Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Welcher Zufall: Ibuprofen verlängert das Leben! (?)

Erstellt von r.ehlers am Sonntag 8. März 2015

Der „Focus“ trägt es ganz dick auf:

Ibuprofen verlängert das Leben!

Nachzulesen ist das in der letzten Ausgabe des Focus-Journals oder im Netz unter http://www.focus.de/gesundheit/gesundleben/antiaging/serie-anti-aging-folge-eins-anti-aging-koennen-medikamente-das-alter-stoppen_id_4503985.html

Wörtlich heißt es dort:

„Den genauen Mechanismus dahinter haben die Forscher noch nicht verstanden, doch deutet sich ein starker Zusammenhang mit der zellulären Aufnahme der essenziellen Aminosäure Tryptophan an, die Menschen beispielsweise über ihre Ernährung gewinnen. Ibuprofen scheint diese Aufnahme zu fördern. …Die Forscher sind überzeugt, dass Ibuprofen diese Wirkung auch im menschlichen Körper auslöst. Allerdings sind weitere Untersuchungen nötig, um die Ursache dieses Effekts durch das Schmerzmittel zu erforschen. …Denn die lebensverlängernde Wirkung scheint nicht durch die Entzündungshemmung zu kommen, sondern durch eine Stimulation der Aufnahme von Tryptophan. Das ist eine Aminosäure, die in Lebensmitteln wie Sojabohnen oder Nüssen vorkommt. …Mit 50 Jahren noch wie knappe 40 aussehen, mit 60 noch als Mitte 40 durchgehen und am besten bis zum Tod mit 90 Jahren gesund und selbständig bleiben. Der Traum von der ewigen Jugend scheint heute so realisierbar wie nie zu sein. Eine ganze Reihe von Medikamenten soll die äußeren und inneren Zeichen der Zeit verhindern.

Das jüngste Beispiel ist der bekannte Antischmerzwirkstoff Ibuprofen. In einer Studie mit Fruchtfliegen, Fadenwürmern und Hefepilzen konnten Wissenschaftler beweisen, dass Ibuprofen nicht nur deren Lebenszeit um bis zu 15 Prozent verlängern kann, sondern auch Krankheiten abhält.“

Der Focus bezieht sich auf eine gerade veröffentlichte amerikanische Studie. Auf der Suche nach Wirkstoffen, die die altersgemäß festzustellende Häufung zellularer und organischer Funktionen hemmen soll, sind Forscher des amerikanischen Buck Instituts for Age Research aus Novato, CA, der Frage nachgegangen, ob nicht das lange bekannte Medikament Ibuprofen ® solche Wirkungen hat -und wurde prompt fündig,

  1. (1)) http://journals.plos.org/plosgenetics/article?id=10.1371/journal.pgen.1004860, (2) http://www.eurekalert.org/pub_releases/2014-12/bifa-cib121014.php

Nach eigenen Angaben soll es sich beim Buck Institut um eine unabhängige Einrichtung handeln. Es lebt von der Unterstützung durch die Mitglieder seines Beirats (Advisory Board) sitzt, erkennt man sofort die persönlichen Verflechtungen der Mitglieder mit der Öl- und Pharma-Branche. Es ist ohnehin schlicht unvorstellbar, dass Wissenschaftler eine Studie für ein Medikament machen, das weltweit zu den größten Verkaufsschlagern seit Generationen zählt, ohne dass die Inhaber der Rechte daran ihre Finger darin stecken hätten.

 

Woher kommt Ibuprofen und wem gehört es?

Die Entdeckung von Ibuprofen war das Ergebnis eines Forschungsprojekts bei The Boots Pure Drug Company Ltd. unter Leitung des Briten Stewart Adams in den 1950er und 1960er Jahren. Inhaber der Rechte an der Formel war bis vor kurzem Alliance Boots, ein Schweizer Chemie- und Gesundheitskonzern sowie einer der bedeutendsten Phaarmagroßhändler in Europa mit rechtlichem Sitz in Bern und operativer Hauptzentrale in Nottingham. Gerade aber übernimmt der amerikanische Pharma-Großhändler Walgreens alle Anteile übernommen. Der nach der Fusion im Jahr 2015 neu entstehende Konzern mit über 130 Mrd. US-Dollar Jahresumsatz soll Walgreens Boots Alliance n heißen und seinen Sitz in Deerfield, Illinois in den USA haben. Der neue Großkonzern beliefert dann 180.000 Apotheken in 20 Ländern!. Zum Vergleich: In Deutschland gibt es gut 20.000 Apotheken.

 

Wer’s glaubt, wird selig.

Wieder einmal muss eine angeblich knappe Versorgung des Körpers oder seiner Teile mit der Allerweltsaminosäure Tryptophan als Erklärung für nachteilige Folgen herhalten. Wenn Sie mehr über die Verfügbarkeit von Tryptophan wisen wollen, geben Sie doch einmal den Begriff auf der Suchmaske links oben auf der Startseite ein, um eine ganze Reihe von Beiträgen zu finden. Der Hintergrund ist der, dass man wusste, dass der zentrale Botenstoff Serotonin häufig knapp ist, was angesichts seiner Bedeutung für so viele Vorgänge im Gehirn viele Gesundheitsprobleme macht. Weil man wusste, dass Tryptophan der Hauptbaustein für Seronong ist, schloss man messerscharf, dass die Kanppheit an Serotonin nur mit der Knappheit von Tryptophan zu tun haben konnte. Und das nennt sich Wissenschaft!

Gewiss kann man in den USA nicht vergessen, wie viel Geld man in aller Welt in vielen Jahrzehnten mit Tryptophan als angeblichem Schlafmittel verdient hat. Noch immer fristet es – in Deutschland als Ardeydorm® – ein bescheidenes Leben in den Regalen. Jetzt aber wird es abenteuerlich, denn jetzt soll Tryptophan das Lebenselixier schlechthin sein. Auf den Plan gerufen durch Ibuprofen soll Tryptophan in den Zellen des Körpers den Alterungsprozess aufhalten. Die Basis ist eine im Labor bei Hefepilzen, Würmern und Fruchtfliegen festgestellte bescheidene Verlängerung des Lebens um 15 %.