Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Veganer Käse, Tryptophan, Fermentierung

Erstellt von r.ehlers am Donnerstag 2. Februar 2017

-deavita.com-

—–Ursprüngliche Nachricht—–
Von: … …r [mailto:… …r@gmx.net]
Gesendet: Donnerstag, 2. Februar 2017 12:43
An: re@essenspausen.com
Betreff: Tryptophan, orale Aufnahme und Fermentation

Sehr geehrter Herr Ehlers,

Ich bin auf der Suche nach einer Antwort auf ihren Blog gestoßen und habe glaube ich in ihnen den Antwortgeber gefunden.

In der veganen Ernährung spielt die Aufnahme von bestimmten Stoffen eine große Rolle um keine Mangelerscheinungen zu bekommen. Unter anderem ist Tryptophan so ein Kandidat. Da ich selbst nur vegetarisch aus Überzeugung und nicht des Geschmacks wegen bin, suche ich nach Käsealternativen. Dabei bin ich auf Cashew-Käse gestoßen. Cashews sind geeignet beide Fliegen (Tryptophanzufuhr und Käseerzeugung) mit einer Klappe zu schlagen. Beim Käsen nutzt man Weißschimmel und Milchsäurebakterien zur Fermentation der Masse. Meine Theorie ist, dass bei der Fermentation das Tryptophan aus ihren größeren Eiweiß-Strukturen frei wird und so besser vom Körper aufgenommen werden kann.

Daher die Frage, wenn das Tryptophan jetzt in größeren Mengen frei im Käse vorhanden ist, überlebt es die Magen-Enzyme/Säure? Kann man also von einer höheren oder niedrigeren Aufnahme ausgehen als bei der rohen Nuss?

Mit freundlichen Grüßen

Meine Antwort:

Sehr geehrter Herr …,

ich danke Ihnen sehr für guten Fragen, die weit in die Richtung der Phänomene gehen, mit denen ich mich seit jetzt  17 Jahren eingehend beschäftige – wie ich sehe aber als Einziger.

Die Wissenschaften scheinen sich nicht für so einfache Dinge zu interessieren. Es wird wohl so sein, dass sie erst tätig werden, wenn sie bezahlt werden. Der Staat in seiner Unwissenheit fördert nur sog. Hochtechnologie. Die Industrie schließlich verlangt nur nach Forschungen, wenn im Ergebnis viel Gewinn herausspringt.

Tryptophan schien lange Zeit auch nach meiner Überzeugung der Knackpunkt beim körpereigenen Aufbau des vielen Menschen häufig knappen Botenstoffes Serotonin zu sein, weil diese Aminosäure sich anders als alle anderen  im Blutstrom sehr leicht an die dort reichlich herumschwimmenden Proteinbruchstücke anbindet und damit in der Konkurrenz mit andern verzweigtkettigten Aminosäuren and der Blut-Hirn-Schranke um das Eindringen in das Gehirn unterliegt. Tryptophan wird aber in seiner Sperrigkeit anders als alle seine Konkurrenten nicht zum Energieaufbau in die Muskelzellen beordert und steht daher -mit oder ohne Anhänge – allein an der Blut-Hirnschranke, wenn Magen und Dünndarm lange nicht beschäftigt waren und auf leeren Magen nur eine kleine Menge nicht stark eiweißhaltiger Nahrung verzehrt wird. Wenn diese Nahrung dann auch noch aus fein gemahlen faserreichen Saaten besteht, läuft sie den Magen nur hindurch und dringt unbehindert durch den in dieser Phase voll relaxierten Magenpförtner. in den Dünndarm Die Magenwände dehnen sich dabei nicht aus, sodass die Drüsen, die Salzsäure und andere Magensäfte produzieren, nicht an die Arbeit kommen. Im Dünndarm entsteht aber durch die verflüssigte kleine Menge an Nahrung auf der ganzen Strecke des Dünndarms ein intensiver Verstoffwechslungsreiz, der von den dortigen Millionen von Sensorzellen an das Esskontrollzentrum im Hypothalamus gesendet wird und dort im  den Anstoß zum Aufbau des Esskotrollhormons Serotonin (im Stammhirn) gibt Das was in den in solcher nativer  Kost enthaltenen Eiweißen an L-Tryptophan vorhanden ist, ist mehr als ausreichend für diese lebenswichtige Synthese.  Soviel Eiweiß ist auch in jeder veganen Kost enthalten, besonders wirklich reichlich s in Gemüsenund Getreiden. Wer meint Unmengen davon aufnehmen zu müssen, kann sich an Algen halten. Der angebliche Tryptophanmangel ist also ein Hoax.

Im Magen werden übrigens durch Salzsäure und Enzyme die Proteine denaturiert, nicht die Aminosäuren.  Freie Aminosäuren unterliegen nicht weiterer Verstoffwechslung, bis sie in den Körperzellen und im Gewebe zum Körperaufbau, hilfsweise auch zur Energiegewinnung, verbraucht werden. Ich halte die Denaturierung im Magen für ungünstig, weil  sie dazu führt, dass die „heißen Zonen“ auf den Proteinkörpern an denen die Stoffwechselenzyme zur Teilung der Proteine andocken müssen, zerstört werden, womit die Nutzung des wertvollen Inhalts der Proteine (auch Nahrungsenzyme, Vitamine, Mineralstoff etc.) unmöglich gemacht wird.

Sie sehen, dass das Tryptophan in der Nahrung nicht alle Probleme löst. Auf seine richtige Freisetzung und ihren Einsatz im Körper kommt es an. Fermentation von Eiweiß öffnet schon vor dem Essen die Proteine und setzt die Inhalte frei. Das ist der große Vorzug von Käse, aber auch von  Sauerkraut und anderem fermentierten Gemüse. Zudem werden Mengen von Aminosäuren, Enzymen und dem ganzen restlichen Inhalt der Proteine frei, wenn sie nicht im Magen denaturiert werden, sondern gleich den Weg durch den Pylorus in den Dünndarm finden. Käse ist also alles andere als unverzichtbar! Langes Säuern im Magen denaturert auch die Proteine im Käse, ob nach der langen Verweilzeit im Magen dann überhaupt noch eine komplette Nutzung der Proteine möglich ist, ist fraglich.

Cashew-Käse scheint mir auf der Suche nach dem bekannten Geschmack von Käse eine gute Alternative zu sein. Das liegt aber am besonderen inhaltlichen Wert dieser Nüsse (ebenso wie Walnüsse, und Paranüsse). Eine hohe Gewähr auch für die ausreichende Tryptophan-Versorgung bietet der tägliche morgendliche Verzehr eine Löffels nativer Kost (Saaten und Kerne). Das lässt sich wunderbar ergänzen durch fermentierte Gemüse und eine Handvoll  mit den Zähnen feinstens gemahlener Nüsse. Was man sonst so isst, hilft natürlich auch – umso mehr wie man darauf achtet, die Speisen nicht tot zu kochen, zu verbacken oder zu braten. Ideal wäre es, wenn wir in den Haushalten und Restaurants ganz auf das schnelle chinesische Kochen und ansonsten zum Dünsten übergingen. Wenn wir in diesen Dingen nur die schlimmsten Fehler vermeiden, ist die gesunde Ernährung auch veganisch kein Problem.

Mit freundlichen Grüßen

Rolf Ehlers