Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Richtig Essen in der Schule lernen

Erstellt von r.ehlers am Montag 28. April 2014

-de.spiegel.online-

Von Martha Payne fotografiertes Standardschulessen: Minipizza, 1 Karoffelkrokette, 20 Maiskörner,  1 Sandküchlein. Wo sind die Vitamine?

Als ich mit 19 Jahren die Schule abschloss, ging ich das letzte mal unter dem den Bogen am Ausgang der Schule zierenden römischen Spruch hindurch:

„Qidquid agis, prudenter agas, et respice finem“.

Was mmer Du tust, handle klug und bedenke die Folgen. Wir wurden schon im Unterricht ständig angehalten zu bedenken, dass wir nicht für die Schule lernten, sondern für das Leben. Der Direktor der Schule hämmerte uns in seiner Abschiedsrede noch theatralisch ein, dass wir durch die Schule bestens vorbereitet seien, das Leben zu bestehen und -mehr noch – die künftige Elite des Landes zu sein.

Die Schule verwaltet wie keine andere Einrichtung (mit Ausnahme der Begegnung mit dem anderen Geschlecht) alles, was köstlich ist an unserer Welt. Ihre Vertreter, die Lehrer, sind Statthalter des herrschenden höchst spannenden universalen Wissens. Es liegt in ihrer Hand, uns für die Mathematik zu begeistern wie auch für die ganze weitere Breite der Naturwissenschaften oder uns vor ihnen erschrecken zu lassen, uns zu Liebhabern der Philosophie, der Geschichte, der Lyrik, der Malerei und der Musik zu machen oder ihnen blind  gegenüber zu stehen. All das sind „hochgestochene“ Inhalte, um die sich Lehrer wegen ihres eigenen akademischen Anspruchs gern kümmern.

Aber haben wir gelernt, wie man einen Knopf annäht und eine Postanweisung ausfüllt? Haben wir gelernt, wie man Lebensmittel klug einkauft, richtig zubereitet und verzehrt, wenn die Zeit dafür gekommen ist? Haben wir verinnerlichen können, dass das richtige Essen und Trinken die Weichen dafür stellt, ob wir ein zufriedenes gesundes Leben haben werden oder nach Jahren unvernünftiger Versorgung unweigerlich den Zivilisationskrankheiten zum Opfer fallen und den Rest unseres Lebens für unsere Versäumnisse büßen müssen?

 

Wo, wenn nicht hier?  Wo außerhalb der Schule sollen unsere Kinder lernen, wie man sich durch richtiges Essen gesund erhält? Sie werden sagen: In der Familie! Tatsächlich ist eine gut aufgestellte Familie die erste und wichtigste Schule im Leben, die auch die Weichen für das lebenslang richtige Essen stellen kann. Die Wissensbasis ist aber in sehr vielen Familien nicht ausreichend. In der heutigen „Generation Fast Food“  und in der Zeit des Verfalls der alten Familienstrukturen ist sie  sogar so schlecht wie wohl noch nie in der Geschichte. Anders als früher steht heute auch jeder Einzelne in der Gesellschaft unter dem permanenten Druck der allgegenwärtigen Werbung für den ständigen Konsum ungesunder Nahrungsmittel. Dem muss schon mehr entgegengesetzt werden alsein paar gut gemeinte Hinweise und schnell verpuffende Kampagnen.

Wie ich an anderer Stelle dargelegt habe, ist es leicht, richtig zu essen. Man muss nur vielseitig essen, immer auch ein wenig roh, alle Nahrung vor dem Essen oder im Mundraum perfekt zerkleinern und unbedingt dem Körper zwischen angesagten Mahlzeiten Essenspausen gönnen. (s. http://www.essenspausen.com/richtig-essen-ist-einfach/). Diese einfachen Regeln müssen aber nicht nur objektiv stimmen, ihre Richtigkeit muss verständlich gemacht und bewiesen werden. Das indessen ist eine große Aufgabe. Die Natur geht ja solch verquirlte Umwege bis zu ihren weit gestreuten Ergebnissen, dass es erst der volle Durchblick durch die Natur- und die Humanwissenschaften von der Biochemie, Anatomie, Physiologie, Gastroenterologie, Endokrinologie und Psychologie (mit Psychoanalyse und Philosophie) erlaubt,  Erkenntnisse über das richtige Essen nachvollziehbar darzulegen und zu verifizieren.  An vielen Schulen kommt man wenigstens im Leistungskurs Biologie diesen Grundlagen nahe. Aber was ist mit den anderen 99 % der Schüler, die das Fach Biologie weggewählt haben?

Man kann nicht damit rechnen, dass der der Schule entwachsene Mensch ein vernünftiges Essverhalten an den Tag legt, wenn er nicht die Theorie und Praxis des richtigen Essens gelernt hat. Ein theoretischer Gesamtüberblick reicht dabei allerdings aus, weil durch die erlente Praxis beim Schulkochen und Schulessen wertvolle Gewohnheiten entwickelt werden. So wie man das Fahrradfahren auch nur einmal lernen musste, muss man auch das richtige Essen nur einmal verstanden und umgesetzt haben. Das reicht dann für das ganze Leben.

Ein paar Beispiele sollen das veranschaulichen:

  • Wer verinnerlicht hat, dass schon natürliche Lebensmittel aus unserer Region die unerhörte Fülle an Mikronährstoffen mitbringen, die wir für die volle Funktion von Körper, Gemüt und Geist brauchen, hat kein Problem damit, in der Natur, im Garten und auf den Märkten immer eine gute Auswahl an den benötigten guten Lebensmitteln zu finden.
  • Wer einmal verstanden hat, dass Kochen, Backen und Braten substanzielle Teile bestimmter Inhaltsstoffe unserer Nahrung vernichtet und zudem alle Nahrungsenzyme, wird nie vergessen, daneben auch mmer  einmal ein wenig gut ausnutzbare rohe pflanzliche Nahrung zu sich zu nehmen. Er wird auch wissen, wie er nach der Verarbeitung die wertvollen Inhalte schützt und für spätere Zeiten konserviert.
  • Wer weiß, dass der Mensch  größere Pausen zwischen seinen Mahlzeiten einhalten muss, wenn seine Fettzellen überhaupt einmal geöffnet werden und sein überschüssiges Körperfett abfließen können, wird nicht den ganzen Tag eine Mahlzeit der anderen folgen lassen und unablässig „zwischendurch“ essen.
  • Weiß man einmal genau, dass wir in unseren Körpern alle wichtigen Stoffe für teils sehr lange Zeit (Vitamin B 12), mindestens aber für 14 Tage (Vitamin C) speichern, macht man sich nicht mehr verrückt damit, jeden Tag den genau errechneten Tagesbedarf an allen Vitaminen, Aminosäuren, Mineralstoffen usw. mit der Nahrung oder mit Substituten aufzunehmen.
  • Für den, der Bescheid weiß, ist industriell vorgegartes  „Convenience Food“, Fast Food und sind Soft Drinks keine regelmäßige Nahrungsquelle mehr. Er wird sich auch in der Regel fern halten von Industriezucker und gehärteten Fetten.

Was beim Einstieg in die Vorgänge bei der richtigen Aufnahme der Nahrung und die metabolischen Abläufe bei der Verwertung der Nahrung noch unendlich komplex aussieht, ist in der praktischen Nutzanwendung überhaupt nicht mehr schwierig. Es wäre daher ein Leichtes, durch die Änderung der Lehrpläne dafür zu sorgen, dass kein Schüler mehr die Schule verlässt, der nicht weiß, wie er sich durch das richtige Essen sein Leben lang gesund hält.

Aber geschieht da in unserem Lande oder auch in den anderen Ländern der westlichen Welt auf politischer Ebene irgend etwas? Es geschieht so wenig, dass es kaum der Rede wert ist.

Selbst da, wo mächtige Initiativen aus der Bevölkerung die Politik zum Handeln drängen und sogar messbare Erfolge zeitigen, verläuft alles bald wieder im Sand der behördlichen Mühlen. Der tiefere Grund, weshalb nichts geschieht,ist aber kein technischer. Es ist auch nicht die angebliche Faulheit der Beamten. Ein Grund ist das fehlende Engagement der Verantwortlichen. Politiker reden zwar auch von Prävention, sie wissen aber, dass eine groß angelegte Prävention gegen die Zivilisationskrankheiten durch das richtige Essen schwere Veränderungen des gesamten Gesundheitssystems bewirken würden. Den Klagen aus der Industrie und aus dem von den unzähligen Krankheiten „lebenden“ Gesundheitswesen wollen sie sich nicht stellen.

-de.wikipedia.org-

Karte der Wahrnehmung der Korruption in der Welt/Die tatsächliche Unterwerfung der Politik unter die Interessen der Wirtschaft geht weit darüber hinaus

Der heutige bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer erklärte am 20.5.2010 (bei „Pelzig unterhält sich“) ganz offen, dass er die leidvolle Erfahrung gemacht hat, dass „die Politik“ angesichts der Macht der Wirtschaft längst nicht mehr das Sagen hat. Es lohnt sich, diesen Satz auch einmal im Origial anzuhören:  youtube.com

„Diejenigen, die entscheiden, sind nicht gewählt, und diejenigen, die gewählt werden, haben nichts zu entscheiden.“

 

In der Kochkunst haben quirlige Köche wie Jamie Oliver und Tim Mälzer die honorigen Sterneköche a la Paul Bocuse in der Beliebtheit abgelöst. Die frischen jungen Leute sind auch diejenigen, die die Forderung nach der Einbeziehung der Schulen in das Konzept der Prävention von Krankheiten durch die richtige Ernährung öffentlich gemacht haben.

Jamie Oliver, der weltweit ein Millionenpublikum begeistert, schaffte es mit einer großen Kampagne in 2004/2005, dass die  Labour-Regierung die Weichen umstellte und dafür sorgte, dass das in England relativ weit verbreitete Schulessen (Lunch) vom faden Fast Food weg auf frische gesunde Nahrung umgestellt wurde. Immer mehr Schulen in England unterrichteten die Schüler auch in den Grundfragen der richtigen Ernährung. Sie erhielten volle Rückendeckung renommierter britischer Ernährungsmediziner. Eigentlich war so die Basis geschaffen für eine bessere Gesellschaft auf der Insel. Unter dem konservativen David Cameron wird die Uhr aber gerade zurückgedreht. Es kommen wieder die Burger und Pizzas auf den Teller. Fast Food-Ketten werden ermuntert, in der Nähe schulischer Einrichtugen zu eröffnen. S.
http://www.theguardian.com/education/2014/apr/26/school-meals-policy-epidemic-child-obesity-diet

In Deutschland gibt es seit 2009 das ProjektKüchen für Deutschlands Schulen“. Dieses Gemeinschaftsprojekt des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, des Fernsehkochs Tim Mälzer, der Bertelsmann Stiftung sowie des Küchenherstellers Nolte Küchen als Sponsor wird im Rahmen des Nationalen Aktionsplans „IN FORM“ durchgeführt. Ziel des Projektes ist es,“ das Thema ‚Gesunde Ernährung und Kochen‘ im Schulalltag von Kindern und Jugendlichen zu verankern“. Um dieses Ziel zu erreichen, wird ein bundesweiter Wettbewerb durchgeführt, bei dem sich Schulen der Primar- und der Sekundarstufen um eine neue Übungsküche bewerben können. Das kann es ja wohl nicht gewesen sein!

Bei diesem Projekt, das mit ein wenig Aktionismus auf der Stelle tritt, geht es im Prinzip weniger um die tägliche Versorgung der Schüler durch eine Schulspeisung als um die Möglichkeit, den Schülern das richtige Kochen und das richtige Essen beizubringen. Was aber spricht denn dagegen, allen Schülern jeden Tag eine gesunde Mahlzeit zukommen zu lassen? Es kann sich dabei allenfalls um ein leichtes Lunch handeln, weil die Kinder ja durch das Essen nicht müde werden sollen. Gesunde Kost ist nicht in erster Linie eine Frage des Geldes. Die Bewegung Martha Payne (s.u.) schafft es, in Malawi eine grundgesunde kleine Mittagsmahlzeit für 10 Pence auf die Beine zu stellen. Ein regelmäßiges kleines gesundes Gericht zur Mittagszeit  hätte in Verbindung mit einer guten Vermittlung der theoretischen Grundlagen des richtigen Essens wirklich den Effekt, nach und nach die ganze Gesellschaft gesunden zu lassen.

Derweil findet des kleines Schulmädchen namens Martha Payne aus Schottland, das mit Hilfe ihres Vaters den Blog „Never Seconds“ , http://neverseconds.blogspot.de/, aufgemacht hat, weltweit millionenfache Beachtung. Sie bereist inzwischen die ganze Welt von Japan bis Malawi und setzt sich dafür ein, jedem Schulkind eine tägliche gesunde warme Mahlzeit zukommen zu lassen. Ihre Bewegung in Malawi schafft dies inzwischen für Hunderttausende von Kindern. Und das soll in Europa nicht möglich sein? Da war ja die DDR schon weiter!

In Malawi, wo einige Schulen schon Buch geführt hatten über die Schulkinder, die vor dieser Kampagne  verhungert waren,  ist buchstäblich eine neue Zeitrechnung angebrochen. Wo früher die Schulleitungen Buch darüber führten wie viele Schüler nicht mehr zur Schule kamen, weil sie verhungert waren, gibt es solche Vorkommnisse gar nicht mehr.