellzwischenraum oder Interstitium, auch Pischinger Raum genannt.Dies ist auch das Quellgebiet der Lymphe, indem die Fettsäuren für die Zellen angeliefert werden. Abbauprodukte der Zellen gehen übrigens auch ins Interstitium und werden von dort aus ins venöse Blutsystem abgegeben.

Der Zellzwischeraum ist gegenüber naiver Vorstellung nicht ein leerer  Raum. Er hat vielmehr eine bürstenförmige  eingelagerte Struktur aus Proteoglukanen und Vernetzungsproteinen, die an Hyaluronsäuremolekülen aufgereiht sind. Durch dieses grobe Netz müssen die für die Zellen bestimmten Stoffe hindurch. Es fällt leicht, sich vorzustellen, dass eine Überladung mit Stoffen dazu führt, dass der Transport stockt und sich ein Rückstau bildet. Dadurch entsteht auch ein Druck auf die Kapillarbasalmembran. Nach Wendt erzwingt dies den Umbau der angelieferten Eiweißmoleküle in Mukopolysaccharide und Kollagenfasern, die sich in der Kapillarbasalmenbran einlagern und Arterioskleroseplaques bilden, die der Ausgang für die Entstehung von Stenosen sind. Wenn man diese Zusammenhänge kennt, versteht man erst, warum Wendt von einer Durchsaftung spricht. Man kann dann auch beser verstehen, dass er von einer schleichenden Gewebeazidose ausgeht. Wird die Mikrozirkulation stark verlangsamt, ist mit chemischen entzündungsfördernden und damit auch säuernden Reaktionen zu rechnen.

Es spricht danach viel dafür,dass es nicht die versteckten Fette in der Nahrung (die natürlich auch nicht gut sind) und auch nicht die übermäßige Zufuhr von Industriezucker sind (so gefährlich sie auch ist), die den Hauptgrund für die Erhöhung der Blutspiegel liefern und den Weg für die kardiovakulären Krankheiten ebnen, sondern der exzessive Eiweißkonsum. Wie Jutta Erbacher miteilt, gibt es inzwischen auch Studien, die das bestätigen (Rashu et al.und Popkin, 2009).

Die Nephrologie hat schon vor langer Zeit zuverlässig festgestellt, dass zu hohe Eiweißaufnahme auch zu einer Schädigung der Nieren führt, indem das Eiweiß ihre Filter zusetzt. Auch geht man in der Diabetologie allgemein davon aus, dass neben anderen Ursachen zu hoher Fleischkonsum zur Entstehung des Diabetes 2 beiträgt.

Wendt hat die Entwicklung der Eiweißspeicherkrankheiten über die ganze Lebenspanne von Patienten hinweg dokumentiert und hat festgestellt, dass die Entwicklung der Eiweißspeicherkrankheiten an die drei Jahrzehnte dauert. Er fragt neue  Patienten daher nicht nur nach ihren heutigen Essgewohnheiten, sondern auch nach ihren Essgewohnheiten vor 30 Jahren.