Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Alles BIO – oder was?

Erstellt von r.ehlers am Donnerstag 26. Februar 2015

Der engagierte Mensch und großartige Schauspieler Hannes Jaenicke stellt im Netz sein Buch „Die große Volksverarsche.Wie Industrie und Medien uns zum Narren halten. Ein Konsumenten-Navi“, Gütersloher Verlagshaus, 2013 vor und schreibt dort auch einen kleinen Beitrag zum Thema

Alles BIO – oder was?

-http://www.die-grosse-volksverarsche.de/alles-bio-oder-was/.

Hannes  Jaenicke - Die große Volksverarsche

Mein erster Gednake vor dem Lesen war, dass Hannes Jaenicke doch wohl nicht in das Heer derer tuten will, die den Aufwand um ökologisch saubere Produkte für übertrieben halten! Tut er wirklich nicht, denn er ärgert sich ausdrücklich darüber, dass die Sauberkeit der Nahrung nicht ernst genug genommen wird.

Hannes Jaenicke hat Recht, dass zuviel Schindluder mit unserer Nahrung getrieben wird, selbst und trotz aller Kontrollen immer wieder auch mal mit BIO-Ware. Dabei ist der BIO-Gedanke die einzige große Hoffnung auf eine allmähliche Abkehr von der industrialisierten Landwirtschaft mit ihrem starken Einsatz von Pestiziden, Antibiotika und Hormonen.

Über die Grundfrage, warum BIO-Lebensmittel wirklich gesünder sind, hat die Biochemikerin und Autorin vieler Sachbücher Dr. Andrea Flemmer ausführlich geschrieben (Humboldt-Verlag, 192 S., 9,95 €, 2. Aufl. 2014):

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Von ihr stammt auch das Buch“ Mood Food“, Schlütersche,  2011, 120 S., 16,95 € in dem sie – wenn auch ohne volle Nennung aller Quellen ihres Wissens – ausführlich über die häufige Knappheit am Botenstoff Serotonin und seinen Aufbau aus Tryptophan – auch angesichts der Konkurrenz mit anderen Aminosäuren an der Blut-Hirn-Schranke –  schreibt.

Ich weiß aus Erfahrung, wie genau die Öko-Kontrollstellen das Schicksal der pflanzlichen BIO-Lebensmittel von der Aussaat bis zur Ernte und Behandlung bis zum Verkauf kontrollieren. Als ich als damaliger Entwicklungsleiter der Firma Aminas mitbekam, dass die Kontrolle vom Feld bis in die Bücher aller beteiligten Firmen reicht, war ich erst der Meinung, dass das doch etwas weit ginge. Das ist es aber nicht, weil nur diese gründliche Arbeit das Vertrauen darin weckt, dass die gesetzlichen Vorgaben der EU-Öko-Verordnung auch wirklich eingehalten werden.

Um bei den beiden hier vorgestellten Büchern zu bleiben: Hannes Jaenicke und Frau Dr. Andrea Flemmer schildern deutlich, wie wichtig es ist, möglichst schadstofffreie Lebensmittel zu konsumieren. Jaenicke meint zwar, nur besonderen Bio-Siegeln wie insbesondere dem von  Demeter vertrauen zu können. So weit geht Frau Dr. Flemmer nicht.Die Vorteile, deie Standards des EU-Siegels einzuhalten, sind auch m.E.bereits so groß, dass es mehr  nicht bedarf. Man kann daher auch auf BIO-Ware im Supermarkt setzen und muss nicht für noch weiter reduzierte Schadstoffwerte die deutlich höheren Preise im Naturkostladen zahlen.

Frau Dr. Flemmer weist auf kleine Gemeinheiten der Hersteller von Lebensmitteln hin, die auch bei BIO-Ware vorkommen können.Dazu gehört in erster Linie der Trick, Lebensmittel mit viel Wasser schwerer zu machen. In der Industrie nennt man Wasser daher auch scherzhaft Profitin oder Profitol. Ein Beispiel (S. 107):

Wenn Sie in der Zutatenliste eines Magerjoghurts „Wasser“, „Gelatine“ und „Stärke“ lesen, bedeutet das schlichtweg, dass der Joghurt zum Teil durch Wasser ersetzt wurde – und damit das Ganze noch ein bisschen geleeartig ist und nicht gleich wie Wasser aus dem Becher läuft, hat man die Wassermischung mit Gelatine „stabilisiert“.Sie bezahlen also zum Teil schlichtweg für Wasser, dem so viel Joghurt beigemischt wurde, dass er gerade noch nach Joghurt aussieht.Auch die Stärke sorgt dafür, dass das „Milchprodukt“ nicht „davonläuft.“

Andere Wege der Streckung des Produkts bzw. der künstlichen Aufwertung sind die Verwendung von Fruchtaromen und Geschmacksverstärkern bei billigsten Ausgangsstoffen.

Bei der Frage, welche Lebensmittel unbedingt „BIO“ sein sollten und welche auch konvenetionell sein dürfen, kommt Frau Dr. Flemmer zu folgenden Ergebnissen (nur einige Beispiele):

  • Bei Fleisch und Wurst (ohne Nitritpökelsalz) nur BIO
  • Im gut geführten Geschäft geht Fisch auch konventionell.
  • Milchprodukte und Eier: besser BIO.
  • Auch bei allen Ölen und Fetten (einschließlich Butter) besser BIO.
  • Ebenso bei Obst und Gemüse nur BIO.
  • Brot, Müsli, Gebäck, Nudeln – alles BIO.
  • Kaffee (aber wegen Acrylamid durch das Rösten nur in kleinen Mengen) geht auch konventionell.

 

Das Sonderproblem BIO und Rohkost

Für das Ergebnis der Versorgung kommt es beileibe nicht nur auf die richtige Auswahl der Lebensmittel an, sondern auch auf ihre Vorbereitung bis zu ihrem Verzehr. Dabei ist entscheidend, ob ein Lebenmittel Rohkostqualität hat oder nicht.

Frische Rohkost ist potenziell besonders gefährlich, vermehrt beim Verzehr als Saft oder im Smoothie – und das insbesondere beim Verzehr auf leeren Magen! Was dadurch an Schadstoffen (Pestiziden etc.) in den Körper kommt, landet auch ohne Aufenthalt im Magen gleich auf der Verdauungsschleimhaut des Dünndarms und geht über das Pfortadersystem direkt ins Blut.

Bei dieser Art der Nahrungsaufnahme, die beim Verzehr nativer Kost/ Aminas gerade den Auslöser gibt für die körpereigene Synthese des Botenstoffes Serotonin, kommt es nicht zum Bad in der Salzsäure des Magens, das gerade Gifte, die ja meist Proteine sind, denaturieren und damit neutralisieren kann.

Bei der nativen Kost sind die Pflanzenstoffe immerhin getrocknet, sodass Bakterien und Schimmel sich nicht an ihnen austoben konnten. Diese Gefahr kommt bei frischen Produkten noch hinzu. Wenn ich daher meinen Mixer/Blender mit Grünzeug befülle, um mein tägliches Grünes Smoothie zu produzieren, achte ich darauf, dass absolut kein Grün von konventionell gezogenen Produkten hinein kommt.