Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

ACE – überflüssige „funktionelle Lebensmittel“

Erstellt von r.ehlers am Dienstag 4. Februar 2014

Weil das Bewusstsein der Wichtigkeit der Vitamine für ungezählte Abläufe im menschlichen Körper so allgemein ist, bietet die Lebensmittelindustrie immer mehr Produkte an, die mit drei der am leichtesten oral zu substituierenden Vitaminen künstlich angereichert sind:

  • Vitamin A (Betacarotin /Provitamin A),
  • Vitamin C und
  • Vitamin  E

 

Das sind sog. funktionelle Lebensmittel (functional food), die angeblich  besondere Lebensfunktionen fördern.Einige Fruchtgetränke werden gleich deutlich als ACE-Getränke angeboten. Bei anderen sind die Zusätze mehr versteckt  auf dem Etikett angebracht. Die verpackten Lebensmittel, bei denen keine Vitamine (auch Mineralstoffe) zugesetzt sind, werden immer weniger. Weil die ACE- Vitamine gute Radikalenfänger sind, werden sie auch Antioxidantien- oder Rauchervitamine genannt. Ob man gerade einen Mangel daran hat und ob überhaupt ihre Knappheit generell oder im Einzelfall droht, bleibt außen vor.

 

-de.wikipedia.org-

Der große gesundheitliche Wert der drei Vitamine ist allgemein bekannt, allen voran der von Vitamin C, der doch bei langem Fehlen die alleinige Verantwortung für die Entstehung von Skorbut, der Krankheit der frühen Seefahrer, trägt.

Unter Fachleuten ist allgemein bekannt, dass diese Vitamine  eine Rolle spielen beim Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, dass sie das Immunsystem stärken, vorzeitiges Altern verhindern und sogar zur Vorbeugung  gegen Krebs beitragen. Hersteller und Vertreiber von Produkten, die diese Vitamine beinhalten, sollen aber davon abgehalten werden, den Verbrauchern zuviel zu versprechen. Heute dürfen sie nach der Health Claims Verordnung  auf ihre  besonderen gesundheitlichen Wirkungen nur noch hinweisen, wenn diese Angaben von der EU genehmigt und im Codex Alimentarius bei der EFSA in Parma gelistet sind.

Derzeit sind verteufelt wenige Aussagen in Parma gelistet. Zum Wert von Vitamin A gibt es noch gar keine erlaubten Aussagen. Immerhin darf in der Werbung gesagt werden, dass die Vitamine C und E dazu beitragen, die Körperzellen vor oxidativem Stress zu schützen (ebenso auch Selen).

Wenn auch der große Wert der ACE-Vitamine unbestritten ist, bedeutet das indes nicht, dass es im Regelfall einen Anlass gäbe, die Verfügung darüber durch die Einnahme von Pillen oder durch ihre Vermischung  in alle möglichen Lebensmittel, von Säften bis zu Bonbons, zu erhöhen.

Enorm viele frische Lebensmittel sind natürliche großartige Quellen für die ACE-Vitamine – und natürlich viele wertvolle Inhaltsstoffe mehr. Wer in seiner Ernährung immer wieder auch auf frisches Obst und Gemüse setzt und nicht alle seine Nahrung zerkocht, braucht sich um das Dreigespann ACE nicht zu kümmern.  Eher ist sogar davon abzuraten.

Berücksichtigt  man, was in der Öffentlichkeit kaum vorgetragen wird , dass der menschliche Körper diese Vitamine über lange Zeiträume speichert, zeigt sich wie wenig kritisch die Versorgung mit ihnen wirklich ist.:

  • Vitamin A kann nämlich bis zu 2 Jahren in den Körperzellen und Organen gespeichert werden,
  • Vitamin E immerhin für 6 – 12 Monate und
  • Vitamin C immerhin für 2 – 6  Wochen!

Sehen Sie, was für ein Unsinn es ist,  Vitamin-C-Retard-Tabletten zu schlucken, die Vitamin C den ganzen Tag über verteilt freisetzen?!

Isolierte Vitamine, womöglich auch noch künstlich hergestellt, entfalten nicht die gleiche Wirkung wie Vitamine in natürlichen Lebensmitteln, die zugleich auch Spurenelemente, sekundäre Pflanzenstoffe und Mineralien enthalten. Versuche legen nahe, dass es vielfache, größtenteils noch unverstandene Wechselwirkungen zwischen all diesen Nahrungsbestandteilen gibt. In Testversuchen hatte beispielsweise 1,5 Gramm reines Vitamin-C-Pulver keine größere immunstimulierende Wirkung als ein kleiner Apfel (100g)!

Die Heart Protection Studie von 2000 mit immerhin 20.000 Teilnehmern, deren Essverhalten über fünf Jahre lang untersucht wurde, kam  zum Ergebnis, dass zusätzliche ACE-Aufnahme nicht schade, aber auch nichts nutze.

Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2007, die Studien mit insgesamt 230.000 Teilnehmern umfasst (JAMA 2007, S. 842ff.), kam zu einem ganz anderen Ergebnis, was Vitamin A (oder Beta-Carotin) und Vitamin E betrifft. Ihre laufende Substitution durch den Verzehr angereicherter Lebensmittel soll sogar die Lebenszeit verkürzen.

2009 stellte man an der Universität Jena dann noch fest, dass die zusätzliche Aufnahme von Vitamin E und auch Vitamin C die gesundheitsfördernde Wirkung von körperlicher Bewegung unterdrückt.

Schließlich weist das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) die Raucher darauf hin, dass die generelle Aufnahme von zugesetztem Beta-Carotin das Lungenkrebsrisiko erhöht.