Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Entwarnung für Schweinefleisch

Erstellt von r.ehlers am Samstag 20. Februar 2016

Das Schwein wurde und wird auch heute noch vielfach für minderwertig gehalten, weil es gern im Dreck suhlt und weil es wenig wählerisch ist in dem was es frisst. Wer Schweine mal auf dem Hof erlebt hat, weiß allerdings, dass sie sehr empfindsame Wesen sind. Das „dreckige Schwein“ ist bezeichnender  Weise auch ein bedeutendes Glückssymbol. Dem Sparschwein vertraut man sogar seine hochgeschätzten kleinen privaten Geldreserven an.

Auf die Frage, ob Schweinefleisch gesund ist antwortet in unseren Breiten jeder Normalbürger mit der Frage: „Warum denn nicht?“ Schweinefleisch ist eine der Säulen der Volksernährung, bei uns und in den meisten Ländern der Erde -einschließlich Chinas und Indiens. Begründungen dafür, dass  der Verzehr von Schweinefleisch kein Gesundheitsrisitko ist, findet man in der Literatur sehr wenig, wohl aber für das Gegenteil. Weil aber diese Begründungen durchweg von Vorurteilen getragen sind und mich nicht überzeugten, habe ich vor einem halben Jahr begonnen, mich näher mit diesem Thema zu befassen:

13.9.2015: http://www.essenspausen.com/fleischesser-von-natur-oder-nicht/ und

16.9.2015: http://www.essenspausen.com/ist-schweinefleisch-wirklich-ungesund/

Ich setze bei diesen beiden Beiträgen an, weil ich auch danach nichts gesehen oder gehört habe, das die konsequente Ablehnung der Nutzung von Schweinefleisch für Nichtvegetarier begründen könnte. Im Gegenteil habe ich jetzt erfahren, dass die anatomischen und physiologischen Verhältnisse bei der Verdauung der Nahrung des Schweins wesentlich von der des Menschen abweichen. Letztlich sehe ich, dass ohne diese Dinge im Detail zu kennen jede Befassung mit dem Thema oberflächlich bleiben muss.

Sehen Sie sich doch einmal die Lage des Schweinemagens an, der ein im Vergleich zum menschlichen Magen riesengroßer Sack ist mit dem Mageneingang (Cardia) ganz oben wie beim Menschen, aber mit einem Magenausgang (Pförtner) der seitlich versetzt ebenfalls ganz oben am Magenrand liegt! Vielleicht hätte das Schwein einen anderen Magen entwickelt, wenn es auch den aufrechten Gang gelernt hätte und ihm folglich auch die Schwerkraft bei der Verdauung helfen würde..

Verdaungsorgane eines Schweines

Zeichnung :http://www.proplanta.de/Fotos/Verdaungsorgane-eines-Schweines_Bild1231356234.html

An diesen gewaltigen Magen schließt sich ein im Vergleich zum Menschen sehr kurzer Dünndarm an, der gewiss den vom Magen ankommenden Magenbrei (Chymus) nicht lange festhält. Die Verarbeitungsrate der Verdauung beträgt beim Schwein daher nur etwa 4 Stunden, während sie beim Menschen doppelt und dreimal so lang ist. Und das soll ein Zeichen dafür sein, dass die Verdauung beim Schwein mehr Giftstoffe in sein Fleisch wandern lässt?

Beim Suchen im Netz fand ich jetzt endlich eine wirklich gute Quelle, die detailkundig und sehr gut nachvollziehbar beschreibt, wie die Nahrung im Schweinemagen und im Zwölffingerdam (Duodenum) bearbeitet wird. Es ist ein Auszug aus einer der FU Berlin vorgelegten Dissertation: http://www.diss.fu-berlin.de/diss/servlets/MCRFileNodeServlet/FUDISS_derivate_000000000140/2_kap2.pdf?hosts 

Ich beschränke mich hier auf die Wiedergabe der für das Thema der Eignung des Schweinefleischs für die menschliche Ernährung maßgeblichen Umstände.

Zentrale Bedeutung für die andere Verdauung beim Schwein ist, dass der Magen auf Grund seiner Lage praktisch nie leer ist. Das Schwein produziert viel Speichel und Magensäfte, die nach unten in den Magensack sinken. Nahrung schichtet sich im Magensack auf, wobei festere Stoffe sich mehr mittig anordnen, während flüssigere Nahrung mehr nach außen gelangt. Erst mit der wellenartigen ständigen Peristaltik der den Magen umgebenden Muskeln wird verflüssigte Nahrung zum Magenpförtner (Pylorus) hochgespült. Der Magenpförtner erlaubt anders als beim Menschen auch den Rückfluss von Darmsaft (mit den basischen Enzymen aus Bauschspeicheldrüse und Leber), sodass der pH-Wert im Magen auch von dorther mitbestimmt wird. In der Nähe des Mageneingangs, in seiner Mitte, entlang seiner Wände und in der Nähe des Magenausgangs finden sich daher im Magen des Schweins sehr verschiedene pH-Werte.

All die Erkenntnisse der humanen Gastroenterologie über das komplizierte Programm des menschlichen Magens, der erst nach initialer Weitung des Magens durch Nahrungsaufnahme, durch die Säuerung und Neutralisierung der aufgenommenen Nahrung dann in festliegender Taktrate alls 3 Minuten in einer 20sekündigen Sequenz einen Teil des Mageninhalts über das zunterst liegende Antrum des Magens durch den Pylorus in den Zwölffingerdam spritzt, haben hier keine Relevanz!  Dem Schwein kann man daher auch nicht mit nativer Kost kommen, um seinen zerebralen Serotoninspiegel zu erhöhen. Dies wird auf anderen Wegen erfolgen, denn dass auch Schweine dringend das älteste und wichtigste aller Hormone, das Schlüsselhormon Serotonin brauchen, ist sicher.

Die Forscher nehmen an, dass sich auch beim Schwein die eigentliche Verstoffwechslung bereits auf den allerersten Windungen des Dünndarms vollzieht, haben aber festgestellt, dass auch beim Schwein nicht nur im Duodenum, sondern auch im Krumm- und Leerdarm die Darmwände voll mit Zotten und Mikrozotten besetzt sind. Ich gehe daher davon aus, dass bei allen Lebewesen der gesamte mit Zotten besetzte Dünndarm die Verstoffwechslung erledigt, wenn die Nahrung so flüssig in den Darm kommt, dass sie sich überall hin gut verteilen kann.

Der verkürzte Aufenthalt des Chymus im kurzen Dünndarm des Schweins legt indessen nicht die Annahme nahe, dass Toxine und andere Schadstoffe, die nicht im großen Magen des Schweins neutralisiert oder abgetötet wurden, mehr als beim Menschen die Darm-Blut-Schranke überwinden könnten. Das Schwein hat in unseren Augen eine geringere äußere Hygiene, im Innern ist es aber nicht weniger „sauber“ als alle anderen Lebewesen.

Wenn man also die in der Evolution des Menschen entstandene Fähigkeit, Tiere zu jagen oder zu halten und ihr Fleisch als Nahrung im Körper zu verwerten, nicht aus spirituellen oder ethischen Gründen aufgibt, braucht man den Konsum von Schweinefleich nicht zu fürchten. Wie schon oft betont, ist es aber gesundheitlich bedenklich viel Fleisch zu essen und besonders bedenklich, viel fettes Schweinefleisch zu essen, weil wir damit zuviel Protein ud Harnstoff aufnehmen, die wir nicht ausreichend abbauen können.

-de.wikipedia.org-

Eberferkel des rotbunten Husumer Schweines

2 Kommentare zu “Entwarnung für Schweinefleisch”

  1. Richtig Essen » Blog Archiv » Native Kost auch für Hund und Katze sagt:

    […] Entwarnung für Schweinefleisch […]

  2. Richtig Essen » Blog Archiv » Rheumatoide Arthritis und Ernährung sagt:

    […] sehr interessant auch die Tatsache, dass das viel geschmähte Schweinefleisch (s.dazu den Beitrag http://www.essenspausen.com/entwarnung-fuer-schweinefleisch/) mit 150 mg von allem Fleisch und fetten Fisch an der untersten Stelle der Tabelle steht. Ein […]