Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Der Gesang der Wale

Erstellt von r.ehlers am Freitag 26. September 2014

In Fortschreitung des Themas des Serotninaufbaus durch verschiedene Aktivitäten wie zuletzt in meinem Beitrag http://www.essenspausen.com/singen-sorgt-fuer-serotonin/ verweise ich nachfolgend auf die überzeugenden Ausführungen des deutschen Musksoziologen, Psychologen und Pädagogen Dr. Karl Adamek, dem Mitbegründer des   Internationalen Netzwerkes zur Förderung der Alltagskultur des Singens e. V. Il canto del mondo.

 

Buckelwal (Megaptera novaeanglia)-de.wikipedia.org-

Wale- die größten Sänger der Erde

Was das Singen für ein Lebewesen bedeuten kann, sehen wir am Gesang der Wale. Diese Säugetiere  haben wie wir eine hohe Intelligenz. Sie haben zwar nicht unsere Sprechwerkzeuge, aber mit ihrem Gesang geben sie sich untereinander über Tausende von Kilometern vielfache Informationen  wieter. Nimm einem Wal seinen Gesang, dann wird er  sehr bald kläglich eingehen. So stranden Wale auch, wenn der Lärm der Schiffsschrauben ihren Gesang überlagert und sie sich nicht mehr richtig verstehen können.

Ich gebe nachfolgend  – nur ein wenig gekürzt – sein Plädoyers für des Singen im Wortlaut wieder, weil ich es nicht besser als er sagen könnte, s.

http://www.karladamek.de/files/pdf/Forschung/Singen-ist-zukunftsweisend.pdf .

 

Lediglich im Versuch, den Text leichter verdaubar zumachen, habe ich ihm eigene Überschriften gegeben und habe Schlüsselwörter fett und farblich hervorgehoben:

Gesundheitliche, soziale und pädagogische Bedeutung des Singens

„Der Mensch braucht …das Singen als individuelles und soziales Lebenselixier, um ein glückliches Leben trotz aller Widrigkeiten führen zu können. Singen ist neuesten Erkenntnissen zufolge für den Menschen die Sprache des Fühlens, ebenso existenziell für die Herausbildung der Fühlfähigkeit und da vor allem des Mitgefühls wie das Sprechenkönnen und die Sprache für die Entwicklung der Denkfähigkeit entscheidend ist. Singen ist besonders wichtig zur konstruktiven Umwandlung von Angst und zur Herausbildung einer optimistischen Lebenshaltung. Wir haben zunehmend ein Klima der Angst, das den Menschen lähmt und unglücklich macht. Menschen in Angst neigen zu Feindbildern und zu unsozialem Verhalten. Singen ist ein optimales Mittel gegen die Angst. Denn beim Singen werden alle somatischen Marker der Angst quasi ausgeschaltet. Die UNO warnt, dass der Mangel an Empathiefähigkeit und die emotionale Verarmung der Kinder weltweit in den nächsten 10 bis 20 Jahren zu einem der größten Probleme der Menschheit zu werden droht. Singen trägt dazu bei, das Mitgefühl zu entfalten.“

„Der Mensch ist von Natur aus ein musikalisches Wesen und das Singen ist das erste Instrument, das jeder zugleich auch noch selber ist. Deshalb sollte die Musikalisierung der Gesellschaft durch Singen und vor allem der Kindergärten als wichtige Gegenwartsaufgabe betrachtet werden. Das Netzwerk Il canto del mondo engagiert sich als gemeinnütziger Verein besonders für das Singen von Kindern, weil in diesem Bereich in Deutschland seit 50 Jahren bedenkliche und folgenschwere Verfallstendenzen zu verzeichnen sind. Einige Folgen: Mangels Ausbildung können heute nur noch ca. 15 – 20% der Kindergartenerzieherinnen und noch weniger Grundschullehrerinnen die Kinder nicht mehr zum Singen anleiten. Vor vierzig Jahren konnten noch die meisten Hauptschüler eine Melodie sauber nachsingen. Heute ist dies nur noch ganz wenigen möglich. Ein großer Prozentsatz der deutschen Kinder hat neben vielen anderen Nachteilen schon verkümmerte Stimmbänder. Demzufolge gibt es bei immer mehr Kindern auch eine deutliche Verschlechterung der Fähigkeit, durch Stimme und Sprache mit anderen zu kommunizieren. Kommunikationsbarrieren machen unsicher. Ein weiteres Beispiel der negativen Auswirkung des Verfalls unserer Alltagskultur des Singens: Die meisten jungen Eltern von heute können ihre kleinen Kinder nicht mehr in den Schlaf singen. Nach einer Untersuchung im Auftrag des ehemaligen nordrhein-westfälischen Sozialministers Farthmann verabreichen eine erschreckende Anzahl von Eltern ihren kleinen Kindern stattdessen Schlaftabletten und Psychopharmaka, damit sie schlafen. Hier sind kaum abzuschätzende negative Folgen für die frühkindliche Entwicklung zu befürchten. Es gibt wissenschaftliche Belege, dass sich das Singen von Schlafliedern durch Eltern auf die Gehirnentwicklung von Säuglingen positiv auswirkt. Aber die wenigsten Eltern haben selbst noch einen Zugang zum Singen, weil sie es selbst nicht mehr in ihrem Alltagsumfeld gelernt haben (Vgl. Tomatis 1986).“

„Welche Auswirkungen das Singen auf den Menschen allgemein hat konnte erstmals empirisch in der grundlegenden Forschungsarbeit „Singen als Lebenshilfe“ 1996 gezeigt werden (Vgl. Adamek 1996). Diese Arbeit mit über 1000 Untersuchungsteilnehmern gab den Anstoß für viele weiteren naturwissenschaftlichen Untersuchungen zum Singen. Es konnte für Erwachsene gezeigt werden: Menschen, die regelmäßig im Alltag singen sind im Vergleich zu „Nicht-Singern“ durchschnittlich signifikant gesünder, und zwar sowohl psychisch als auch physisch. Sie sind durchschnittlich lebenszufriedener, sind ausgeglichener und zuversichtlicher, haben ein größeres Selbstvertrauen, sind häufiger guter Laune, verhalten sich durchschnittlich sozial verantwortlicher und hilfsbereiter und sind psychisch belastbarer. Wir können heute empirisch begründet sagen: Singende Menschen sind glücklichere Menschen. Singen macht glücklich, nicht nur, weil beim Singen Glückshormone ausgeschüttet werden, sondern auch, weil man durch Singen die eigenen Emotionen regulieren kann. Singen macht gesund, weil es zur Optimierung aller Funktionen des Körpers durch Harmonierung beiträt. Singen in seiner ursprünglichen Form, also als Selbstbegegnung und Selbstgestaltung und nicht als Darbietung, fördert nicht nur das Selbstvertrauen, sondern auch die Selbstverantwortung und darüber hinaus auch das Sozialvertrauen und die soziale Verantwortung. Es ist besonders bedeutsam, weil es eine effektive Bewältigungsform von Angst ist. Wenn man bedenkt, dass fast alle entscheidenden Probleme des Menschen ihre letzte Ursache in Angst haben, wird erkennbar, welche Bedeutung der sozialverträglichen und nachhaltigen Bewältigung von Angst zukommt. Das und schafft eine optimistische und tatkräftige Lebenshaltung. Es trägt nachweislich zur Entwicklung der Empathiefähigkeit bei und fördert die sozialen Bindekräfte. Singen ist sowohl eine individuelle als auch eine soziale Ressource und hat große Bedeutung für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung. Singen als Klangsprache kann als Komplementärsprache des Fühlens in Ergänzung zu den Wortsprachen des Denkens gesehen werden. Singen ist den empirischen Befunden zufolge ebenso wichtig für die Entfaltung der Fühlfähigkeit wie das Sprechen können für die Entwicklung des Denkens.“

„Kinder, die nicht singen, haben neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge erhebliche Nachteile in der psychischen und physischen Entwicklung. Zum Beispiel leiden Kinder, die nicht singen, auch auffällig häufiger an Infektionskrankheiten, weil Singen die Immunabwehr stärkt. Dass sich das Singen positiv auf das Immunsystem und die körperlichen Abwehrkräfte auswirkt hat unlängst der Musikwissenschaftler Kreutz von der Universität Frankfurt medizinisch belegt. (Vgl. Kreutz 2005).“

„Kinder müssen für eine gesunde Entwicklung für ihre Gefühle Bewältigungsund Umwandlungsstrategien zur Verfügung haben. Singen ist eine. (Vgl. Adamek 1996) Die folgende These kann als belegt angesehen werden: Kinder, die Singen, können ihr Leben besser bewältigen. Vielfältigste Verunsicherungen kennzeichnen unsere heutige Zeit. Wenn der Einzelne sie nicht zu verkraften lernt, hat das negative soziale Konsequenzen. Auch die kleinsten Kinder sind davon nicht ausgeschlossen. In manchen Städten erleben schon knapp die Hälfte aller Kinder die Trennung ihrer Eltern in der Kindergartenzeit. Die allgemeine Verunsicherung führt zur Zersetzung der sozialen Bindekräfte. Unsichere Menschen verspüren Angst und reagieren sehr viel schneller aggressiv als sichere Menschen, im Extrem sogar gewalttätig. Unsichere, von Angst geplagte Menschen, neigen unbewusst zu Feindbildern, um sich stark zu fühlen. Das schürt soziale Konflikte.“

 Bestätigung der Erfahrungen durch erwiesene hormonelle Umsetzung

„Die These, dass singende Kinder ihr Leben besser bewältigen findet auch in neueren hormonellen Befunden ihre Bestätigung. Miluk Kolasa fand erste Hinweise dafür, dass beim Singen das Hormon Kortisol abgebaut wird, das den Menschen in Stressreaktionen auf „Flucht oder Kampf“ vorbereitet und Denkfunktionen beeinträchtigt. (Vgl. Miluk Kolasa 1994) Fukui fand erste Hinweise dafür, dass Singen bei Männern zum Abbau von Testosteron führt, dem zentralen „Aggressionshormon“. (Vgl. Fukui 2003) Besonders interessant sind die Entdeckungen des schwedischen Wissenschaftlers Grape, dass Singen schon kurzfristig zur vermehrten Ausschüttung von Oxcytocin führt. Oxcytocin ist das Hormon, das auf die soziale Bindungsfähigkeit des Menschen entscheidenden Einfluss hat. (Vgl. Grape 2003) Ebenso gibt es wissenschaftliche Hinweise, daß beim Singen verstärkt spezielle Neurotransmitter im Gehirn ausgeschüttet werden, sogenannte „Glückshormone“. (Vgl. Biegl 2004)“

 

 Nachtrag

Die Abwendung vom eigenen Musizieren, bsonders dem Singen, ist nicht der einzige Nagel zum Sarg des emotional verarmten Menschen. Der Mensch verkümmert ganz generell, wenn er emotional verarmt. Für seinen emotionalen Ausgleich braucht der Mensch die volle Verfügung über die Summe der Gehirnbotenstoffe, insbesondere aber  die Verfügung über das Schlüssel-und Modulationshormon Serotonin. Da aber der körpereigene Aufbau des Neutrotransmittels Serotonin unbedingt einen Anstoß von außen braucht, der ihn in der einen oder anderen seiner Aufgaben nachdrücklich auf den Plan ruft, geht die Harmonie im ganzen Gehirngeschehen bei anhaltender Reizarmut verloren, während sie sich durch anregende Einwirkungen wie das Singen automatisch einstellt.