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Autogenes Training ist weder Yoga noch Hypnose

Erstellt von r.ehlers am Montag 9. November 2015

Autogenes Training ist nicht dassselbe wie Yoga, nicht nur wegen der spirituellen Herkunft des Yoga. Auch das Autogene Training hat eine eigenwillige geistige Herkunft, nämlich die aus der medizinischen Hypnosetherapie.

Die praktische Zielrichtung beider Methoden ist sehr ähnlich. Dennoch plädiere ich dafür, beide von ihrem historischen Hintergrund zu trennen. Es bleibt übrig ein für jedermann leicht beschreitbarer Weg zur entspannten Selbstfindung und Selbstbeeinflussung. Die größte Verwandtschaft hat dieser von unnötigem Beiwerk befreite Weg mit dem Autogenen Training, weshalb man ihn begrifflich eher dort verorten sollte als bei den fernöstlichen Übungen.

 

-de.wikipedia.org-

Yoga – Gruppenübung

Kleine Historie des Yoga

Hier und da kann man heute schon Yoga lernen, ohne viel von seinen philosophischne und religiösen Wurzeln zu hören. Teilweise liegt der Schwerpunkt dieser Kunst nicht in der körperlichen Praxis (der Stellungen = Asanas), sondern wie beim Autogenen Training in der Entspannung und Meditation. Aber man wird doch immer wieder mit den Begriffen aus der Geschichte des Yoga konfrontiert. Wenigstens diese muss man kennen, um nicht wie blind da zu stehen.

Die drei großen indischen Religionen des Hinduismus, Buddhismus und Jainismus behaupten übereinstimmend den immerwährenden Zyklus des Seins, in dem alle Lebewesen eine unsterbliche Seele (Atman) haben und  in einen Kreislauf von Geborenwerden, Sterben und neuem Geborenwerden gefangen sind. Dieser Glaube an die Reinkarnation heißt im Sanskrit Samsara, was wörtlich ein beständiges Wandern meint. Es geht dabei nicht um eine fröhliche Wanderung, sondern um eine leidvolle Erfahrung (Dukkha). Teilweise sehen die Buddhisten die Verantwortung dafür aus dem höllischen Lebensrad heraus zu kommen, allein bei jedem Menschen, der es lernen muss,von allen Bindungen, Begierden und Wünschen (Gier, Hass und Verblendung) los zu kommen und allein über die Erkenntnis zur Erlösung (buddhistisch: Nirwana, hinduistisch: Moksha) zu kommen.Die gute Seele geht am Ende der Samsara im Brahman, der Weltseele, auf.

So ganz fremd sind solche Vorstellungen dem Christentum nicht, das ja auch vom irdischen Jammertal, der Hölle und der Erlösung spricht. Schließlich ist danach zumindest Jesus an Pfingsten wiederauferstanden. Im indischen Glaubenskreis gibt es  keine Vorstellung von einer Erbsünde der Menschen und der Strafe Gottes. Die Gesetze der Wiedergeburt sind dennoch unnachgiebig. Einige Hindus vertrauen daher auf die göttliche Gnade, die das Karma, das eiserne Gesetz von Ursache und Wirkung, vernichten und das Individuum erretten kann. Auch da sind Ähnlichkeiten mit der christlichen Religion unverkennbar.

Karma ist verknüpft mit der Vorstellung einer sittlichen Weltordnung, dem Dharma, wodurch alle Handlungen gemäß dem Prinzip von Ursache und Wirkung die Voraussetzung für die künftige Wiedergeburt darstellen. Der Tod ist danach nicht der Abschluss des Lebens, sondern lediglich der Übergang zu einer neuen Daseinsform. Erhalten bleibt der durch den Atman (die ewige Seele) begründete, ewige und unveränderliche Wesenskern des Menschen, der Jiva genannt wird. Jiva ist also der Atman in der Bindung an Vernunft, Gefühl und Emotion, die in jedes neue Leben mitgenommen werden.

In den ältesten hinduistischen Texten, den Veden, dachte noch niemand an die Samsara., erst in den Upanishaden (rd. 800 v.Chr.) ist dies ein bedeutendes Thema.

Illustration der hinduistischen Reinkarnationslehre –de.wikipedia.org-

Ursprünglich war Yoga ein rein spiritueller Weg, der vor allem die Suche nach Erleuchtung durch Meditation zum Ziel hatte (Raja Yoga, Inana Yoga).Es kamen Ausprägungen hinzu, wie das Karma Yoga, genannt das Yoga der Tat und des selbstlosen Handelns, und das Bhakti Yoga, das Yoga der Liebe und Hingabe zu Gott bzw. den Göttern.

In der heutigen Praxis verfolgen Yogaübungen regelmäßig einen ganzheitlichen Ansatz, der Körper , Gesit und Seele in Einklang bringen soll. Vor allem in den westlichen Ländern wird Yoga häufig in Unterrichtseinheiten vermittelt. Eine solche kombiniert Asanas (Körperstelluungen), Phasen der Tiefenentspannung, Atemübungen mit Meditationsübungen. Die Ausübung der Asanas soll das Zusammenspiel von Körper, Geist, Seele durch einen kontrollierten Atem und Konzentration verbessern. Angestrebt wird eine insgesamt verbesserte Vitalität und gleichzeitig eine Haltung der inneren Gelassenheit.

Erwähnenswert unter den vielen verschiedenen Schulen finde ich besonders das Inana Yoga und das Yoga der Stille. Bei ihnen steht ganz ohne körperliche Übungen das Streben nach Selbsterkenntnis in der Meditation im Vordergund. Dies ist die offenbar größte Annäherung zu dem von mirbegünstigten, von seinem eigenen  Beiwerk entkleideten autogenen Weg zur entspannten Selbstfindung und Selbstbeeinflussung.

Klar ist allerdings eines: Alles Yoga zielt nicht bewusst auf die Selbstbeeinflussung, die Autosuggestion oder die Autohypnose, wenn sie auch ganza automatiscch wesentlich zur  Persönlichkeitsbildung beiträgt.

 

Herkunft des Autogenen Trainings

Der Berliner Psychiater Professor Dr. H.J. Schultz machte Anfang des letztenJahrhunderts  als junger Arzt gute Erfahrungen mit der  ärztlichen Hypnose. Das Wesen dieser Therapie beruht auf einer mit dem Wort Einschläferung nur sehr schlecht beschriebenen Technik, mit deren Hilfe der ausgestreckt  liegende Patient in einen Zustand völliger körperlicher Ruhe und Unbewegtheit (Bewegungslosigkeit) gebracht wird.

Der Zustand ist weder dem Schlaf noch der Schläfrigkeit ähnlich. Er ist vielmehr gekennzeichnet von einer Loslösung aller Interessen mit Ausnahme des Erlebnisses der völligen Muskelentspannung und des  einfachen „Durchlaufenlassens“ aller von innen aufkommenden Gedanken und Bildern.

Auf der Basis dieser positiven Binnenerfahrung ist der Patient instande, Auseinandersetzungen mit früheren traumatischen Erlebnissen oder aktuellen Konflikten zu wagen. Diesen passiv, aber in der Beschränkung auf die konkret vom Hypnotiseur aufgerufenen Phänomene sehr aufnahmefähigen Zustand nennt man ein Hypnoid. J.H. Schultz war einer der Ersten, die die Technik der Fremdhypnose zu übersetzen suchte durch eine von ihr entlehnte Technik der Selbsthypnose bzw. der Autosuggestion. 1926 erstmals vorgestellt und 1932 in seinem Buch Das autogene Training publiziert, ist das autogene Training eine weit verbreitete und – beispielsweise in Deutschland und Österreich sogar gesetzlich – anerkannte Psychotherapiemethode.

Die erlebbaren körperlichen Sensationen sind beim hypnoseähnlichen (hypnoidalen) Zustand im Autogenen Training die einer tiefen Entspannung, wie sie in der Meditation erreichbar ist: Ruhe, Körperschwere, Körperwärme, ruhiger Atem, ruhiger im Körper gefühlter Pils, Wärmegefühl im Soar Plexs, kühle Stirn. Typisch für den Hypnoid ist, dass an die Stelle“normaler“ konzentrierter Denkarbeit die ruhige aber unreflektierte Betrachtung des Körpers in seiner Selbstwahrnehmung tritt. Sponaten Einfälle verlieren sich. Der Mensch isst keineswegs willenlos. Sein Wille als komplexe Entschedungsleistung der Persönlichkeit in Bezug auf die eigene Person ist fokussiert auf die Herstellung und den gewünschen Fortbestand dieses angenehmen Seinszustandes. Der autogen trainiernde Mensch setzt sich selbst das Ziel und den Impuls zum letztliche Ausstieg aus dem Training.

Dr. Karl Robert Rosa, ein Schüler von Schultz, schreibet in seinem 1973 erstmals aufgelegtem Werk: „Das ist autogenes Training“, Kindler:

„Wer das Autogene Training vollständig und zuverlässig erlent hat, verfügt über eine Umgangsweise mit sich selbst, die im Bereich der Behandlung von Krankheiten, aber auch im Bereich der Möglichkeiten, das Leben nach außen und innen zu bestehen, ihresgleichen nicht hat.“

Ich habe Mitte der 60er Jahre die Schriften von H.J.Schultz gelesen. Seit nunmehr 50 Jahren vergeht kein Tag, an dem ich mich der Möglichkeit zur kontemplativen Sebstbesinnung und sicher auch der Selbstbeeinflussung nicht bediene.

Wie weit das stimmt mit der angeblichen Behandlung von Krankheiten, kann ich nicht sagen.

Ich setzte aber das Autogene Training immer wieder, wie von Schultz selbst empohlen, ein in der Meditation über Bereiche, denen die Versenkung des Geistes ins Unebwussste neue Antriebe und Erkenntnisse öffnet. Ähnlich wie bei Traumerfahrungen habe ich es immer wieder erlebt, dass sich nach der autogenen Meditation überraschende Eingebungen melden (Heureka-Prinzip).

Schultz und seine engen Anhänger schwören neben der Herstellung des hypnoidalen Zustandes im Autogenen Training einschließlich der gezielten Umsetzung formelhafter Vorsätze auf die weniger leicht beschreibbaren oberen Stufen des Programms. Schon der Umstand, dass sich unter den Schülern von Schultz jeder seine eigenen Verfahrensweisen aufgebaut hat, zeigt mir, dass es sich um ein Terrain handelt, das sich für die allgemeine Umsetzung wenig eignet. Ich plädiere dafür,

  • die der Herkunt des Autogenen Trainings aus der Fremdhypnose stammenden Besonderheiten beiseite zu lassen und sich auf die für jeden Menschen ungemein wertvolle Beherrschung der besonderen Umgangsweise mit sich selbst zu beschränken.

S. auch:

http://www.essenspausen.com/meditation-schafft-lebensraeume/

http://www.essenspausen.com/meditation-im-buddhismus-nicht-religion-sondern-lebenskunst/

http://www.essenspausen.com/vom-schmerz-zum-wohlbefinden-durch-die-akupunkturmatte/