Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Rohkost und Serotoninaufbau für Nestlinge

Erstellt von r.ehlers am Dienstag 29. November 2016

agenpförtner In Anlehnung an die noch an ihr Nest gebundenen Jungvögel werden Menschenkinder im Säuglingsalter bzw. generell bis zur Vollendung des 1.Lebensjahres als Nestlinge bezeichnet. Wenn man sich nicht vor Amerikanismen scheut: Das sind die Babies!

Der richtige Umgang mit dem Baby wird sehr klug und überzeugend von Kathrin  Szabó aus Krefeld in ihrem Blog „Nestling“ dargestellt (E-Mail: kathrin@nestling.org). Auf meine Frage, ob Nestlinge schon Rohkost vertragen, gibt sie als einzige Adresse im Netz in ihrem Blog www.nestling.org/baby-led-weaning-geeignetes-gemuese/eine gut erklärte bündige Antwort:

Baby-led Weaning: Geeignetes Gemüse

Allgemeine „vorsorgliche“ Vorenthaltung von Rohkost

In meiner beratenden Funktion bei der Aminas GmbH, die die native Kost nach meinem Konzept zur Förderung des körpereigenen Aufbaus des Botenstoffes Serotonin herstellte, tat sich mich schwer zu sagen, ob Kinder vor dem Ablauf des 1.Lebensjahres schon rohe Kost vertragen. Ich tat das, was die meisten Unerfahrenen tun: Ich suchte den Rat von Ärzten oder Apothekern. Alles was ich erfuhr war, dass diese genau so zögerlich waren wie ich. Im Klartext: Sie hatten auch keine Ahnung – sie rieten aber wie ich dann auch „vorsorglich“ davon ab.

In meiner Theorie des Aufbaus des Botenstoffes Serotonin klaffte ohnehin die Erklärungslücke, woher denn das ungeborene Kind im Muterleib „sein“ Serotonin her bekommt. Auch für das Ungeborene musste es ja stimmen, dass das im Körper reichlich gebildete Gewebshormon Serotonin nicht einfach die Blut-Hirn-Schranke im Gehhirn passieren durfte, vielmehr im benötigten Umfang als Transmitter im Gehirn aufzubauen war. Dieser Steuerstoff würde mit seiner ungeheuren Potenz sonst die ganze Gehirnchemie zerstören. Andererseits habe ich bei meinen Recherchen nach den Auslösern für den Aufbau des zerebralen Serotonins nur zwei wirklich zwingende Vorgänge gefunden: Den starken Verstoffwechwslungsreiz nach dem Verzehr einer kleinen Menge fein gemahlener roher Nahrung auf leeren Magen (Lockung des Esskontrollhormons Serotonin) und eine sehr ausdauernde körperliche Belastung wie beim sog. Runners High (Lockung von Serotonin als Belastungskontrollhormon. Wie aber kommt das ungeborene Kind zu einem ausgeglichenen Gemütszustand – ohne das Wohlfühl- und Stresskontrollhormon Serotonin konnte das nicht sein.Da das Kind noch über die Nabelschnur direkt in seinen Blutkreislauf ernährt wird und auch keine großen körperlichen Leistungen vollbringen kann, scheiden beide Wege aus. Das Serotonin muss also irgendwie von der Mutter kommen. Ich habe gerätselt, ob die Blut-Hirn-Schranke beim ungeborenen Kind viellleicht noch nicht ganz undurchlässig ist. Sicher wirde man die Lösung später einmal finden.

Sobald das Kind aber geboren ist und über den Verdauungstrakt ernährt wird, ist alles anders. Warum sollen da nicht die Regeln für den Serotoninaufbau schon für den Säugling gelten?

Hier sind die guten Ratschläge von Kathrin Szabó zur Frage nach der Rohkost für das Baby auf der Nestling-Seite:

„1. Bevorzuge frisches Gemüse, am besten aus heimischem Anbau. Es schmeckt nicht nur besser, sondern enthält mehr Vitamine und Nährstoffe als Gemüse, das schon lange gelagert wurde. Dieser Saisonkalender zeigt, welches Gemüse regional-saisonal verfügbar ist.

2. Bevorzuge schonende Zubereitungsmethoden wie dünsten, garen oder dämpfen, weil sie den Geschmack und Nährwert der Nahrungsmittel weitestgehend erhalten.

3. Gekochtes Gemüse ist besser verträglich für Kinder als Rohkost.
Es spricht aber nichts dagegen einem Beikostanfänger hin und wieder Tomate, Gurke, Paprika, Karotten oder anderes rohes geeignetes Gemüse in kleinen Portionen anzubieten.

4. Biete deinem Kind neues Gemüse in kleinen Portionen an und schau, wie es darauf reagiert.
Bei Blähungen, Ausschlag, wundem Po oder ähnlichem die Menge entweder reduzieren oder das entsprechende Gemüse vorerst ganz weglassen.

5. Biete deinem Kind im ersten Lebensjahr weitestgehend ungesalzenes Gemüse an.
Zum einen, weil Salz die Nieren kleiner Babys zu stark belastet. Zum anderen, damit sie sich nicht zu früh an (stark) gesalzenes Essen gewöhnen. „Salz (und natürlich auch Zucker) manipuliert die Mechanismen der Appetitkontrolle, so dass unsere Kinder mehr essen, als ihnen gut tut.“

6. Ungewürzte Speisen sind wertvoll und wichtig, weil dein Kind so den unverfälschten Geschmack von Nahrungsmitteln kennen lernt.
Gewürze sind zwar das Salz in der Suppe, aber sie übertünchen den leckeren Eigengeschmack von Obst & Gemüse oftmals unnötig. Nur wer sich lange an stark gewürztes Essen gewöhnt hat, wird beispielsweise eine ungesalzene Tomatensauce als fade empfinden. Bei Babys, die auch geschmacklich gerade erst die Welt erkunden, kann eine einfache Tomatensauce nach all der Milchschlemmerei zu einer Explosion der Geschmackssinne führen.

7. Das Essen deines Babys muss nicht gänzlich ungewürzt sein!
Verwende frische Kräuter (beispielsweise Basilikum in der Tomatensauce) oder würze das Essen leicht mit einer (selbst gemachten) Gemüsebrühe. Weniger ist jedoch auch in diesem Falle mehr!

8. Unpürierte Nahrungsmittel sind wertvoll, damit dein Kind unterschiedliche Konsistenzen kennen lernt.
Das heißt aber nicht, dass du Gemüse nie wieder pürieren darfst. Bereite Gemüse vielmehr auf verschiedene Arten zu, damit dein Kind den unterschiedliche Konsistenzen und Zubereitungsarten kennen lernt.

9. Schränke den Verzehr von Obst und Gemüse nicht aus übertriebener Angst vor Pestiziden und Schadstoffen ein.
„Gemüse und Obst sind kalorienarm und enthalten viele gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe. […] Die positiven Wirkungen dieser Inhaltsstoffe sind für eine langfristige Erhaltung der Gesundheit höher zu bewerten als eine etwaige Gefährdung durch Rückstände aus Pflanzenschutzmitteln.“ Mehr Infos findest Du in diesem Artikel: Schadstoffe bei Obst und Gemüse – Waschen oder Schälen?

10. Wundere dich nicht, wenn dein Kind wenig oder kein Gemüse ist, denn dafür gibt es einen guten Grund.
Gemüse enthält kaum Kalorien – „Muttermilch oder künstliche Säuglingsnahrung beinhaltet mindestens die dreifache Menge.“ Ein kleines Kind schafft es nicht sich an Gemüse satt zu essen, „auch wenn es sich noch so bemüht, weil die erforderliche Menge nicht in seinen Magen hineinpasst.“

11. Gehe nicht davon aus, dass dein Kind eine Gemüsesorte nicht mag, nur weil es sie einmal verweigert.
Manchmal ist Blumenkohl für unser Mädchen „Bäh!“ und beim nächsten Mal, mag sie ihn plötzlich wieder – ohne erkennbaren Grund.
Kinder ändern schnell ihre Meinung beim Essen. Lasse dich davon nicht beirren und biete weiterhin stets alle Nahrungsmittel an.“

Noch einmal zurück zum Serotoninaufbau durch den Verzehr einer ganz kleinen Portion fein gemahlener Pflanzenkost auf leeren Magen: Nur wenn es bei einer ganz kleinen Menge fein gemahlener faserreicher Pflanzenkost – am besten Getreidesamen etc. – bleibt, macht der Magenpförtner am Darmeingang nicht dicht und es kann zu dem erwünschten starken Verstoffwechwslungsreiz kommen, der dan Serotoninaufbau anstößt. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass der Säugling von dieser Essweise nicht ganz besonders profitiert. Die Muttermilch und auch die künstliche Säuglingskost verlassen den Magen viel schneller als dies die übliche Nahrung der Erwachsenen bei ihnen tut. Sie sind damit mehrfach am Tage perfekt für die Aufnahme solcher rohen Kost vorbereitet.

Es bietet sich natürlich an, dem Baby den kleinen Löffel nativer Kost vor der weiteren Nahrung zu geben (gleich ob roh oder gedünstet oder gekocht). Käme die native Nahrung oben auf andere, würde das zwar nicht schaden, aber der Anstoß für den Serotoninaufbau würde nicht gegeben. Der Säugling braucht wie auch ein Erwachsener allerdings nicht immer wieder den Aufbau dieses Transmitters. Serotonin hat ja die sehr lange Halbwertzeit von 21 Stunden. In aller Regel reicht es aus, wenn man ihn einmal am Tag durch den Verzehr nativer Nahrung auf leeren Magen lockt.

Ergänzend allgemein zur Rohkost: s. www.essenspausen.com/?s=Rohkostlehren