Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Gesundungslager 1991 im Nordkaukasus

Erstellt von r.ehlers am Freitag 5. Dezember 2014

Die  2004 im Alter von 94 Jahren verstorbene große russische Wissenschaftlerin Dr. Galina Schatalova ist nicht nur weltweit bekannt geworden, weil sie erfolgreich die russichen Kosmonauten in Baikonur betreute. Nachhaltiger ist ihr Wirken in der Ernährungswissenschaft. Kaum jemand sonst hat so  unvoreingenommen bei den maßgebenden physiologischen und biochemischen Vorgängen bei der Verdauung und der Verstoffwechslung hingeschaut und so erfrischend frei die logischen Schlussfolgerungen mitgeteilt.

Und doch hat sie sich in ihren Büchern „Wir fressen uns zu Tode“, Goldmann 2002, und „Heilkräftige Ernährung“, Goldmann 2006 (posthum),

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regelrecht für ihren Hinweis darauf entschuldigt, dass das seit Jahrtausenden von allen Kulturen heiß geliebte Grundnahrungmittel Brot wegen seiner intensiven Verarbeitung und Erhitzung nur einen sehr geringen nutritiven Wert hat.  Wegen dieser Kühnheit, am Nimbus des „gesunden“ Brotes zu sägen, ist sie oft zitiert worden.

Dabei ist allerdings in Vergessenheit geraten, dass auch die meisten anderen der in unserer Gesellschaft heute bevorzugen Nahrungsmittel bei ihr nicht besser wegkommen. So bekamen die 800 Besucher, die in ihrem Gesundungslager, das sie 1991 im Nordkaukasus unmittelbar an der Grenze zum ewigen Eis in einer schwer zugänglichen Einsiedelei einrichtete, von all den uns Normalbürgern doch unverzichtbar erscheinenden Lebensmitteln absolut nichts zu essen.

Es gab absolut  k e i n

  • Fleisch,
  • Fisch,
  • Salz,
  • Zucker,
  • Hefebrot,
  • Nudeln und
  • Konditoreiwaren.

Ich weise darauf hin, dass Milch und Milchprodukte in dieser Liste auch nicht enthalten sind. Aber der Umgang mit Milch ist ein besonderes Thema, auf das ich in einem gesonderten Betrag noch zurückkommen werde.

Sie werden sich fragen, was denn überhaupt noch blieb, damit die Teilnehmer des Gesundungslagers nicht vom Fleisch fielen!?

Morgens erfolgte der erste schwere Tabubruch. Denn es gab kein herkömmliches Frühstück, sondern nur eine Tasse Tee aus Heilkräutern mit einem Löffel Honig.

Frau Dr. Schatalova folgte der Vorstellung, dass der Körper in der Zeit von 10 – 14 Uhr die höchste Aktivität seiner Verdauungsfunktionen erreichte. Daher gab es um 12.00 Uhr das Mittagessen. Ob die Begründung einer Überprüfung standhält oder nicht, kann dahinstehen. Richtig ist jedenfalls, dass man in den ersten Stunden nach dem Aufstehen nichts essen muss, um etwa die „Energiepeicher wieder aufzufüllen“, wie das von vielen Oecotrophologen ( nach Version der DGE) erklärt wird. Unser ganzer Körper mit seinen mehr als 70 Billionen Zellen ist ein einziger Speicher, der alle Energieträger und Vitalstoffe über Tage, Wochen oder gar Monate und Jahre speichert – im Minimum 14 Tage.

Morgens nicht gleich den Magen zu füllen ist für Menschen, die zu dieser Zeit schon eine Körperliche und besonders auch eine geistige Leistung erbringen müssen, eine sehr gute Sache. Selbst wenn man erst viel später am Tage mit der Aufnahme größerer Mengen von Nahrung beginnt, bekommt das dem Menschen sehr gut, weil er dann nicht wie sonst üblich über Mittag müde wird. Der Verzicht auf ein nennenswertes Frühstück bedeutet nicht, dass man unbedingt morgens gar nichts zu sich nehmen müsste. Die Zeit des leeren Magens nach der Nachtruhe ist der beste Zeitpunkt, um eine kleine Menge nativer Nahrung (1 EL) nativer Kost zu verzehren, die begleitet von Flüssigkeiten gar nicht im Magen festgehalten und in wenigen Minuten im Dünndarm verstoffwechselt wird. Diese von mir entdeckten Besonderheiten kannte Frau Dr. Schatalova noch nicht. Sie passen aber perfekt in ihr Konzept.

Mittags wurden im Genesungslager die üblichen den Körper übermäßig belastenden Lebensmittel, wie Frau Dr. Schalaova schreibt (Heilkräftige Ernährung, S. 28) “ ersetzt durch

  • Salate aus wild wachsenen Kräutern, Speisen aus Gemüsen und Getreide, die bei minimal kurzen Erwärmungszeiten hergestellt wurden, bei Temperaturen, von nicht mehr als 100 ° C.“

Jeder weiß, dass Proteine schon bei Temoeraturen von mehr als 41 ° C zu denaturieren beginnen. Spätestens nach dem Erreichen von 56 ° C sterben alle Nahrungsenzyme ab, bzw. werden funktionsunfähig. Dennoch liegt Frau Dr. Schalova nicht falsch, wenn sie in der Küche Temperaturen von bis zu 100 ° C zulässt. Denn eine kurzzeitge Erhitzung richtet nur einen geringen Schaden an. Proteine und Enzyme stellen sich nach nur kurzer Erhitzung weitgehend wieder zurück auf den Urzustand. Diesen Kunstgriff kennt die gesamte asiatische Küche. Man muss sich nur einmal in einer original chinesischen Küche ansehen, mit welch wütender Gewalt die dort verwendeten Öfen röhren. Für uns Europäer, die meinen alles zerkochen zu müssen, kommen die Speisen dann nur fpür einige Sekunden in den Wok und werden dabei auch noch zur besseren Schoning heftig druchgewirbelt.

Sinnigerweise verband Frau Dr. Schatalova diese natürliche Essweise mit der Anwendung eines, wie sie es nennt, dynamischen autogenen Trainings, das nach meinem Eindruck dem seit Anfang der 60er Jahre stark verbreitenten Autogenen Training nach Professor Dr. J.H. Schultz aus Berlin sehr ähnelt.

Dr. Schatalova berichtet glaubhaft (S. 28/29): „Es freute mich zu sehen,wie nach demMaß des Eintritts der Menschen in den Zustand wirklicher, nicht „praktischer“ Gesundheit das verlorene intuitive Denken zu ihnen zuröckkehrte, die Scöpferische Freude, die Eingebung. Sie begannen, Verse zu schreiben, zu zeichnen und zu singen. Und all das geschah auf natürliche Weise, ohne irgendeine Art hypnotischer Beeinflussung.“

 

 

Die Quintessenz:

Unverdorbene wertvolle pflanzliche Lebensmittel, von denen die Erde reich ist, sollten wir schonend behandeln, damit sie ihre nutritiven Funktionen behalten. Sie sollten der Schwerpunkt unserer Nahrung sein. Inhaltsarme Lebensmittel sind damit nicht generell verboten, dürfen die Nahrung aber nicht dominieren. Wichtiger noch als sich nicht mit weitgehend wertloser und in Mengen schädlicher Nahrung zu überfüttern ist es, darauf zu achten, regelmäßig einen Teil an vollwertiger naturbelassener Nahrung zu sich zu nehmen.

Frau Dr. Schatalova hat sich wenig mit den Besonderheiten der Rohkosternährung auseinandergesetzt. Wer den Wok richtig einsetzt, rettet aus der pflanzlichen Nahrung ja ohnehin sehr viel an ihren lebendigen Funktionen. Grüne Smoothies, die auf die Nutzung eiweißhaltiger roher Pflanzenstoffe wurden von Victoria Boutenko erst im Todejahr von Frau Dr. Schatalova erfunden. Meine Entdeckung des Anstoßes zum Aufbau des Gehirnbotenstoffes Serotonin durch den nüchternen Verzehr einer kleinen Menge fein gemahlener roher Pflanzenkost – nativer Kost/Aminas –  lag nicht lange davor, sodass sie sie nicht mehr kennenlernte.

Beide, die native Kost und die Smoothies, fügen sich aber perfekt in das Konzept der natürlichen Ernährung nach Frau Dr. Galina Schatalova.