Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Studien: „Superfood“ Blaubeere gegen Alzheimer!?

Erstellt von r.ehlers am Dienstag 26. Juli 2016

Ich will hier an einem Beispielsfall darlegen, dass die Ernährungswissenschaft zusammen mit der Medizin auf dem Wege ist, zum billigen Orakel zu verkommen. Nur sekundär geht es mir um die wunderbaren Blaubeeren mit ihren phantastischen Inhaltsstoffen, die auf einmal ganz besonders „in“ sind.

Es geht in der heutigen Forschung  immer weniger um die geistige Erkenntnis grundlegender Wirkzusammenhänge. Man hat den Eindruck, dass jeder Erkenntnisgewinn allein den Studien entspringt, die weltweit in Fließbandproduktion gefertigt werden.

Zwar gilt auch heute noch als wissenschaftlich gesichert, was der übereinstimmenden Lehrmeinung aller wichtigen Autoritäten entspricht, so wie sie sich in deren Beiträgen in den anerkanntesten Fachmagazinen der Welt wie Science, Nature und JAMA wiederspiegelt. Eine Veröffentlichung im Deutschen Ärzteblatt  beispielweise ist zu gering. Dieser alte Wissenschaftsbetrieb sucht alles Wissen im akademischen Elfenbeinturm einzuschließen. Ausgeblendet wird dabei, dass die entscheidenden wissenschaftlichen Fortschritte in den Humanwissenschaften durchweg erst durch die Aufhebung der so geschaffenen wissenschaftlichen Dogmen möglich wurden. Aber hat man da nicht den „Goldstandard“ der wissenschaftlichen Studien, mit dem man leicht alle alten Regeln in Frage stellen kann?

Wissenschaftliche Erkenntnisse  versprechen sich die Forscher in den universitären Einrichtungen und in den von der Industrie unterhaltenen Instituten fast nur noch von ihren geliebten Studien. Selbst die Durchführung wissenschaftlicher  Experimente ist weit in den Hintergrund getreten. Die Humanwissenschaften feiern sich heute selbst wegen ihrer totalen Hinwendung zu ihren „ergebnisorientierten“ Studien. Sie glauben, dass sie damit den von  Makel der fehlenden wissenschaftlichen Exaktheit der Humanwissenschaften ein für alle Mal ausmerzen können. Daher haben sie angeblich sichere Regeln für die Aufstellung und die Durchführung von Studien aufgestellt. In aller Regel akzeptiert die Wissenschaftlergemeinde nur ergebnisbasierte randomisierte Doppelblindstuden mit dem Abgleich der Wirkungen echter Wirkstoffe, dem Verum und einem Placebo.

Blaubeeren enthalten heisame Antioxidantien, darunter vor allem Anthocyane

© Kathy Belge/ freeimages

Nachfolgend zeige ich einmal an einem absolut typischen Fall einer wissenschaftlichen Studie auf, wie man es mit einfach der falschen Fragestellung hinkriegt, den Nachweis für gesundheitliche Wirkungen durch den Verzehr eines Lebensmittels zu erbringen. Es geht um die angeblich herausragenden gesundheitlichen Vorteile des Verzehrs der altbekannten Blaubeere, auch Heidelbeere oder Waldbeere genannt – englisch: Blueberry oder Bilberry. War das denn überhaupt jemals fraglich, dass diese Beeren besonders gesund sind?

Jetzt aber heißt es  im Magazin Scinexx,  http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-19953-2016-03-14.html unter dem Titel: Blaubeeren gegen Alzheimer-Symptome?“ kurz und trocken:

„Superfood“ mildert Gedächtnisprobleme bei Patienten mit beginnender Demenz !

Wörtlich: „Heilkraft der Natur: Blaubeeren könnten helfen, Gedächtnisprobleme bei beginnender Demenz zu lindern. Darauf deuten zwei Pilotstudien mit älteren Menschen hin. Die tägliche Einnahme von Blaubeerpulver führte bei ihnen zu messbaren Verbesserungen von Gedächtnis und geistigen Leistungen, in der Placebogruppe war dies nicht der Fall. Grund für die Wirkung könnten die in den Beeren enthaltenen Anthocyane sein, wie US-Forscher berichten.“

Vergleichbare Studien für Blaubeeren gibt es längst dafür,  die zum Ergebnis kommen, dass sie mit ihrem hohen Gehalt an Antioxidantien gute Radikalenfänger sind und die Risiken für ungezählte Krankheiten senken von Herz-Kreislauferkrankungen bis Krebs und Parkinson. Darauf muss ich hier nicht eingehen, weil es immer dasselbe Muster ist, nach dem diese gesundheitlichen Wirkungen „bewiesen“ wurden wie im vorliegenden Fall, in  dem sich die Forscher allein die Hirnleistung der Probanden im Fokus der Beobachtungen steht.

Der Forscher Professor Dr. Robert Krikorian von der University of Cincinnati und seine Kollegen, die nach ihren Blaubeerstudien nun in aller Munde sind, verabreichten

  • 47 einzelnen Männern und Frauen über 68 Jahren
  • mit ersten ärztlich festgestellten Gedächtnisausfällen

täglich etwa eine große Handvoll Blaubeeren in Form eines Pulvers aus den gefriergetrockneten Beeren. Eine zweite Gruppe erhielt stattdessen als Placebo ein ähnlich aussehendes Pulver ohne besonderen Inhalt. Zu Beginn und nach 16 Wochen wurden die geistigen Leistungen der Probanden getestet, voran ihre Gedächtnisleistungen. Wie erwartet zeigten die Probanden, die tatsächlich Blaubeeren gegessen hatten, im Vergleich zu den anderen durchweg Verbesserungen bei den Tests. Dies wurde noch bestätigt durch  Hirnscans mittels funktioneller Magnetresonanz-Tomografie (fMRT), die bei ihnen im Vergleich zu den mit einem Placebo versorgten Teilnehmern verstärkte Hirnaktivität aufwiesen.
Eine weitere Studie der Forscher aus Cincinnati mit gut

  • 90 Senioren ohne beginnende Gedächtnisausfälle

kam zu ganz anderen Ergebnissen. Es gab nur leichte Verbesserungen bei den allgemeinen geistigen Leistungen, gar keine aber beim Gedächtnis. Auch zeigte sich im MRT nur eine weit geringere Vermehrung der Hirnaktivität (American Chemical Society 251st National Meeting & Exposition; (American Chemical Society, 14.03.2016 – NPO)

Auch einmal einen Versuch mit jungen Leuten zu machen, die weder sichtbare Zeichen verminderter Hirnleistung zeigten noch versteckte Leistungsmängel erwarten ließen, haben die Forscher aus Cincinnati erst gar nicht gemacht. So schlossen sie ihre Untersuchungen vorläufig mit der etwas dünnen abschließenden Feststellung:

„Unsere Ergebnisse …stützen die Annahme, dass Blaubeeren eine positive Wirkung auf das Gedächtnis und die geistigen Leistungen bei zumindest einigen älteren Menschen haben kann.“

 

Kritik

Zweifelt wer daran, dass man mit Brombeeren, Sauerkirschen, Hagebutten, Sanddorn und Hunderten anderen inhaltsreichen Früchten und Beeren auf die von den Forscheren ausgewählten Studienfragen zu anderen Ergebnissen gekommen wäre?

Wo ein Mangel an Vitalstoffen vorliegt, die für die Ausführung der Funktionen unseres Gehirns unverzichtbar sind, bringen vitalstoffreiche Lebensmittel zuverlässig Hilfe. Wo aber nichts fehlt, hilft keine Nahrungsergänzung. Aussagen über die gesundheitlichen und physiologischen Wirkungen bestimmter Lebensmittel als sog. Superfoods, die annehmen lassen, dass sie generell bei jedermann ohne Berücksichtigung seiner sonstigen Versorgung einträten, sind unwahr.

Studien sind ein besonders gut geeignetes Mittel, um solche Fehlinformationen zu verbreiten. Ich erinnere an den vergleichbaren Fall der Werbung für das Mehl der asiatischen Konjakknolle (Glukomannan), das angeblich eine sichere Hilfe zum Abnehmen sein soll: http://www.essenspausen.com/eu-konjakmehl-glukomannan-hilft-beim-abnehmen/

Als ich vor jetzt schon 16 Jahren an mir selbst und vielen Menschen meines Umfeldes die frappierenden umfangreichen gesundheitlichen Wirkungen der Verzehrs nativer Kost auf leeren Magen kennenlernte, die in der Summe nicht zu erklären waren ohne die Annahme, dass dadurch auch eine Verbesserung der Verfügung über den wichtigen Botenstoff Serotonin auftrat, stand ich nach den folgenden Erfahrungen der vielen nachfolgenden Nutzern der Aminas® Vitalkost vor der Frage, ob der Serotonineffekt bei jedermann und in jeder Situation auftritt. Als eine erste wichtige Einschränkung erkannte ich, dass der Eintritt von Serotoninwirkungen nur zu erwarten ist, wenn dieser Botenstoff überhaupt knapp war.

S. auch: http://www.essenspausen.com/superfood-und-native-nahrung/