Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Die Rolle der Albumine im Serotoninaufbau

Erstellt von r.ehlers am Mittwoch 19. März 2014

Albumine (lt. albus= weiß, s. Eiweiß) sind Proteine aus dem Blutserum, deren Hauptfunktion es ist, den Innendruck im arteriellen Kreislauf aufrecht zu erhalten, eben den bekannten Blutdruck. Indem sie lose an wasserunlösliche Stoffe angebunden werden – ohne eine volle chemische Verbindung einzugehen – machen sie diese wasserlöslich.

Eine wichtige Rolle spielen die Albumine, was noch gar nicht so lange bekannt ist, in der Verteilung und Nutzung der wichtigen Aminosäure L-Tryptophan und dabei insbesondere für seine Verfügbarkeit im Gehirn, wo es für den Aufbau der der Botenstoffe Serotonin und Melatonin gebraucht wird.

Der Mensch, der sich richtig ernähren will, braucht diese Zusammenhänge normalerweise nicht zu kennen. Eine ungefähre Vorstellung davon, wie die Zulieferung von L-Trypotophan ins Gehirn organisiert ist, ist aber gewiss für viele Menschen von Interesse. Schließlich hängt vom guten Funktionieren dieser biochemischen Abläufe unser Wohlbefinden ab und die Fähigkeit, jeden Tag topfit zu sein und einen Nacht für Nacht erquickenden Schlaf zu finden.

Bei vertiefter Betrachtung legen wir damit auch die Schalter um für den harmonischen Verlauf unseres ganzen Gefühls- und Seelenlebens.

monomere Albumin-Struktur                 -de.wikipedia.org-


dimere Albumin-Struktur                       -de.wikipedia.org-

Erst zu Anfang des neuen Jahrhunderts, nachdem die Endokrinologie in den 90er Jahren die zentrale Bedeutung des Botenstoffes Serotonin erforscht hatte, geriet der zentralnervöse komplizierte Aufbau gerade von Serotonin in den Fokus der Forscher.  Dass er noch viel komplizierter ist, wie ich danach herausfand, ahnte man nicht.

Die Grundzüge habe ich in einem frühen Beitrag auf dieser Plattform beschrieben:

http://www.essenspausen.com/uber-die-programme-der-natur-die-menschen-gesund-und-glucklich-zu-halten-teil-i-glucksbotenstoffe/

Nach den heute zum allgemeinen Stand des Wissens in der Hormonlehre gehörenden Erkenntnissen ist folgendes gesichert:

  • Serotonin ist im Körper ein Gewebshormon und wird dort an den Verbrauchsorten (Verdauungstrakt, Blut, Lunge) direkt aus seinen vielen, bei normaler Ernährung aber nie knappen Bausteinen aufgebaut, zu denen insbesondere die essenzielle Aminosäure L-Tryptophan gehört.
  • Das im Körper aufgebaute relativ große Serotoninmolekül kann die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden. Serotonin als Transmitter wird im Gehirn ausschließlich dortselbst aufgebaut, und zwar allein in spezifischen Drüsen, den Raphe-Kernen des Stammhirns.
  • Auch L-Tryptophan ist wie andere Aminosäuren von seiner Gestalt her zu groß, um direkt durch die Blut-Hirn-Schranke ins Gehirn zu wandern. Diese Aminosäuren können aber die Blut-Hirn-Schranke  unter Nutzung besonderer biochemischer Wege (carrier ways) durchdringen.
  • In der Konkurrenz mit anderen Aminosäuren ist L-Tryptophan viel weniger „schrankengängig“, d.h. in Gegenwart andere Aminosäuren, die auch ins Gehirn drängen (Chemotaxis), unterliegt L-Tryptophan und kann damit im Gehirn knapp werden. In der logischen Folge fehlt es dann auch an Serotonin und an Melatonin. Letzteres wird ja – allein im Mandelkern – aus vorhandenem Serotonin aufgebaut.

Dieses Wissen wurde erweitert um die Erkenntnis der besonderen Rolle der Albumine:

  • L-Tryptophan neigt sehr stark dazu, sich in die eingangs beschriebene lose Bindung mit den Albuminen zu begeben. Die Albumine bestehen aus annähern 600 verschiedenen monomeren oder dimeren Aminosäureketten.
  • Im Komplex sind die an Albumin gebundenen L-Tryptophanmoleküle viel zu groß, um in der Konkurrenz mit anderen Aminosäuren die Transportwege ins Gehrn nutzen zu können. Diese Sperrigkeit ist der Grund für die fehlende Schrankengängigkeit von Tryptophan.
  • Auf der anderen Seite passt der e L-Tryptophan/Albumin-Komplex auch nich auf das Aufnahmemuster der Muskelzellen.  In einer Phase, in der der Körper von der Energiegewinnung durch die Verbrennung der Kohlenhydrate (Glukose) zur Energiegewinnung auf Eiweiße zurückgreift, werden daher die mit Tryptophan konkurrierenden Aminosäuren in den Muskelzellen zum Aufbau der Bewegungsenergie ATP (Adenosintriphosphat) verbraucht. L-Tryptophan gewinnt dadurch eine Einzelstellung an der Blut-Hirn-Schranke.
  • Damit ist praktisch gesichert, dass L-Tryptophan tatsächlich ins Gehirn eindringen kann, wenn es von dort angefordert oder dorthin geschickt wird. Im Detail ist nicht geklärt, ob sich der von der Konkurrenz befreite L-Tryptophan/Albumin-Komplex insgesamt auf die Reise ins Gehirn macht oder ob das nur lose angebundene Albumin im Vorgang der Besetzung der Transportplätze abgestreift wird (was ich vermute).

L-Tryptophan wird im Zustand vor der Anbindung an Albumin „freies Tryptophan“ genannt.  Wie ich früher bereits ausführlich erläuterte –s.http://www.essenspausen.com/tryptophan-irrtum-und-abzocke/– macht es keinen Sinn, solches freies Tryptophan zu substituieren. Das ist ein unsinniger Aufwand.  Schäden sind hingegen durch dei Aufnahme freien Traptophans nicht zu befürchten, außer natürlich am Geldbeutel. Ob ich nun freies Tryptophan esse oder als Tinktur trinke, selbst wenn ich es intravenös spritzen würde, kann ich es nicht daran hindern, sich im Blutstrom  doch an Albumine zu binden.

Noch weniger kann ich mit der Aufnahme freien Tryptophans die Konkurrenz mit den anderen Aminosäuren an der Blut-Hirn-Schranke ganz beenden – selbst dnn nicht wenn ich auf unerklärliche Weise die Verbindung mit den reichlich im Blut schweimmenden Albuminen verhindern könnte. Das indessen schaffe ich auf ganz natürliche Weise, wenn ich eine kleine Portion nativer Kost mit einem ausreichenden Gehalt an Proteinen auf leeren Magen esse, weil das dem energiehungrigen Körper keine Wahl lässt, als die enthaltenen Kohlenhydrate und Fette und dann auch im Blut befindlichen Aminosäuren – wie gesagt mit Ausnahme von Tryptophan – zu verwerten.

Für den, der es genau wissen will, ist es wichtig zu realisieren, dass mit der besseren zentralnervösen Versorgung mit Tryptophan das Problem der Knappheit von Serotonin und Melatonin erst zur Hälfte gelöst ist.

Wie ich in vielen  Beiträgen auf dieser Plattform bereits erläutert habe, ist als gesichert anzunehmen, dass sich Serotonin im Stammhirn nur aufbaut, wenn  wegen einer oder der anderen seiner Funktionen regelrecht nach ihm gerufen wird, insbesondere als Esskontrollhormon oder Belastungskontrollhormon.

Das gleiche gilt für Melatonin, das sogar einen mehrfachen Auslöser braucht,

  • erstens eine gewisse Erschöpfung, die nach Ruhe und Entspannung verlangt,
  • zweitens die Abwesenheit von Tageslicht oder weißem Kunstlicht und
  • drittens die Einleitung des Schlafs durch die erste halbstündige Leichtschlafphase,    die notwendigerweise von Serotonin begleitet wird.