Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Leo-Pillen und andere Abführmittel

Erstellt von r.ehlers am Dienstag 26. April 2016

Auf meine Aktion für problemfreie Verdauung –http://www.essenspausen.com/eine-aktion-fuer-problemfreie-verdauung / habe ich erste Informationen von Lesern erhalten, die mich sehr zum Nachdenken gebracht haben. Überraschender Weise geht es in den ersten Informationen durchweg um die Leo-Pillen. Niemand versteht, warum es sie heute nicht mehr gibt.

Die Leo-Pillen kenne ich aus der Zeit meiner Jugend, weil die Alten damals ganz verzückt über die großartigen abführenden Wirkungen dieser Pillen sprachen.  Meine Mutter, die Großeltern und meine vielen alten Tanten versicherten sich wechselseitig bei jedem Zusammentreffen, dass sie wegen der Leo-Pillen nie lange unter  Verstopfungen zu leiden hatten. Offenbar nahmen sie diese Pillen über Jahrzehnte hinweg fast täglich ein.  Ohne dass ich je genauer hingesehen hätte, woraus diese Pillen bestanden, hatte ich ein starkes Vorurteil gegenüber dem regelmäßigen Eingriff in den Ablauf der Verdauung.

Original-Dose Leo Pillen

Gerade in der Zeit nach der Währungsreform von 1948, als die Menschen ihre alte sparsame Ernährung über Bord warfen und täglich überreichlich  aßen, was das Zeug hielt, litten immer mehr Menschen fast ständig unter Verstopfungen. Das Mittel der Wahl gegen diese Leiden waren die Leo-Pillen, die allerdings nicht verhindern konnten, dass die große Zahl der Deutschen damals wie Gert Fröbe ihre schlanke Erscheinung verloren und  mächtig fett wurden.

Immerhin waren die Leo-Pillen rein pflanzlich und hatten keine bekannten nachteiligen Nebenwirkungen. Wenn man dem Hersteller glauben konnte, wurde man auch nicht abhängig von ihnen. Für mich allerdings hatte das damals so ausgesehen, dass die Nutzer des Präparats zumindest so sehr an die abführende Wirkung gewöhnt waren, dass sie sich ein Leben ohne diese Hilfe nur schlecht vorstellen konnten.

Bildergebnis für Gert Fröbe

Gert Fröbe als schlanker „Otto Normalverbraucher“ in der „Berliner Ballade“

Bildergebnis für Gert Fröbe

Gert Fröbe als korpulenter „Goldfinger“

 

Und da konnten die Leo-Pillen einfach vom Markt verschwinden?

Von den 1907 gegründeten Dresdner Leo-Werken (Chlorodont-Zahncreme, Pitralon Rasierwasser, Leo-Creme) wurden bis 1966 auch die berühmten Leo-Pillen hergestellt. Heute ist von der Firma noch die Dental Kosmetik GmbH  Co.KG vorhanden, die die „Putzi-Zahncreme“ fabriziert.

Woraus die Leo-Pillen bestanden, war nie ein Geheimnis. Es gibt nur drei Inhaltsstoffe: Aloe, Rhabarberwurzel und Faulbaumrindenextrakt.

 Im sehr bitter schmeckenden gelben Saft der Aloe, der gleich ob zu Recht oder nicht  wahre Wunderwirkungen verschiedenster Art nachgesagt werden, sind reichlich Gerbstoffe vorhanden. Es sind dies die abführenden Anthrachinonglykoside Aloin A und B. Erst in den letzten Jahren hat man sich mit dem Bestandteil Anthrachinon näher beschäftigt. Heute hält sie die Bundesanstalt für Risikobewertung (BfR) für möglicherweise krebserregend. In hoher Dosierung kann man das wegen der Aggressivität der Gerbstoffe schon für denkbar halten. Die kleine Menge in den Leo-Pillen wird aber im Zusammenwirken mit den anderen Inhaltsstoffen solche Gefahren nicht erzeugen. Schließlich braucht man da nicht nach Studien zu rufen, weil die jahrzehntelangen Erfahrungen mit ihrer millionenfachen Nutzung in den Leo-Pillen den Nachweis der Unbedenklichkeit erbracht haben.

Anthrachinone finden sich in kleinen Mengen auch in der Rhabarberwurzel (rheum palmatum), zusammen mit anderen Gerbstoffen.

Rhamnus frangula 03 ies.jpg

Blätter und Früchte des Faulbaums

Die getrocknete Rinde der Stämme und Zweige des auch bei uns stark verbreiteten Faulbaums wird als Faulbaumrinde (Frangulae cortex) schon seit sehr langer Zeit zur kurzzeitigen Aufhebung von Verstopfungen im Dickdarm genutzt Anthrachinon-Derivate (Glucofranguline) und weitere Gerbstoffe. Ihre Wirkung ist milder als die anderer Anthrachinone. Sie wird daher viel in industriellen Rees verwendet. Die Früchte gelten zwar als giftig, wenn auch nicht stark.

 

Arzneiliche Abführmittel: Das Ende der Transparenz

Der Markt der Abführmittel wird heute beherrscht von zwei chemischen Wirkstoffen, nämlich Bisacodyl und Natriumpicosulfat. Haupthandelsnamen sind  neben Dutzenden ähnlichen Medikamenten  die bekannten Marken Dulcolax® und Laxoberal®.

Billig sind die Produkte nicht. Eine Anwendung Laxoberal-Tropfen z.B. braucht zwischen 5 und 10 ml. Ein Spender vom 50 ml, der 21,99 € kostet, reicht daher für durchschnittlich 15 Anwendungen. Ein Rentner, der sich an diese Hilfe gewöhnt, muss also eine Mehrausgabe von 44,00 € im Monat einkalkulieren.

Leider erfährt der Verbraucher beim Kauf dieser Produkte nichts darüber, woraus ihre Wirkstoffe hergestellt sind. Er kann daher nicht nachvollziehen, ob die Herstellerangaben zur Unbedenklichkeit zutreffen und ob der Preis sich in realistischer Höhe bewegt. Es mag ja sein, dass die Hersteller auf diese Substanzen einmal ein Patent hatten. Das allerdings dürfte längst ausgeschlachtet und abgelaufen sein.

 

Eigene Erfahrungen mit Aloe als Laxans

Im Selbstversuch habe ich vor einigen Jahren durch den Einsatz der Aloe Pflanze meine schwere Arthritis beseitigt, s. http://www.essenspausen.com/arthrose-skandaloese-desinformation/. Dabei habe ich festgestellt, dass ich unweigerlich einen leichten Durchfall erlebte, wenn ich den dreimal am Tag verzehrten Esslöffel meines Präparats aus Aloe, Honig und Alkohol einmal auf leeren  Magen zu mir nahm und nicht direkt danach eine Kleinigkeit aß. Wenn ich das beachtete, war der Verzehr der gut schmeckenden Mischung unproblematisch.

Gastroenterologen weisen darauf hin, dass man Laxantien nicht voreilig und zu häufig nutzen soll. Ein einzelne Beschleunigung der Darmpassage und selbst ein einzelner Durchfall sind zwar noch keine schlimmen Ereignisse, aber eine unnötige Belastung für den Körper einschließlich der Darmflora sind sie doch. Sehr viel Menschen greifen schon zu Abführmitteln, wenn sie ihren Darm nicht pünktlich jeden Tag ganz entleeren können. Von einer eine Behandlung erforderlichen Verstopfung (Obstipation) spricht man erst, wenn man seltener als drei Mal in der Woche Stuhlgang hat  u n d  stark Pressen muss, um ausscheiden zu können u n d  wenn eine Ernährungsumstellung mit vermehrter Aufnahme von Ballaststoffen, vermehrter Flüssigkeitszufuhr in Kombination mit mehr Bewegung nicht hilft.

 

Mega Colon Clean von Vita Natura

Ballaststoffe mit hohem Wasserbindungsvermögen wie Flohsamenschalen (Psyllium) und Rote Bete sind sanfte Alternativen zur Behebung von Verstopfungen, s. http://www.essenspausen.com/wann-brauchen-wir-nahrungsergaenzungsmittel/; http://www.essenspausen.com/flohsamen-psyllium-in-nativer-kost/

Das Präparat Mega Colon Clean von Vita Natura kombiniert diese Ballaststoffen mit Vitaminen, Enzymen und Bakterienkulturen, die die natürlichen Effekte unterstützen. Eine solche preiswerte Nahrungsergänzung, die man nicht dauernd, sondern kurmäßig gezielt einsetzen sollte,  führt einen von Verstopfung Betroffenen näher an den Zustand des Verdauungstrakts, der sich bei kluger Ernährung  von selbst einstellt.