Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Arginin und Folsäure nicht substituieren ?

Erstellt von r.ehlers am Mittwoch 18. März 2015

Der Rheumatologe Dr. Lothar M. Kirsch, über dessen klugen Umgang mit Lebensmitteln und  Nahrungsergänzungsmitteln ich am 27.1.2014  berichtete

– http://www.essenspausen.com/dr-kirsch-ueber-nahrungsergaenzung/ -,

gab mir den Hinweis auf einen im Netz nachzulesenden Aufruf des Düsseldorfer Pharmakologen und Mediziners Professor Dr.Georg Kojda an die Apotheker in den öffentlichen Apotheken, der allerdings für die Allgemeinheit ebenso interessant ist:

http://www.uni-duesseldorf.de/kojda-pharmalehrbuch/apothekenmagazin/Editorials/2006-03.pdf

http://www.apothekerverband-koeln.de/fortbildung/

Professor Dr. rer. nat. med. habil.Georg Kojda

In diesem Beitrag weist er darauf hin, dass Nahrungsergänzungsmittel wie beispielsweise die “in Mode gekommene” Einnahme von Arginin- und Folsäurepräparaten Nebenwirkungen haben können, von denen die Hersteller, die den Apothekern großartige Wirkungen der Produkte vorstellen, kein Wort sagen und von denen dann natürlich auch die Apothekenkunden nichts hören. Im Gegenteil rügt er, dass suggeriert wird, dass es sich um körpereigene Stoffe (Aminosäure, Vitamine) handelt, die von Natur aus keine Nebenwirkungen kännten.

Die Sache hat verschiedene Facetten:

(1 Dürfen die Apotheker überhaupt die Information über die angeblichen gesundheitlichen Wirkungen der Nahrungsergänzungsmittel über Schaufensterwerbung und im Beratungsgespräch mit dem Apothekenkunden weitergeben?

(2) Wie weit dominieren wirtschaftlich Positionen bei diesem Thema?

(3) Wie sicher ist die Annahme, dass die Gabe von Arginin und/oder Folsäure keine positiven Wirkungen oder gar nachteilige Nebenwirkungen hätte?

 

Was dürfen die Apotheker?

Ich spare mir die Wiedergabe der ausführlichen Darstellung im Beitrag von Professor Dr. Kojda, dass Nahrungergänzungsmittel keine Arzneimittel wären und nicht so gut wie diese oder gar nicht auf ihre Wirkungen und mögliche Nebenwirkungen untersucht seien. Gesetzlich ist der Unterschied nämlich dadurch ganz konsequent berücksichtigt, dass über mögliche Gesundheitswirkungen von Nahrungsergänzungsmitteln, die ja Lebensmittel sind, gegenüber dem Verbraucher seitens der Hersteller und Verkäufer der Produkte nicht ein Wort fallen darf.

Die Klage von Professor Dr. Kojda ist aber nicht unberechtigt. Der Staat überwacht die Einhaltung seiner Gesetze auf diesem Gebiet nur hier und da einmal, wo er sich einen schnellen Erfolg verspricht. Sonst blüht der Wildwuchs. Die großen Hersteller von Nahrungergänzungsmitteln, oft selbst Arzneimittelhersteller, instruieren “ihre” Apotheker eingehend, wie sie die Kunden  am besten auf die angeblichen Wirkungen ansprechen. Was dann in der Apotheke an Ratschlägen erteilt wird, ist glücklicherweise nicht überprüfbar. Wenn man hinsieht, erkennt man aber schon, dass die Sache System hat. Steht dann noch ein Schild im Fensterter der Apotheke, auf dem für diese Wirkungen geworben wird, weiß man doch Bescheid!

Hätten Sie aber gewusst, dass die Apotheker in der Erteilung ihres fachlichen Rats gar nicht frei sind, sondern als Verkäufer von Nahrungsergänzungsmitteln den Herstellern und Händlern gleichgestellt sind, d.h. denselben Maulkorb tragen (s. dazu ausführlich http://www.essenspausen.com/apotheker-mit-maulkorb/)? Unter Apothekern ist es weithin unbekannt, dass sie genau wie alle anderen Anbieter von den – strafbewehrten – Verboten der Health-Claims-VO und des Lebensmittelgesetzes betroffen sind.

In der Aussage frei sind nur Therapeuten. Für Naturheilmediziner und Heilpraktiker gehört die Empfehlung des Kaufs von Nahrungsergänzungsmitteln zum Kern”geschäft”, wo sie auch ihre unbestreitbar großen Erfolge in der Prävention von Krankheiten, der Linderung der Beschwerden und ihrer Besserung haben. Irgendwie ist es Teil unseres Gesundheitssystems, dass in der medizinischen Praxis sonst die Prävention “kleingeschrieben” wird.

 

Die wirtschaftlichen Positionen

Wenn alle Apotheker wüssten, wie schroff der Gesetzgeber ihre Rechte zur gesundheitlichen Beratung eingeschränkt hat, würden sie auf die Barrikaden gehen. Aber sie werden ja nicht mal darüber informiert.  Prof. Dr. Kojda, der ja führend tätig ist in der Lehre der Pharmakologie und der Ausbildung von Apothekern, sagt dazu  kein Wort. Soweit Apotheker diesen Angriff auf ihren Berufsstand mitbekommen haben, halten sie sich lieber bedeckt und fahren damit so lange ganz gut, wie die zuständigen staatlichen Kontrolleure nichts gegen sie unternehmen. Ich vermute, dass ihnen das selbst nicht ganz geheuer ist, universitär ausgebildete Pharmazeuten daran zu hidern, über den gesundheitlichen Wert von Nahrungsergänzungsmitteln zu reden. Wenn aber die Apotheker so wie alle anderen an der Herstellung und ihrem Vertrieb beteiligten Personen auch die ersten Abmahnungen erhalten, sollten sich unsere Parlamentarier, die die seltsamen Gesetze gemacht haben, aber warm anziehen. Denn auch Apotheker haben eine Lobby, auch wenn man nicht viel von ihr hört.

 

Der große Wert von Arginin und Folsäure

Wer sich rundum klug ernährt und sich ausreichend bewegt, muss nicht befürchten, dass ihm -außer vielleicht den beiden Hormonen Vitamin D 3 und natürliches Progesteron – jemals irgendein wichtiger Stoff im Körper fehlt. Wenn keine besonderen Störungen, auch Frühzeichen von Störungen, vorliegen, besteht auch kein Grund, laufend die Werte aller Wertstoffe im Körper einschließlich der Vitamine und Hormone labormäßig untersuchen zu lassen. Neben und außerhalb der konventionellen medizinischen Leistungen wird auf dem Gebiet der Kontrolle der Vitalstoffe im Körper bereits so viel Geld verdient, dass es angezeigt ist, die angebotenen Maßnahmen darauf abzuklopfen, welchen wirtschaftlichen Vorteil sie den Anbietern bringen.

Die große Bedeutung von Arginin und Folsäure im Körper wird von niemandem bestritten. Beide sind für viele wichtige Prozesse im Körper und auch im Gehirn unverzichtbar. Vieles verstehen wir erst in Ansätzen. Ganz sicher ist auch, dass eine Unterversorgung mit ihnen Störungen und Krankheiten zur Folge haben können. Das Erreichen einer normalen Versorgung nach dem Eintritt solcher Störungen bewirkt schon mal ganz sicher, dass aus dieser Quelle nicht noch mehr Unheil strömt. Ob und unter welchen Gegebenheiten eine vermehrte Gabe der vorher fehlenden Stoffe die einmal eingetretenen Schäden beseitigt, ist dagegen weitestgehend ungewiss. Darauf weist Professor Dr. Kojda sehr zu Recht hin. So relativiert er z.B. die von (hauseigenen?) Studien gestützten euphorischen Empfehlungen der Hersteller von Argininpräparaten wie folgt:

  • “Die iatrogene Verbesserung der Endothelfunktion ist ein Surrogatparameter mit wenig Aussagekraft im Hinblick auf Schwere und Verlauf kardiovaskulärer Erkrankungen.
  • Es gibt im Gegensatz zu Arzneimitteln wie Betablockern, Statinen, ACE-Hemmern oder Sartanen keinen klinischen Beleg dafür, dass L-Arginin die Progression kardiovaskulärer Erkrankungen verzögert oder die kardiovaskuläre Sterblichkeit verringert.
  • Es gibt nur wenig Informationen zum Sicherheitsprofil von L-Arginin bei längerfristiger Gabe.”

Mit der kritischen Einstellung zu Nahrungsergänzungsmitteln verlieren sie für die Konsumenten aber beileibe nicht ihren großen Wert in der Prävention gesundheitlicher Störungen. Man darf von ihnen keine zuverlässig abrufbaren Wunderwirkungen erwarten, kann aber doch großartige Besserungen erleben, wenn die Versorgung zuvor nicht ausreichend war.

Wer also in bescheidenem Umfang seine Nahrung um möglicherweise fehlende Stoffe ergänzt, kann das ohne Sorge tun. Vielen, die sich laufend falsch ernähren, kann man nur raten, wenigstens diese Möglichkeiten zu nutzen. Auch da sollte man sich aber möglichst an die Natur anlehnen, die keine isolierten Wirkstoffe kennt und die Wirkung der vielen Inhaltsstoffe in den Lebensmitteln erst in ihrer natürlichen Zusammensetzung vermittelt. Besser als der Griff zu Nahrungsergänzungsmitteln ist aber allemal die tägliche Auswahl guter inhaltsreicher Lebensmittel, ihre richtige Verarbeitung und ihr richtiger Verzehr.

Ob die Produkte Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel heißen, ist ohne Bedeutung. Die von mir entwickelte native Kost/Aminas Vitalkost wird von einigen Menschen als eine Nahrungsergänzung angesprochen, obwohl sie ganz sicher keine ist, weil sie keine Inhaltsstoffe konzentriert, sondern die vollen essbaren Teilen ausgewählter, aber ganz normaler, Lebensmittel durch Trocknung konserviert. Ob Konzentrat oder nicht, die regelmäßige Zufuhr schon von sehr wenig inhaltsreicher Nahrung von Rohkostwert hat, wie ich in Tausenden von Fällen und am eigenen Leibe gesehen habe, einen überragenden positiven Einfluss auf die ganze Gesundheit. In diesem Bezug ist die native Kost keineswegs einzigartig, wie ich wiederholt erwähnt habe. Ob Juice Plus, Cellagon, Jentschura Wurzelextrakt oder was immer, hat vergleichbare Wirkungen etwa die, dass man eine alte Erkältungsanfälligkeit verliert. Viele langjährige Nutzer solcher Nahrungsergänzungsmittel wie auch die der nativen Kost, die früher jedes Jahr wiederholt “ihren” Schnupfen und immer wieder auch “ihre” Grippe hatten, leben Jahr um Jahre ohne eine einzige dieser Störungen! Wie zur Bestärkung berichtete mir gerade ein alter Freund, der sich für den Rest seiner hoffentlich noch vielen Jahre in einem schmucken Seniorenheim einquartiert hat, dass er als einziger der vielen Bewohner dort nicht von der Grippewelle erwischt wurde. Er nimmt ja auch seit 12 Jahren täglich morgens als erste Nahrung einen Löffel nativer Kost auf leeren Magen zu sich und hat wie ich selbst all diese  Jahre nicht ein einziges Mal einen Schnupfen erlebt!

Sind deutliche Störungen der Gesundheit im Anzug oder bereits ausgebrochen lohnt sich der Weg zum  Ernährungsmediziner, ggf. zu einen Orthomolekularmediziner , um deren praktische Erfahrungen im Umgang mit der Nahrung und den Nahrungsergänzungsmitteln zum eigenen Vorteil zu nutzen.

 

Seltsam schwache Warnung vor Arginin und Folsäure

Professor Dr. Kojda bemängelt, dass bei Nahrungergänzungsmitteln kaum beachtet wird, dass sie auch nachteilige Wirkungen auslösen könnten. Gegenüber hohen Dosen von Vitamin A und Vitamin E ist solcher Verdacht immer wieder mal geäußert worden, ob zu Recht, kann hier dahinstehen. Jedenfalls hat das immer nur hohe Dosierungen betroffen.

Professor Dr. Kojdas einziges Argument, zur Vorsicht bei Arginginpräparaten zu warnen, betrifft ihre Einnahme nach einem Herzinfarkt (Myokardinfarkt/Postinfarktpatienten). Eine ganz neue Studie an 153 Infarktpatienen habe keine nennbaren positiven Ergebnisse gezeitigt, aber es müsse mit schweren Nebenwirkungen gerechnet werden, nachdem in der Gruppe der Arginin-Patienten im Untersuchungzeitraum 6 Teilnehmer starben, in der Placebo-Kontrollgruppe aber nicht einer.

Auf mich wirkt dies alles ein wenig wie eine Erfolgsmeldung nach Art des “Mission Accomplished” von George W. Bush nach seinem Überfall auf den Irak. Geht es Professor Dr. Kojda nicht um gerade das Ergebnis, dass die Verschreibung der Standardmedikamente bei Bluthochdruck nicht durch den Einsatz von Arginin und Folsäurepräparaten wie Vintage MI und Norvit (klingt doch auch wie Arzneimittel!)  gestört wird?!  Er schreibt wörtlich:

“Bei Postinfarktpatienten scheint also L-Arginin im Hinblick auf die überprüften kardiovaskulären Funktionen nicht nur wirkungslos, sondern möglicherweise auch gefährlich zu sein. Selbstverständlich lässt sich nicht mit Sicherheit ausschließen, dass es sich bei den Todesfällen in der L-Arginingruppe trotz aller Kontrollen in dieser Studie umeinen Zufallsbefund handeln könnte. Dennoch müssen nun die Ergebnisse weiterer ähnlich solide gemachter klinischer Studien abgewartet werden, bevor Postinfarktpatienten die Einnahme von L-Arginin empfohlen werden kann. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrundfehlender prognostischer Daten aus kontrollierten klinischen Studien(s.o.), die die beanspruchten Wirkungen nachweisen könnten.” [Kursiv + fett von mir]

Man braucht keinen Statistiker um zu beurteilen, dass die Häufigkeit von Todesfällen in Gruppen unterschiedlichster Zusammensetzung bei der Ausgangsmenge von 153 Personen ebenso leicht bei sechs oder null Fällen liegen kann. Ein Herzinfarkt ist nun mal eine lebensgefährliche Komplikation. Man kann danach mit richtiger Pflege noch Jahrzehnte leben wie z.B. der Altbundekanzler Helmut Schmidt. Es hängt ganz von den Umständen ab, ob nicht ein Infarkt den nächsten nach sich zieht und plötzlich das Leben beendet. Es bleibt hier aber ganz und gar im Dunkeln, auf welchem biochemischen Wege denn die Argininpräparate den Tod herbeigeführt  haben sollen. Genau genommen fehlt für die Annahme einer solchen Wirkung  jede Plausibilität.

Es reicht dem Autor aber doch, um als Fazit seiner Ausführungen  zu verlangen, dass die Apotheker von den Arginin- und Folsäureprodukten ganz abraten sollten. Womit wir eben wieder mit den wirtschaftlichen Interessen zu tun haben.