Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Appetit, Hunger und Sattwerden

Erstellt von r.ehlers am Dienstag 26. Juni 2012

Sachbezug: Körpergewicht + Serotoninaufbau

Bulimie: Mädchen isst heimlich am Kühlschrank  -Apotheken Umschau-

Heißhunger (binge eating)

 

1.      Gefühle verleiten zum Essen

Die  Beseitigung von Übergewicht ist ein Mengenproblem. Es müssen Mengen von Körperfett weg. Das setzt voraus, dass es verbraucht wird, was nicht möglich ist, wenn die Fettzellen nie geöffnet werden und die Fettspeicher durch Essensaufnahme immer weiter aufgefüllt werden. Also muss ich weniger essen?

Ganz so einfach ist es nicht. Ich kann selbst angesichts extrem großer Nahrungsmenge abnehmen, wenn mein Körper die aufgenommene Nahrung nicht ausnutzt.  Der Autor Hans-Ulrich Grimm („Die Kalorienlüge“) berichtet von den hochgewachsenen, schlanken Massai, Rinderhirten aus der Serengeti in Afrika, die zu bestimmten Zeiten des Jahres tagtäglich Nahrung mit einem Kaloriengehalt von 20.000 kcal zu sich nehmen und dabei kein Gramm zunehmen. So geht es auch dem kanadischen Esskünstler  Peter Czerwinski („Furious Pete“), der weltweit jeden Esswettbewerb gewinnt. Er verdrückt z.B. in zwei Minuten 45 Frikadellen á 60 Gramm – und nimmt nicht zu!

Für das Ziel des Abnehmens und Gewichthaltens kommt es nur auf Eines an: die Fettzellen müssen geöffnet und das Körperfett muss verbraucht oder ausgeschieden werden! Wenn ich das schaffe, wozu ich nach den gesicherten Erkenntnissen des Systems der Essenpausen nur ausreichend lange Pausen zwischen den Mahlzeiten einrichten muss, in denen ich nicht durch Zwischenmahlzeiten  das „Dickmacherhormon“ Insulin locke, habe ich den Krieg gewonnen. Ist es also egal, wie ich daran gehe?

Ganz und gar nicht.  In unserem Gemüt beherbergen wir nämlich Kräfte, die dem Erfolg der Einhaltung von Essenspausen entgegenstehen: Appetit, Hunger und vielleicht auch das Verlangen nach Sättigung. Um mit ihnen fertig zu werden, müssen wir sie kennen und auch verstehen lernen, wie sie sich zueinander verhalten. Jeder wird meinen, dass er dazu keine Belehrung braucht.  Was aber sagen Sie zu der Expertenmeinung  von Prof. Dr. V. Schusdziarra, „Satt essen und abnehmen“, mmi 2008, S.7), der sagt:

Einer der ganz wesentlichen Gründe für den Verzehr von Speisen jeglicher Art ist der Wunsch, das Hungergefühl durch das wesentlich angenehmere Gefühl der Sättigung zu verdrängen.

Solche Fehlannahmen ziehen sich weithin durch die Literatur und geistern auch in den Köpfen der Verbraucher herum. Hunger und Sättigung/Sattheit sind keine direkten Gegenpole, weil sättigende Nahrungsaufnahme zeitweilig den Hunger nur zeitweilig besänftigt. Auch Hunger und Appetit  überschneiden sich nur zum Teil. Appetit meldet sich nämlich auch dann noch, wenn gar kein Hunger mehr vorherrscht.

Wenn wir weiter nur über die Sprachbegriffe reden,  und nicht zum wahren Kern dieser Phänomene vordringen, verstehen wir die Zusammenhänge nicht richtig. Die falschen Schlüsse für das zielführende Verhalten sind damit vorprogrammiert.

Zum richtigen Verständnis gehört zunächst das Wissen, dass alle unsere Gefühle ausschließlich in naturgegebener Bindung an Hormone und Botenstoffe existieren. Diese materielle Bindung an unsere Biochemie füllt zwar nicht den Inhalt der Gefühle aus, sie lässt auch Raum für ihren geistigen oder spirituellen Gehalt. Aber außerhalb der Bereiche der nichtwissenschaftlichen Welterklärung müssen wir festhalten, dass Gefühle immer (auch) eine Frage der Chemie sind.  Es gibt beispielsweise keine generell glücklich machenden Ereignisse, weder die Geburt eines Kindes, eine Jobzusage oder ein Lottogewinn. Das sind psychische Auslöser für die Ausschüttung von Glücksbotenstoffen, mit deren Hilfe dann aber die Freude heftig losbrechen kann. Wehe nur, wenn diese Helfer fehlen.

2.      Das Streben nach Sättigung

Ohne  Zweifel gibt es ein natürliches Streben, nicht nur irgendwelche Nahrung zu essen, weil wir den Hunger loswerden wollen, sondern weil wir das angenehme Gefühl des Sattseins genießen wollen.  Jeder kennt das lustbetonte Interesse, besondere „leckere“ Speisen zu sich zu nehmen, also den Appetit. Darüber hinaus haben wir aber auch dieses Bedürfnis, uns satt zu essen. Die Assoziationen der Menschen bei diesem Thema sind sehr unterschiedlich.  Die meisten genießen das angenehme Füllungsgefühl im Bauchraum, sicher auch weil in der Zeit des vollen Magens der Hunger wie abgestellt ist. Manche fühlen sich auch entspannt und suchen nach der Volksweisheit: „Nach dem Essen sollst Du ruhn“ besondere Ruhe nach dem Essen – während andere nach dem zweiten Teil der Volksweisheit  „oder tausend Schritte tun“ eine gewisse allgemeine körperliche Betätigung vorziehen.  Aber gibt es wirklich ein originäres Streben danach, Sattheit zu erleben, „sich richtig satt“ zu fühlen? Zumindest kann man sich an die Situationen des Sattseins nach gutem Mahl gewöhnen und sie emotional so besetzen, dass man sie immer wieder sucht.

Auf der anderen Seite kennen die Gastroenterologen und die Hormonforscher auch das Sättigungshormon mit dem schönen Namen Cholezystokinin, das über das Erleben des körperlichen Ausgefülltseins durch den vollen Magen durch seine Arbeit als Gewebshormon im Verdauungstrakt und als Botenstoff im Hypothalamus, dem Esskontrollzentrum des Gehirns, das Gefühl der satten Zufriedenheit erlebbar macht. Dieses Hormon lässt dann sogar die Menschen nach ausreichendem Essen eine Sattheit erleben, denen der Magen stark verkleinert oder gar ganz wegoperiert wurde. Die Herstellung der Sättigung unterdrückt, wie gesagt, für eine Weile auch jedes Hungergefühl. Cholezystokinin ist daher nicht nur das Sättigungshormon. Es hat auch die Aufgabe der Hungerbeseitigung, das aber nur zeitlich sehr begrenzt.

3.      Appetit kommt aus der Seele

Während es für den Hunger durch die Wirkung des Sättigungshormons Cholezystokinin eine einfache hormonelle Verbindung zur Sattheit gibt, ist dies beim Appetit eine ganz andere Sache. Der Appetit ist wie ein freier bunter Vogel, der sich niederlässt wo er will. Er sucht die Freude am Essen, wobei er keinen Hunger braucht und keine Sattheit fürchtet. Man beobachte nur einmal das Essverhalten der Menschen, die zu Familienfeiern zusammenkommen. Wenn sie sich nach Frühstück und Gabelfrühstück mittags schon richtig satt gegessen haben, folgen alsbald Kaffee und Kuchen oder Tee und Gebäck, wieder gefolgt von einem üppigen Dinner, dem schließlich ein reizvolles Nachtessen folgt. Es passt immer noch mal was oben drauf.

Die Antriebe des Appetits dringen aus dem Fundus unserer Gefühle, die in der Amygdala gespeichert sind, hoch ins Bewusstsein und geben keine Ruhe, bis die Lust am besonderen gewünschten Esserlebnis befriedigt ist. Unter Einschaltung einer ganzen Reihe von Glückshormonen, allen voran Dopamin und Serotonin, wird durch die Gewährung der angestrebten Essenfreuden der Nucleus accumbens, das Belohnungszentrum unseres Gehirns bedient, das sich im unteren Vorderhirn befindet.

Oft genug werden, auch von Experten, Hunger und Appetit miteinander in einen Topf geworfen. Besonders spricht man bei Stoffen, die den Hunger besänftigen oder abstellen, von „Appetitzüglern.  Im Bewusstsein der Kompliziertheit der Antriebe zum gezielten lustbetonten Essen kann man indes solch einen Fehler kaum machen. Wirkliche Appetitzügler  gibt es nämlich nicht. Sie müssten schon an der Grundstruktur unseres ganzen mental-hormonellen Gefühlslebens ansetzen.  Es spricht nichts dafür, dass die Wissenschaft da in absehbarer Zeit weiter käme.

Ist der Appetit nicht mehr beherrschbar, weil die psychischen Antriebe zum Essen aus Frust oder aus Lebensgier sich verselbständigt haben,  gibt es derzeit und wahrscheinlich auf lange Sicht keine Pille dagegen. Wenn solcherweise eine Esssucht im engeren Sinne vorliegt, gibt es nur die Hilfen aus der Psychotherapie, voran der kognitiven Verhaltenstherapie. Wie häufig diese Fälle wirklicher Esssucht sind, ist umstritten. Es wird u.a. behauptet, dass jeder zweite übergewichtige Mensch ein „emotionaler Esser“ sei. Ich gehe dagegen davon aus, dass wir alle ein wenig geprägt sind durch das verführerische gute Essen, dem wir in der Summe einen sichtbaren Teil unserer Freuden im Leben verdanken.  Wir können damit aber regelmäßig auch ohne großen therapeutischen Aufwand fertig werden. Wollen wir nicht erst einmal sehen, wie viele oder wie wenige Übergewichtige noch übrig bleiben, wenn wir einmal gelernt haben, wie wir den Hauptfeind der Umsetzung des Systems der Essenpausen, den nackten Hunger, auf natürliche Weise besiegt haben? Nach medizinischen Schätzungen bleibt dann immer noch ein verschwindend kleiner Teil von schwer Übergewichtigen, denen wegen genetischer Fehldispositionen nicht geholfen werden kann.

4.      Die Urgewalt des Hungers

Essgewohnheiten können wir mit wenig Aufwand ablegen, selbst die sog. eingefleischten Essgewohnheiten. Dazu brauchen wir uns nicht im Kampf gegen den „inneren Schweinehund“ messen. Ein wenig mehr Achtsamkeit für unsere wahren Bedürfnisse und ein wenig Konsequenz bringen uns auch ohne permanente Anstrengung unserer Willenskräfte zum Ziel. Nur was wir allenfalls mal ein paar Wochen lang, etwa in einer der vielen temporären Diäten, schaffen können, ist, dem übermächtigen Hunger zu trotzen und nicht zu essen, obwohl der nie aufgibt.  Auf Dauer siegt der Hunger. Mit der Aufgabe der Essenspausen steigt dann auch wieder das Körpergewicht.

Viele Übergewichtige, die sich täglich von einer Mahlzeit zur nächsten hangeln, antworten auf Anfrage, dass der Hunger für sie kein Problem ist. Kein Wunder, wenn sie ihm schon beim ersten Anflug mit der Aufnahme von Nahrung nachgeben. Sie laufen in Wahrheit nur vor dem Hunger her, der ihr ganzes Leben lang jeden Tag und jede Stunde für sie eine mächtige unterschwellige Bedrohung ist. Die bloße Angst vor möglichem Hunger reicht aus, um sie ständig schwach werden zu lassen.

Wer meint, sich mit Willenskraft gegen den Hunger stemmen zu können, lernt erst recht sein ganzes Potenzial kennen. Da ist zunächst die ungestüme Kraft des Heißhungers (binge eating), der keinen  Widerspruch gegen die sofortige Essensaufnahme zulässt. Dann gibt es noch ein ganz besonders gemeines Werkzeug, mit dem unsere hormonellen Systeme uns rumkriegen, unkontrolliert Nahrung zu uns nehmen. Ich meine damit die bekannte Gier auf Schokolade, die ich aus der Zeit meines großen Übergewichts noch sehr gut in Erinnerung habe. Dass das wilde Verschlingen von Schokolade kontraproduktiv ist beim Abnehmen, werden Sie schon nach dem Wissen im System der Essenspausen zum Auf- und Abbau von Körperfett leicht verstehen. Der Zucker in der Schokolade lockt Insulin, das zu tun hat, ihn in die Verbrennungskammern der Körperzellen (Mitochondrien) zu transportieren, das aber gleichzeitig die Mengen an Fett aus der Schokolade in die Fettzellen einbaut und sie wieder verriegelt, damit sie auch ja nichts von ihrer Ladung verlieren. Was an Zucker nicht zum Energieaufbau gebraucht wird, wird in der Leber zu Fett umgebaut und wandert dann auch noch in die Fettzellen. An Fettabbau ist nach dem massenhaften Genuss von Schokolade natürlich für viele Stunden gar nicht zu denken.

Nach ganz neuen Erkenntnissen hat die Gier auf Schokolade einen eigenen Namen bekommen: Es sind die Enkephaline, besondere opioidähnliche Stoffe, die sich in einem Teil des Belohnungszentrums des Gehirns (Neostriatum) bilden und, wenn sie nicht kontrolliert werden, den ungehemmten Konsum von Schokolade erzwingen (auch andere Dinge, die zugleich süß und fettig sind). Ich zweifle nach den umfassenden Erfahrungen mit der Aminas Vitalkost nicht, dass ihr Konsum das Esskontrollhormon Serotonin anstößt und dass dieses die Wirkung der Enkephaline in Schach hält.

5.      Der Hormoncocktail für und gegen den Hunger

Die Wirtschaft ist mit Hilfe der Wissenschaft seit ein, zwei Generationen wild darauf aus, eine medikamentöse Lösung des Problems des Übergewichts zu finden. Bekannt sind inzwischen Dutzende von Hormonen und ähnlichen Steuersubstanzen, die den Hunger beeinflussen.  Manches  sieht vom Ansatz her ganz einfach aus. So wird in den Fettzellen des Körpers das Hormon Leptin hergestellt, das beim nicht übergewichtigen gesunden Menschen das Hungergefühl begrenzt. Dummerweise aber findet sich dieses Hormon besonders reichlich im Blut Übergewichtiger. Ob überhaupt die Verbesserung der Verfügung über Leptin das Problem lösen kann, ist völlig ungewiss. Ähnliches gilt für das Hormon Ghrelin, das den Hunger auslöst. Man hat nämlich festgestellt, dass Menschen, die die Menge der aufgenommenen Nahrung beschränkten, sei es in einer Diät oder beim Fasten, höhere Mengen an Ghrelin produzierten.

Parallel zu diesen Forschungsansätzen ist aber bereits gesichert, dass das Esskontrollhormon Serotonin sowohl die Aktivität von Leptin wie auch von Ghrelin im Gehirngeschehen vollständig  kontrolliert.  Die Erfahrung von vielen zehntausend Nutzern der Aminas® Vitalkost, der vielen Millionen der Nutzer ihres chinesischen Vorprodukts KUIKE seit seiner Einführung im Jahre 1985 und auch der Nachahmer der Aminas® Vitalkost zeigen, dass das Problem der Kontrolle des Hungers längst gelöst ist. Nach meiner allgemeinen Theorie des körpereigenen Serotoninaufbaus („Wohlfühlhormon Serotonin. Botenstoff des Glücks. Der körpereigene Aufbau durch native Kost“, Via Nova, 2012) ist der Weg seiner Lockung über den Verzehr fein gemahlener nativer Pflanzenkost auf leeren Magen nur einer der probaten Wege, wenn auch der bequemste.

Das Hungergefühl ist seither kein Grund mehr, der den Erfolg des Abnehmens und des Gewichthaltens weiter beeinträchtigen könnte.