Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Schluss mit dem Diätenwahn

Erstellt von r.ehlers am Dienstag 18. September 2012

Sachbezug: Körpergewicht + Serotoninaufbau

 

-dpa –

Kaum hatte nach dem Ende des II. Weltkrieges die Fresswelle eingesetzt und griff das Übergewicht wie eine Seuche um sich, wuchsen Diäten wie Pilze aus dem Boden, bis sie heute wie ein Krebsgeschwür die Masse der Medien so überwuchert haben, dass wir uns kaum vorstellen können, mal nicht mehr jedes Jahr vier oder fünf neue, immer aber endgültig wirksame Diäten vorgesetzt zu bekommen. Neben dem Problem des massenhaften Übergewichts haben wir damit jetzt  noch das Problem des Diätenwahns, der geeignet ist, nach der Verfettung der Betroffenen auch noch zu ihrer Verblödung beizutragen.

Entgegen dem eigentlichen Wortsinn, der sich aus dem griechischen „diaita“ ableitet und nichts meint als eine besonders gesunde Ess- und Lebensweise, geht es bei den Abnehmdiäten vorwiegend um temporäre Maßnahmen. Alle diese Diäten haben einen Anfang und ein definiertes Ende.

Hier der meines  Erachtens wirklich letzte notwendige Hinweis zu diesen Diäten: vergessen Sie sie alle !

Verplempern Sie nicht Ihre Zeit und Ihre Hoffnungen mit der Beschäftigung mit zeitweiligen Umstellungen Ihrer Ess- und Lebensweise. Danach ist wieder alles wie zuvor, was beileibe nicht nur dem Jojo-Effekt geschuldet ist.

Vergessen Sie darüber hinaus aber auch die Programme zur nachhaltigen Ess- und Lebensweise, die Ihnen mehr abfordern, als nötig ist.

Natürlich ist es klug, sich darum zu kümmern, welche Nahrung unser Körper braucht und wieviel körperliche Bewegung und welche emotionale und geistige Beschäftigung für uns gut sind. All das gehört zur „diaita“, einer klugen Lebensweise im weiteren Sinne. Gemeinhin ist allerdings mit Diät nur eine nachhaltige kluge Ess- und Lebensweise gemeint, die sich allein mit dem richtigen Essen beschäftigt, ergänzt um Hinweise auf sinnvolle Körperertüchtigung. Auch da sind längst Scharen von Ratgebern unterwegs, die Ihre Aufmerksamkeit mit immer neuen Patentrezepten zum richtigen Essen erheischen.

In Kenntnis des simplen Systems der Essenspausen, das aufzeigt, dass die Kontrolle des Körpergewichts ganz leicht ist, wenn man regelmäßig auf den Eintritt der Bedingungen für den körpereigenen Abbau von Körperfett achtet, muss man dann nur noch sehen, dass man gesunde unverdorbene Nahrung erhält. Die von der Industrie eröffnete wilde Jagd auf immer neue angeblich unverzichtbare Nahrungsinhaltsstoffe in besonderer, meist exotischer, Nahrung oder daraus gewonnen Präparaten, können Sie unbesorgt an sich vorbei ziehen lassen.

Die Einhaltung von Essenspausen braucht je nach Lage der Dinge zusätzlich meist nur eine Verbesserung der Esskontrolle (Hungergefühle), die nach meinem Wissen am besten durch die natürliche Förderung der Verfügung über den Botenstoff Serotonin erfolgt, der in der Reihe der körpereigenen Hungerregularien die obersten Kontrollinstanz ist.

Sie werden gewiss fragen, wie sich meine negative Bewertung der Summe der Diätvorschläge mit der Tatsache verträgt, dass es ganz offensichtlich viele Menschen in der Befolgung solcher Ratschläge geschafft haben, wenigstens kurzfristig, manche sogar dauerhaft erheblich abzuspecken. Die fleißige Medizinjournalistin Brigitte van Hattem („Minus 100 Kilo???“, Reichel Verlag, 2012) hat da wertvolle Vorarbeit zum  Verständnis dieses Phänomens geleistet. Sie hat zur Beantwortung der Frage, welche Diäten denn wirklich helfen, aus in 5 Jahren gesammelten Berichten über  erfolgreiches und nachhaltiges Abnehmens, 60 Fälle in sehr ausführlichen Erfahrungsberichten vorgestellt. Genutzt wurden von den glücklichen Probanden Dutzende ganz verschiedener Diäten, immer mit durchschlagendem nachhaltigem Erfolg. Die Erkenntnis, dass tatsächlich bei jeder dieser Diäten nachhaltige Erfolge möglich sind, spricht Bände, allerdings nicht in dem Sinne, wie es die Autorin meint. Sie geht davon aus, dass alle diese Regelwerke und die unterschiedlichen Vorschläge für Ernährung und Bewegungsverhalten einen treffenden Inhalt hätten, so dass es fast beliebig ist, für welchen man sich entscheidet. Aber das ist ein Fehlschluss. Ein wenige erinnert das an Lessings Geschichte von den drei Ringen, womit er die drei großen Religionen Christentum, Islam und Judentum meint, die sich zwar mit allerlei unterscheidlichen Dogmen bekämpfen, am Ende aber doch nur einen Gott anerkennen.

Alle von Frau von Hattem herangezogenen Diäten verlangen ein kontrolliertes Essen, in aller Regel wird ausdrücklich bestimmt, dass man nicht mehr als drei Mahlzeiten am Tage essen soll und nichts dazwischen. Aber da sind wir doch schon bei den Essenspausen! Die Autorin fragt meistens, nicht aber in allen Fällen, nach dem Bewegungsverhalten ihrer Gesprächspartner. Wo sie fragt, zeigt sich, dass ihre Gewährsleute sich mit der Umstellung auf das neue Essverhalten auch angewöhnt haben, sich mehrfach in der Woche sportlich auszupowern. Damit sind wir auch bei einem der beiden Hauptwege für den Anstoß zum körpereigenen Aufbau des Esskontrollhormons Serotonin, das dem Hunger seine Gewalt nimmt!

Es bestätigt sich, dass es völlig gleich ist, welcher Diät man den Vorzug gibt. Erfolg hat man mit allen von ihnen, wenn man neben der letztlich unwichtigen Befolgung aller möglichen anderen Regeln nur die Essenspausen einhält und so lebt, dass das den Hunger begrenzende Serotonin zentralnervös nicht zu knapp wird. Das heißt per Saldo aber, dass all diese Diäten nur insoweit einen Wert haben wie sie praktisch das System der Essenspausen umsetzen.

Wir können also die unendliche Geschichte der Diäten endlich vergessen, weil es  mit dem simplen System der Essenspausen den wirklich einzigen Weg gibt, um abnehmen und sein Gewicht halten zu können – ohne den es aber in keinem Falle funktioniert. In meinem Buch „Essenspausen. Der einzige Weg zur nachhaltigen Gewichtskontrolle“, Via Nova Verlag, 2012, das in diesen Tagen herauskommt, habe ich dies unter Berücksichtigung aller denkbaren Aspekte dargelegt.