Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Magenpförtner: Ewig missverstanden

Erstellt von r.ehlers am Sonntag 13. September 2015

Vor genau zwei Jahren habe ich einmal ausfürhlich dargelegt, was ich über die bedeutende Schaltstelle für die Gesundheit  im Verdauungstrakt zu sagen habe, den Magenpförtner:

http://www.essenspausen.com/der-magenpfoertner-bedeutende-schaltstelle-fuer-die-gesundheit/

Ich empfehle sehr, im Zweifel diesen Beitrag noch einmal aufzurufen. Auch in meinem Buch über das „Wohlfühlhormon Serotonin“, Via Nova, 1. Aufl.  2012, 2. Aufl. 2014,  hatte ich unter Bezug auf eindeutige wissenschaftliche Erkenntnisse über die Aufgaben und Funktionen des Pylorus geschrieben.

Ich will das Thema jetzt noch einmal aufgreifen, um es zu vertiefen. Der Magenpförtner ist nämlich noch wesentlich mehr als eine bedeutende Schaltstelle für die gute Nutzung unserer Nahrung. Der Magenpförtner ist mit großem Abstand zu den vielen anderen Einrichtungen des Verdauungstrakts

die allerwichtigste Station auf dem Wege der Nahrung durch den Körper.

Dort wird zwar keine Nahrung ausgewählt, bearbeitet oder verstoffwechselt. Dort werden auch nicht die entscheidenden Mikronährstoffe an das Pfortadersystem und das Lymphsystem des Körpers abgegeben. Mit dem Einsatz der Mikronährstoffe in unseren Körperzellen, denOrganen und im Gewebe des Körpers hat der Magenpförtner auch nichts mehr zu tun. Der Magenpförtner ist aber der Kontrolleur, der bestimmt, wann welche Nahrung die Grenze zum Dünndarm überhaupt passieren darf. Sie können als Besucher die  Leistungen der Künstler in einer Veranstaltung ja auch nicht genießen, wenn der Türsteher Sie nicht in den Ort des Geschehen einlässt.

-de.wikipedia.org-

Türsteher vor einem Stripclub in San Francisco

Letztlich ist der Magenpförtner deshalb so wichtig, weil die im Körper geleistete Arbeit der Aufschließung nud Nutzung unserer Nahrung selbst so unerhört wichtig ist. Wir sind für den Erhalt unseres Lebens davon ebenso abhängig wie vom Atmen.Einiges an Nahrungsinhalten wird zwar im Körper gespeichert, aber nur für begrenzte, teilweise auch nur kurze Zeit.

Wie im realen Leben macht es keinen Sinn, sich nicht an die Regeln von Türstehern und Kontrolleuren zu halten. Ohne gültiges Ticket oder einen Passierschein kommt man nicht rein. Und doch lohnt es sich zu wissen, nachwelchen Regeln die Kontrolle abläuft um sicher sein zu können, dass man beim Geschehen auch wirklich dabei ist.

Die Rolle des Magenpförtners wird weithin missverstanden. Schon seine Anatomie wird  vielfach falsch wiedergegeben. Sehen Sie nur, was das oft so kluge Internetlexikon Wikipedia da für einen Unsinn schreibt:

„Der Pylorus (griechisch πυλωρόςpylōrós ‚Pförtner‘) oder Magenpförtner ist die ringförmig angeordnete glatte Muskulatur, die sich zwischen dem Antrum des Magens (Antrum pyloricum) und dem Zwölffingerdarm (Duodenum) befindet. Der Pylorus ist in Ruhe geschlossen.“ (kombinierter Schräg- und Farbdruck von mir).

Wie ich aus der Gastroenterologie berichtet habe, ist  der Pylorus eine seiner Länge nach von Muskeln umgebender Dehnsphinkter, der in Ruhe relaxiert ist – und Flüssigkeiten, auch mit enthaltenen kleinen Partikeln ungehindert in den Dünndarm laufen lässt!

Wer das nicht realisiert, versteht natürlich auch nicht die Vorteile, die sich durch den von Flüssigkeit begleiteten Verzehr roher fein gemahlener Pflanzenkost auf leeren Magen ergibt.

Wer das nicht ralisiert, wird auch niemand davor warnen, so häufig am Tag zu essen, dass der Magen nie völlig frei wird und oft sogar ständig nachbefüllt wird, sodass der Mageninhalt nicht nur einmal nach dem Verzehr, sondern über Stunden hinweg immer wieder neu besäuert wird, während seinen ursprünglich so wertvollen Inhaltsstoffe der Durchlass in den Dünndarm verwehrt wird. Da ist es doch fast besser, gar nichts zu essen, als sich von Mahlzeit zu Mahlzeit zu hangeln! Man kriegt sonst ja nur etwas von den Mikronährstoffen in das Stoffwechselsystem, wenn man endlich aufhört zu essen. Das ist  im Zweifel erst in der Nacht. Glücklicherweise kann man aus technischen Gründen während des Schlafens nicht auch noch essen, Ganz hartnäckige Daueresser stehen aber noch in der Nacht auf und gehen an den Kühlschrank.

Was Wikipedia nach der ersten Aussage über das das Wesen des Pylorus mitteilt, ist auch weitgehend falsch:

„Gelangt Nahrungsbrei in das Antrum des Magens, so erfolgt eine Reizauslösung über den Nervus vagus. Dies löst eine peristaltische Kontraktionswelle aus.

Durch kurzzeitige Öffnung des Pylorus gelangt ein kleiner Anteil (Bolus) des Mageninhaltes Chymus in den Zwölffingerdarm. Der die Öffnung auslösende Pylorusreflex ist ein viszero-vizeraler Reflex, welcher den Muskel bei alkalischem Chymus im Zwölffingerdarm schließt und ihn bei saurem oder fettem Chymus öffnet.Gastrische Motilität bewirkt eine Leerung des Magens, während postprandiale Motilität darauf gerichtet ist, Nahrung zwischen den Mahlzeiten zurückzuhalten, um eine kontinuierliche Abgabe zu gewähren. Die gastrische Motilität spielt eine Schlüsselrolle bei den die Nahrungsaufnahme   regulierenden Empfindungen von Sattheit, Hunger und Völlegefühl.“ (kombinierter Schräg- und Farbdruck von mir).

Auch wenn im Zwölffingerdarm das zum Schutz seines Gewebes wie insbesondere zum Schutz der extrem säureempfindlichen sog. Vaterschen Papille an seinem Eingangsbereich (Einlass für Verdauungssäfte aus Bauschspeicheldrüse und Leber) ein basisches Klima herrscht, wird der Pylorus nicht durch Muskelkraft geschlossen.

Erst recht öffnet der Pylorus nicht, wenn sauere oder fetter Chymus ankommt.

Ganz im Gegenteil: Säure und Fett wie auch zu große Partikel im Chymus/Bolus sorgen dafür, dass sich die die Kanüle des Magenpförtners umhüllenden glatten Muskeln längen und ihn dadurch verschließen.

Ein Kommentar zu “Magenpförtner: Ewig missverstanden”

  1. Richtig Essen » Blog Archiv » Tees sind unvorstellbar wirksam sagt:

    […] An der großen Schnittstelle zwischen Nahrungaufnahme und Sammlung der Nahrung, dem Magenpförtner, hat sich auch Nahrung, die erst fest war, in Flüssigkeiten aufgelöst oder kommt zerkleinert dort an. Am Ende steht also nur flüssige Nahrung zur Verstoffwechslung im Dünndarm vor. Darauf habe ich erst vor einigen Wochen noch einmal vertiefend hingewiesen, s. http://www.essenspausen.com/magenpfoertner-ewig-missverstanden/ […]