Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Richtige Ernährung: große Wissenslücken

Erstellt von r.ehlers am Mittwoch 6. November 2013

Sachbezug:  Undurchschaubarkeit der Natur ,Erkenntnisgrenzen, Wert der Erfahrung, Wissenschaftlicher Wirknachweis, Health Claims, Codex Alimentarius, Zellforschung

Aristoteles, Urvater der Wissenschaften -de.wikipedia.org-

Um zuverlässig zu erfahren was und wie ich essen soll, um gesund zu bleiben oder zu werden, müsste ich meinen Körper in allen seinen Funktionen genau kennen. Dann wäre ich auch in der Lage wissenschaftlich gesichert anzugeben, welche Wirkungen welche Nahrung auf meinen Körper auslöst.

Unser Lebensmittelrecht verlangt von den Herstellern und Anbietern von Lebensmitteln schon lange vor den neuen europäischen Regeln, dass sie für jede Behauptung einer gesundheitlichen Wirkung einen solchen Beweis erbringen.  Ich will hier zeigen, dass ein solcher wirklich überzeugender Beweis kaum jemals möglich ist. Die Health Claims Verordnung ist noch mit dem sog. Codex Alimentarius darüber hinaus gegangen, indem sie solche Behauptungen generell untersagt, wenn sie nicht ausdrücklich behördlich genehmigt und in die in Parma in Italien geführte Liste eingetragen sind. Von der Qualität der Prüfung durch die Behörden und der Aussagefähigkeit  der Studien, die die Wirkungen nachweisen sollen, hängt es ab, ob die Regelung erfolgreich ist. Wenn die Prüfung so abläuft wie häufig bei den Arzneimitteln, sehe ich schwarz. Wie sehr solche Studien in der Praxis verdreht aufgezogen, mit gefälschten Zahlen gespickt und mit nicht nachvollziehbaren Schussfolgerungen versehen sind, kann man am besten bei den hervorragenden britischen  Arzt  und Autor Dr. Ben Goldacre nachlesen („Die Pharmalüge“, Kiepenheuer & Witsch, 2013 und “Die Wissenschaftslüge“, Fischer, 2010).  Heute allerdings kommt es der Industrie noch sehr entgegen, wenn unsere Lebensmittel nicht allzu sehr gezielt dafür eingesetzt werden, die Gesundheit zu fördern.  Daher sind von der Behörde in Parma schon 1600 beantragte Aussagen abgelehnt und  bisher nur 222 genehmigt worden (s. http://www.vzhh.de/ernaehrung/251263/gesunde-lebensmittel.aspx).

Die Verbraucher sind von diesen Rechtsfragen nur indirekt betroffen. Interessanter für die Leser dieser Seiten wird es daher sein, dass ich einmal die Grenzen des möglichen Wissens über die gesundheitlichen Wirkungen von Lebensmitteln aufzeige.

Eine sicher für lange Zeit noch unüberwindbare Barriere für die exakte wissenschaftliche Nachverfolgung des Weges der Inhaltsstoffe unserer Nahrung ist die Kleinheit der Dimension, in der sich die Verstoffwechslung und Verarbeitung der Mikronährstoffe abspielt.  Gerade hat der Deutsche Thomas Südhof zusammen mit  zwei Kollegen aus den USA den Nobelpreis für Medizin erhalten, weil er ein wenig Licht hinein gebracht hat, wie in den Zellen unseres Körpers Stoffe entlang von aus Eiweißen aufgebauten Strängen bewegt werden. Dafür aber, was sich insgesamt in den 100 Billionen Zellen unseres Körpers und den mehr als 100 Trillionen Mitochondrien in ihnen abspielt, dafür müssen derzeit noch Hypothesen und Theorien herhalten. Bewiesen ist da wenig. Es sieht aber alles danach aus, als dass die Zellen unseres Körpers Teil eines gewaltigen kommunikativen und logistischen Netzwerks sind. Die Körperzellen spielen da offenbar eine Schlüsselrolle.  Sie sind ja letztlich nichts anderes als Bakterien (Eukaryonten), die wie die Teile einer Staatsqualle, nur viel gewaltiger, zu einer Einheit namens Mensch zusammen gekommen sind. Andere ehemals auch selbständige Bakterien, die Prokaryonten, wurden von den Körperzellen eingefangen. Sie haben die Hauptaufgabe, unter Verwendung  der Energieträger aus unserer Nahrung unsere Körperenergie (ATP) aufzubauen.

Es gibt Grund anzunehmen, dass die Zellen enorme Mengen an Vitalstoffen und auch ein wenig ATP speichern. Wo sie dort lagern, weiß aber niemand. Zellen können offenbar ihren Bedarf an bestimmten Stoffen im Körperpublik machen, der sie dann über Blut und Lymphe oder über den Transport von Zelle zu Zelle damit versorgt (Chemotaxis). Die Zellen kommunizieren offenbar  auf drei verschiedenen Sprachebenen untereinander, eine davon sind Lichtquanten, die Professor Popp aus Mönchengladbach gefunden hat. Wie das alles funktioniert, weiß allerdings niemand.

Von Ausnahmefällen abgesehen  müssen wir uns daher, was die gesundheitlichen Wirkungen von Lebensmitteln angeht, mit den praktischen Erfahrungen im Umgang mit ihnen zufrieden geben. Wir sind da tatsächlich kaum weiter als alle anderen Wesen in der Natur, die ihre eigenen Erfahrungen  mit dem Verzehr unterschiedlicher Stoffe aus der Natur machen müssen und sich darauf verlassen müssen, was von Generation zu Generation an Wissen weitergegeben wird. Hoffentlich kommt der Gesetzgeber nicht noch auf die Idee, diese Weitergabe davon abhängig zu machen, dass die angenommenen Wirkungen auch hinreichend wissenschaftlich gesichert sind!