Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Droge Zucker II

Erstellt von r.ehlers am Donnerstag 3. April 2014

Titelbild

Fast parallel zu der großen Verbreitung  des Wissens um die Schädlichkeit von Haushaltszucker und dem von der Industrie in ungezählte Lebensmittelprodukten  verwendeten hochfruktosehaltigen Maissirup (HFCS) im Jahre 2012 (s. „Spiegel“ vom 3.9.2012 – http://www.spiegel.de/spi egel/print/d-87997205.html) kam mein Buch „Essenspausen“, Via Nova, 2012 heraus. Vorab stellte ich die vorliegende Plattform unter http://www.essenspausen.com/droge-zucker-falsche-sundenbocke-auf-dem-essteller/den Beitrag

„Droge Zucker? Falsche Sündenböcke auf dem Essteller.“

Ausgelöst wurde die komplette Verurteilung des Haushaltszuckers durch die Publikationen des kalifornischen Kinderarztes Professor Dr. Robert Lustig, dessen Videos weltweit zigmillionen Mal angesehen wurden (s. z.B. https://www.youtube.com/watch?v=cjttsybt2NM). Damals brachte der Fernsehsender SR/SWR eine sehr informative Dokumentation unter dem Titel

„Zeitbombe Zucker,“

die jetzt am 2.4.2014  in der Hauptsendezeit unverändert um 20.15 wiederholt wurde.

– Prof. Dr. Robert Lustig –

Weil so gründliche Informationen über den Zucker als Dickmacher danach nicht mehr zu lesen oder zu sehen waren, arbeite ich nachfolgend einmal die wichtigsten Erkenntnisse aus den – teilweise auch unterschiedlichen – Darlegungen heraus. Unbestreitbar ist:

  • Industriezucker, Einfachzucker, Haushaltszucker, Saccharose sind die Namen für ein und dasselbe Lebensmittelprodukt, das außer Traubenzucker (Glukose, auch Dextrose) und Fruchtzucker (Fruktose) absolut keine weiteren für die Versorgung des Menschen wertvollen Inhaltsstoffe wie etwa Vitamine oder Mineralstoffe mit sich bringt. Industriezucker enthält zur Hälfte Glukose, zur anderen Hälfte Fruktose.
  • Auch wenn das gern plakativ so herausgestellt, ist Zucker kein Gift.Glukose ist vielmehr ein für den Körper unverzichtbares Kohlenhydrat. Aus ihm und dem zweiten in vielen Lebensmitteln vorkommenden Zucker Galaktose stellt der Mensch die für viele körperliche Funktionen weiteren sechs bekannten Zuckerarten her (Mannose, Fukose, Xylose, N-Acetylneuraminsäure, N-Acetylglukosaminund N-Acetylgaktosamin), die aber in einigen Pflanzen auch direkt vorkommen. Glukose und Galaktose schmecken süß, alle anderen Zuckerarten sind gerbstoffhaltig und schmecken bitter.
  • Glukose ist der Hauptbrennstoff des menschlichen Körpers, der wichtigste Ausgangsstoff ür die Herstellung unserer aus der chemischen Verbindung Adenposintriphosphat (ATP) in den Trillionen von Verbrennungskammern (Mitochodrien) in unseren Körperzellen aufgebauten Körperenergie.
  • Fruktose anders als Glukose wird im Verdauungstrakt nur langsam und nie vollständig resorbiert.  Es können sich daher schädliche Fruktosedepots im Körper bilden. Fruktose treibt anders als Glukose den Insulinspiegel nicht hoch. Fruktose wird aber bei Bedarf Körper im Weger der Glukolyse in Glukose umgewandelt. HFCS  ist ein aus Zucker bestehender Maissirup, der bis zu 90 % Fruktose beinhalten kann.
  • In zu großen Mengen genossen führt jeder Zucker dazu, dass der Mensch mehr Kalorien aufnimmt als er in seinen Körperzellen verbrennt. Zunächst baut der Körper die Mengen, die er nicht sofort verbrennt, in der Leber zum jederzeit abrufbaren Glykogen um, das er dann in der Leber und in den Muskelzellen speichert.
  • Überschüssige Glukose wird in der Leber zu Triglyceriden (Fettsäuren) umgebaut und auf die Blutbahn gegeben, damit sie in die im Normalfall immer aufnahmebereiten Fettzellen als Speicherfett eingebaut werden.
  • Geht der Insulinspiegel in den Essenspaussen (!) auf ein geringes Niveau, weil von der Nahrungsaufnahme her keine neuen Zuckerstoffe mehr ins Blut gelangen, wird zunächst das gespeicherte Glykogen wieder in Glukose aufgespalten (Glykogenolyse), die im Körper verteilt wird.
  • Solange es dabei bleibt, dass nicht durch neue Nahrung wieder Insulin gelockt wird, greift der Körper auf seine gespeicherten Fette zu, indem durch körpereigene Hormone (Wachstumshormon, Adrenalin)  die Fettzellen an ihren dafür vorgesehenen Rezeptoren geöffnet werden.

Angesichts dieser augenscheinlich endgültig gesicherten Erkenntnisse ist festzustellen, dass Professor Dr. Robert Lustig absolut Recht hat mit seiner Warnung vor dem Konsum von Lebensmitteln, die beträchtliche Mengen an Maissirup (HFCS) enthalten.

In der Realität der USA und inzwischen auch aller anderen sog. zivilisierten Länder, ist der Konsum von solchen zuckerhaltigen Produkte, ganz besonders den Softdrinks und Fruchtsäften, so exorbitant gestiegen, dass dies der Hauptgrund dafür sein sollte, dass die Menschen in diesen Ländern radikal verfetten.Man kann sich natürlich auch an anderen Lebensmitteln überfressen und zu dick werden.

Tierversuche legen den Schluss nahe, dass Fruktose ganz besonders gesundheitsschädlich ist. Mit reichlich Fruktose in der Nahrung entwickelten sie durchweg eine Fettleber, die nach der Reuzierung der Fruktose wieder zurückging. Fruktose kann sehr wohl auch bei der Entstehung von Krebs von Bedeutung sein, wie allerdings starkes Übergewicht ohnehin.

Die Frage,ob Zucker süchtig macht, ist mehr akademisch. Professor Dr. Falk Kiefer aus Heidelberg hat im Magnetresonanztomographen (MRT) festgestellt,dass sich im Nucleus accumbens, unserem zentralnervösen Belohnungszentrum, sichtbare Veränderungen zeigen, wenn den Probanden Bilder von Dickmachern wie Sahnetorte gezeigt werden. Er meint, dass Übergewichtige, die trotz besseren Wissens immer wieder auf solche Zuckerwaren zugreifen, eben zuckersüchtig seien.

Nachdem ich die Frage noch einmal überdacht habe, meine ich heute, dass er Recht hat. In meinem Beitrag           “ Sucht-schwere Bedrohung für Jeden“, http://www.essenspausen.com/sucht-ihre-bewaltigung-in-vier-schritten/ habe ich in Übereinstimmung mit der weit vorherrschenden Meinung unter den Experten die Sucht wie folgt definiert:

»Sucht ist ein schwer abweisbarer immer wiederkehrender Drang nach dem Erleben bestimmter Zustände und Abläufe, dem bewusste und unbewusste rationale Widerstände und emotionale Wertvorstellungen geopfert werden«.

Kiefers HeidelbergerKollege, Professor Dr. Reiner Sparnagel, sieht es auch so, dass es zu regelrechten Umbauten im Gehirn führt, wenn sich jemand daran gewöhnt, laufend in Mengen stark zuckerhaltige Sachen zu essen. Da das sich aber wieder zurückbildet, wenn man dies drangibt, sei es nur eine schlechte Gewohnheit und keine Sucht. Er hat Recht, dass auch eingefleischte Gewohnheiten noch keine Sucht ausmachen.  Man muss aber berücksichtigen, dass die Betroffenen eigentlich raus wollen aus der Zuckerfalle, in die es sie auch gegen ihren wirklichen Willen immer stärker hineintreibt und festhält.

Das ist dann doch eine Sucht und ihre Droge ist der Zucker.

Fazit: Die erste der drei Regeln zum richtigen Essen ist, eine kluge und vielseitige Nahrungsauswahl zu treffen. Dazu gehört, dass wir eine mengenmäßig erhebliche Zufuhr von Stoffen, die  in diesen Mengen gesundheitsschädlich sind, aus unserem Essensplan streichen.

Da Einfachzucker, der nur Energie liefert und sonst keine Vitalstoffe, neben den in praktisch allen verfügbaren Speisen enthaltenen Kohlenhydraten  für unser Leben völlig überflüssig ist und bei regelmäßigem beachtlichen Verzehr zur Sucht werden kann und unsere Gesundheit und unsere Figur ruiniert, müssen wir ihn weglassen. Den Einfachzucker zu vermeiden ist so wichtig, dass jede andere Bemühung, sein Körpergewicht zu senken, vergebens ist, wenn man da nicht die Kurve kriegt. Das indessen ist gar nicht so schwer. Gehen Sie es einfach an!