Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Serotoninaufbau: Warum nutzt native Kost dem einen mehr als dem anderen?

Erstellt von r.ehlers am Montag 14. Oktober 2013

Sachbezug: Serotoninaufbau, Essgewohnheiten, Lebensführung

Zweier ohne Steuermann

de.wikipedia.org

Fitnesstraining, Ausdauersport, Gartenarbeit,Behinderung

Wenn die Hersteller und Anbieter nativer Kost in ihrer Werbung behaupten, dass der körpereigene Aufbau des Botenstoffes Serotonin durch den Verzehr dieser fein gemahlenen Pflanzenkost auf leeren Magen gesichert sei, ist das in dieser Allgemeinheit nicht in Ordnung. Dies ist nicht nur eine nach europäischem Recht unerlaubte Wirkbehauptung, weil sie nicht nach Prüfung durch die EFSA-Behörde in Parma zugelassen und in die Liste der (wenigen) zugelassenen Werbeaussagen eingetragen ist (Codex alimentarius). Eine so definitive Aussage hat nach dem Stand der Wissenschaft ohnehin keine Chance, in diese Liste aufgenommen zu werden. Das würde nämlich voraussetzen, dass die Wirkzusammenhänge bereits voll wissenschaftlich überprüft wären. Dies  wiederum kann man weder feststellen noch kann man es in absehbarer Zeit erwarten, weil die Erforschung der Funktionen der Lebensmittel in allen wichtigen Körper, Gemüt und Geist betreffenden Belangen einfach noch nicht weit genug ist.

Manche Nachahmer der von mir seinerzeit entwickelten Aminas® Vitalkost hatten sich tatsächlich auf solche Behauptungen verlegt und mussten sie nach Abmahnungen und behördlichen Verfügungen zurückziehen. Ich habe zu meiner Zeit als Entwicklungsleiter der Aminas GmbH dafür gesorgt, dass diese nicht mehr behauptete, als dass nach ihrer Annahme als Folge des richtigen Verzehrs dieser Nahrung in aller Regel mit dem Anstoß der körpereigenen Produktion von Serotonin im Stammhirn zu rechnen ist. Das ist die Darlegung einer Hypothese, keiner definitiven Wirkbehauptung. Seine Meinung zu äußern, steht auch dem Hersteller und Anbieter eines Lebensmittels nach dem Grundrecht auf freie Meinungsäußerung (Art. 5 Abs. 1 GG) frei. Ihm das zu verbieten, ist die Verhängung eines Maulkorbs, der nicht nur ihn selber beschwert. Er schneidet auch das Publikum von der wichtigen Diskussion über die Wirkung der Lebensmittel ab, in die sich doch gerade die Anbieter von Lebensmitteln hineinbegeben müssen.

In der Tat kann man auch heute, mehr als 10 Jahre nach meiner Entdeckung des  Aminas Prinzips nicht mehr sagen, als dass die folgende Ursachenkette Schritt für Schritt nachvollziehbar ist und mit den in der Wissenschaft bekannten Eckdaten übereinstimmt:

  • Der Verzehr der fein gemahlenen Nahrung, führt zu ihrer intensiven Verstoffwechslung auf den Riesenflächen des Dünndarms,
  • der nervösen Weiterleitung  des Verstoffwechslungsreizes an das Esskontrollzentrum des Gehirns,
  • der nachfolgenden  Einrichtung einer Chemotaxis für den Transport aller Bausteine für den Aufbau von Serotonin) an seinem zerebralen Produktionsort
  • und zum abschließenden tatsächlichen Aufbau des Serotoninmoleküls in den Drüsen des Stammhirns (Raphe-Kerne).

Zigtausend Berichte von Nutzern nativer Kost über Wirkungen, die das weite Wirkspektrum von Serotonin betreffen, stützen diese Erkenntnis.

Dass es aber tatsächlich in jeder Situation und bei jedem Menschen aufgrund dieser Wirkzusammenhänge zum zerebralen Aufbau von Serotonin käme, kann niemand mit gutem Gewissen behaupten. Es gibt nämlich mehrere Fallgruppen, in denen bei Menschen durch den nüchternen Verzehr nativer Kost wenig oder gar kein Serotonin gebildet wird:

I. Die größte Gruppe der Menschen, bei denen der Verzehr der kleinen benötigten Portion nativer Kost auf leeren Magen nicht zur Anhebung des zerebralen Serotoninspiegels führt, stellen die Menschen, denen überhaupt nie oder kaum jemals dieser wichtige Steuerstoff fehlt. Die Lockung von Serotonin als Esskontrollhormon ist zwar der einfachste, aber beileibe nicht der einzige Weg, seinen körpereigenen Aufbau anzuregen:

1)      Bei intensiver körperlicher Anstrengung verbraucht der Mensch viel von dem in seinem Gehirn befindlichen Botenstoff Serotonin in seiner Funktion als Belastungs- und Stresskontrollhormon, das prompt vom Körper wieder angefragt und im Stammhirn neu aufgebaut wird. Bestes Beispiel ist das Hochgefühl der Langläufer (runner’s high), das jeder Langstreckenläufer kennt und schätzt. Wer sehr lange läuft, wird von einer Woge positiver Empfindungen überschwemmt, die ihn weit über die athletische Übung und den Tag der Anstrengung hinaus bis weit in den nächsten Tag hinein gefangen hält. Bis zu meiner Entdeckung des Aminas Prinzips und meiner Annahme, dass der Grund für diese Glücksgefühle im Aufbau des Wohlfühlhormons Serotonin zu finden ist, gingen alle Experten davon aus, dass die Belastung zu einer Ausschüttung von in der Struktur mit dem Opium verwandten Glücksbotenstoffen, den Endorphinen führe. Das kann zwar auch der Fall sein, wurde aber nie gemessen. Die phantastischen Endorphine haben aber nur eine kurze Wirkungsdauer von maximal 20 Minuten. Es gibt nur einen Glücksgefühle vermittelnden Botenstoff, der lang genug wirkt, um das lang andauernde Hochgefühl der Langläufer zu erklären. Das ist das Serotonin, das als einziges unter den bekannten Hormonen mit 21 Stunden eine sehr lange Halbwertzeit hat!

Heute lese ich bei aufmerksamen Experten wie etwa dem sportbegeisterten Dr. Ulrich Strunz, dass beim Hochgefühl der Langläufer neben Endorphinen  „natürlich“ auch Serotonin beteiligt sei.

2)      In diese Gruppe der Menschen, die auch ohne die Aktivierung von Serotonin in seiner Funktion als Esskontrollhormon ständig genug von dem im Gehirn benötigten Serotonin aufbauen, gehören generell alle Menschen, die regelmäßig starken körperlichen Belastungen ausgesetzt werden. Andere Dauersportarten als das Laufen wie etwa Rudern, strammes Gehen, ausgedehnte Gymnastik oder angestrengtes Fahrradfahren tun es auch, ebenso aber auch ausgiebige Gartenarbeit. Ich kenne inzwischen sehr viele Landwirte, die täglich stark körperlich arbeiten. Sie sind regelmäßig in einer  soliden ausgeglichenen psychischen Verfassung, was sich aber sofort ändert, wenn sie mal mehrere Tage weg sind vom Hof und sich körperlich nicht mehr ausarbeiten können.

3)       Serotonin ist auch das oberste Sexualkontrollhormon. Es ist bekannt, dass es beim nicht nur flüchtigen Sexualverkehr (nicht nur bei der Ejakulation) massiv ausgeschüttet wird. Ganz sicher regt das auch seine Neuproduktion an.

Aufmerksame Männer wissen, dass die allgemeine Stimmung ihrer Partnerinnen immer sehr gut ist, wenn sie nicht sexuell vernachlässigt werden. Der große Reformator Dr. Martin Luther ist dafür bekannt, dass er kein Blatt vor den Mund nahm. Von ihm stammt die auch heute noch voll zutreffende Beobachtung: In der Woche zwier, macht im Jahre hundertvier, schadet weder dir noch ihr.“ Die Technische Hochschule Zürich will das – wenn auch nur für den Mann – sogar durch wissenschaftliche Befunde belegt haben. Da müssen die Forscher aber alle Augen verschlossen haben, was die Rolle der Frau angeht!

4)      Von den Dutzenden von Aufgaben des Botenstoffes Serotonin her gibt es noch eine dritte, die ebenfalls mit den Bedingungen für seinen Neuaufbau zu tun hat. Es ist dies seine Funktion zur Steuerung und Beeinflussung der Wahrnehmung. Auch dazu wissen wir bereits alle eine ganze Menge, ohne dass es besonderer Studien bedürfte. Im lichtarmen Norden, z.B., gibt es im Vergleich zum sonnigen Süden weit überproportional viele Depressionen und Suizide (Winterdepressionen, Winterblues). Soviel ist der Wissenschaft schon bekannt, dass die Entstehung der Depressionen in einem Zusammenhang mit der Verfügung über Serotonin zu tun hat, ebenso die Suizidneigung. Die Bedeutung von Serotonin als Wahrnehmungskontrollhormon und die als Stresskontrollhormon, als Suizidkontrollhormon und seine grundlegende Funktion als Wohlfühlhormon überlappen sich hier.

5)      Meine Erfahrungen in der regelmäßigen Nutzung der Akupunkturmatte als Hilfsmittel zum schnellen Einstieg in mein Autogenes Training nach Prof. Dr. J.H. Schultz aus Berlin, das ich seit Anfang der 60er Jahre täglich betreibe, lassen mich vermuten, dass Serotonin auch in seiner Funktion als Schmerzkontrollhormon gelockt werden kann. Dazu gibt es aber noch keine Meinungen von dritter Seite. Ich kann nur ganz uneigennützig gemeint jedem Menschen raten, regelmäßige auf die eine oder andere Weise eine innere Sammlung (Meditation, Yoga, Gebet etc.) in sein Leben einzubauen. Der Sinn einer Übung, sich Schmerzen zuzufügen, leuchtet in dem Zusammenhang nicht von selbst ein. Ich propagiere aber kein Flagellantentum (Geißler) und keinen Masochismus. Der Schmerz, den man auf einer Akupunkturmatte (Fakirmatte, Nagelmatte) erlebt, ist vielmehr moderat und perfekt kontrollierbar. Er zeitigt außer der Befreiung von Störgefühlen und –gedanken  im Aufbau und dem Erhalt der inneren Sammlung keine nachteiligen Nebenwirkungen.

II.   Die zweite große Gruppe der Menschen, die nach dem Verzehr von nativer Kost auf leeren Magen keine diesem Botenstoff zuzuschreibenden Wirkungen verspüren, also sich nicht wohler fühlen, besser ein- und durchschlafen, tags immer wach und leistungsfähig sind, weniger schmerzempfindlich und viel besser temperaturresistent sind, usw., betrifft diejenigen, bei denen die Reizweiterleitung aus dem Verdauungstrakt ins Gehirn gestört ist.

Hauptfall ist der die sog. Schwachstelle Genick, die der Rostocker Professor Dr. Kuklinski entdeckt hat. Wenn angeboren oder durch ein Schleudertraume oder andere Einwirkungen erworben die die Wirbel durchlaufenden Nerven, besonders der wichtige parasympathische Nervus vagus, gequetscht oder inflammiert sind, kommt die Information über den im Dünndarm registrierten intensiven Verstoffwechslungsvorgang nicht bis ins Esskontrollzentrum des Hypothalamus. Die Ursachenkette, die am Ende zum Aufbau von Serotonin im Stammhirn führt, ist an dieser Stelle unterbrochen. Wenn sich diese Störung beseitigen lässt, etwa durch eine sehr einfühlsame Manuelle Therapie, klappt der Anstoß zum körpereigenen Aufbau von Serotonin durch den Verzehr nativer Kost aber wieder, was mir wiederholt zugetragen wurde. Bezeichnend ist, dass eine mir persönlich bekannte Frau, die von Geburt an eine Verkrümmung der Halswirbel hat, vom Verzehr nativer Kost offensichtlich nicht im Sinne des Aminas Prinzips profitiert, jedenfalls keine typischen serotonergen Wirkungen zeigt. Sie ist aber auch ohne den Verzehr nativer Kost praktisch immer „gut drauf“ ist, was nach meiner Überzeugung daran liegt, dass sie zwei bis dreimal in der Woche schweißtreibenden Ausdauersport (Tennis, Squash, Radfahren, Schwimmen) treibt.

Die Darstellung zeigt, dass die körpereigene Synthese von Serotonin beileibe nicht eine simple Sache ist. Es ist ein Irrtum zu glauben, dass man nur viel von den Bausteinen für den Aufbau von Serotonin mit der Nahrung zu sich nehmen müsste, also insbesondere seinen Hauptbaustein, die essenzielle Aminosäure L-Tryptophan, wie viele Anbieter von Tryptophan-Produkten erklären. Ich unterstelle mal, dass die Anbieter das wirklich glauben, weil sie sich nicht klug gemacht haben. Denn sonst betrögen sie ja die Verbraucher! Es dringt wenig davon an die Öffentlichkeit, dass die 100 Billionen Zellen unseres Körpers und das gleichfalls riesige Bindewegewebe hervorragende körpereigene Speicher für die vielen im Körper benötigten Stoffe darstellen, die wir mit unserer Nahrung aufnehmen. Kaum ein Stoff wie etwa das wichtige Vitamin C, der nicht wenigstens eine Speicherdauer von 14 Tagen hätte (das viel herbeigerufene Vitamin B12 gar von 3 – 5 Jahren!). Immer wieder mal inhaltsreiche und nicht zerkochte Nahrung zu verzehren, reicht schon aus.

Man kann also nicht jedem Menschen zusagen, dass der Verzehr nativer Kost ihm die Vorteile einer besseren Versorgung mit dem Botenstoff Serotonin sichert. Gerade diejenigen, die ein naturnahes Leben führen und mit natürlichen Belastungen leben, brauchen diesen besonderen Weg des Serotoninaufbaus nicht. Dennoch ist die Weckung von Serotonin auf dem Wege über den nüchternen Verzehr fein gemahlener Pflanzenkost nicht nur der bequemste, sondern auch der wichtigste Weg zum Ziel. Denken Sie nur daran, dass wir aus der Evolution als vorwiegende Pflanzenfresser hervorgekommen sind, die mit ihren früher viel größeren und stärkeren affenähnlichen Mahlzähnen nach jeder der natürlichen Essenspausen ihre rohe Pflanzennahrung gründlich zerkleinerten und mit reichlich Speichel in die bei Essensbeginn leeren Mägen und direkt in den Dünndarm hinunter brachten. Der zerebrale Serotoninmangel, gerade mit seinen schweren psychischen Auswirkungen (Unwohlsein, Depression, Burnout, Migräne, Aggression, Suizid) ist ein Menetekel unserer neuen Zeit, die uns den gewohnten Belastungen eines natürlichen Lebens weit entfremdet hat.

Ist es nicht schön, dass wir dies heute verstehen und den Schäden entgegenwirken können? Wir brauchen nämlich unseren heutigen Lebensstil nicht zu ändern. Wir dürfen, ohne Schaden zu nehmen, auch künftig viele Stunden am Tag am Computer und vor dem Fernseher sitzen. Nur müssen wir darauf achten, dass die natürlichen Wirkmechanismen, mit denen die Evolution uns gesegnet hat, auch regelmäßig ihre Realisierung finden. Es wird eine größere Zahl solcher funktionalen Zusammenhänge geben. Bestimmt müssen wir darauf achten, dass unser Körper gut in Schwung bleibt, und unser Geist und unsere Fähigkeit zur Empathie nicht verkümmern. Ganz sicher ist jedenfalls der regelmäßige Anstoß zum körpereigenen Aufbau des Schlüsselhormons Serotonin einer der ganz besonders zu beachtenden und für ein zufriedenes Leben unerlässlich wichtigen Momente.